Kommentar zur Corona-Krise: Solidarität ist das Gebot der Stunde

Die Corona-Pandemie hat auch bei uns zu einer beispiellosen Ausnahmesituation geführt. Noch kann niemand sagen, welche Einschränkungen des öffentlichen Lebens die Behörden noch treffen müssen. Die Entscheider sind nicht zu beneiden. Ihre Anordnungen haben weitreichende Auswirkungen auf wirtschaftliche Existenzen und auf Familien, die nicht wissen, wie sie in Zeiten von geschlossenen Schulen und Kitas Kinderbetreuung, Betreuung der alten Eltern und Beruf unter einen Hut bekommen sollen. Nach Stand der Dinge muss sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung vor einer Ansteckung fürchten, weil der Virus für sie schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen haben könnte. Es sind, wie Experten sagen, die alten Leute und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, die es mit voller Wucht treffen kann. In erster Linie ihnen gelten die Vorsichtsmaßnahmen. Solidarität ist das Gebot der Stunde. Dazu zählt, dass sich auch Junge und Gesunde vor einer Ansteckung schützen, damit sie den Virus nicht weitertragen. Dass das ausgiebige Händewaschen dazugehört, sollte inzwischen jeder wissen. Dass man nicht Desinfektionsmittel, die andere dringender brauchen, kauft oder gar klaut und hortet, sickert langsam durch. "Was soll die Aufregung? Ist doch alles wie immer." Jeder unnötige soziale Kontakt kann einer zu viel sein. Das zu beachten ist umso schwieriger, wenn man ins Dorf oder in die Stadt geht, die Sonne scheint, Leute Eis essen und man denkt: &bdquo;Was soll die Aufregung? Ist doch alles wie immer." Solidarität heißt aber auch, weder Erkrankte noch Risikogruppen zu stigmatisieren, sondern vielleicht mal ein aufbauendes Telefonat zu führen, ein nettes Wort aus der Entfernung zuzurufen, und dort zu helfen, wo Not ist. In aller Regel funktioniert die Nachbarschaftshilfe in unserem ländlich geprägten Kreis ja sehr gut. Sie wird auch dringend gebraucht, denn nicht alles können die öffentlichen Hilfssysteme leisten. Manchmal hilft auch Humor. Über Klopapier-Hamsterer lässt sich gut gemeinsam lachen – wenn man es hat. Nicht jeder Großeinkauf muss aber einer der verspotteten Hamsterkäufe sein. Es macht ja Sinn, nicht wegen jedem Päckchen Butter loszufahren und sich in die Schlange an der Ladenkasse einzureihen. Wenn Hysterie über Vernunft siegt, hört der Spaß aber schnell auf. So fanden zwei Frauen in einem Herforder Supermarkt ein letztes Brot im Regal. Als die eine im Scherz sagte &bdquo;Da können wir uns ja jetzt drum streiten" bemerkte sie, dass die andere es ernst meint. Sie ließ ihr das Brot. "Wegen Leuten wie Ihnen haben wir jetzt das Theater!" Was aber mag eine alte Frau aus Herford denken, die im Garten steht und von einem vorbeiradelnden Mittdreißiger angepöbelt wird: &bdquo;Wegen Leuten wie Ihnen haben wir jetzt das Theater!" Eine Pfarrerin riet ihr, es als Mischung aus Dummheit und Angst abzutun. Da tut es gut zu hören, dass es Leute gibt, die selbst Ideen entwickeln, wie auch wildfremden Menschen in der weiteren Nachbarschaft geholfen werden kann. Und die daran denken, dass es nicht zu direkten persönlichen Kontakten mit Betroffenen kommen sollte. Einerseits, um nicht eine Infektion ins Haus zu tragen, andererseits, um die alten Leute gar nicht erst in die Verlegenheit zu bringen, Menschen, die sie nicht kennen, die Tür zu öffnen. Wo Nachbarn und Familie keine Hilfe in der Grundversorgung leisten können, da wollen bisher zwei Initiativen, die sich im Kreis in Facebook zusammengefunden haben, einspringen. Sie erledigen ehrenamtlich Einkäufe für Menschen, die das selbst nicht mehr tun sollten oder können. Also schon jetzt herzlichen Dank an die uneigennützigen Helfer. Vielleicht gibt es ja noch mehr so gute Ideen.

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