Gastro für den Marktkauf Herford: So soll der Einkauf zum Erlebnis werden

Herford. Den Marktkauf am Deichkamp kennt Thorsten Take seit dem Jahr 1989, als er als Auszubildender ins Unternehmen eintrat. Seitdem hat der heutige Marktleiter einige Renovierungen und Neuerungen erlebt. Die jetzt abgeschlossene Umgestaltung des Eingangsbereichs sei für ihn allerdings mit Abstand der einschneidendste Wandel, den das Haus in den vergangenen Jahrzehnten mitgemacht habe. Aus dem vormaligen Kassenbereich mit mehreren kleinen Geschäften und kleineren Gastronomie-Angeboten ist die &bdquo;Marktzeit" geworden. &bdquo;Hätte mir vor 30 Jahren jemand gesagt, dass ein SB-Warenhaus einen großen Gastro-Bereich braucht, hätte ich kein Wort geglaubt" sagt Take. &bdquo;Aber daran sieht man, wie die Zeiten sich ändern." Das Wort &bdquo;Zeit" ist auch das große Stichwort für das neue Konzept, für das seit Ende August laut Take eine &bdquo;siebenstellige Summe" verbaut wurde. Gemeinsam habe man Ideen entwickelt, um dem Kundenwunsch nach Entschleunigung, Aufenthaltsqualität und einem Einkaufserlebnis gerecht zu werden. &bdquo;Die Menschen möchten heute beim Einkauf länger verweilen", sagt Take und verweist auf Sinnsprüche, mit denen die Wände des Vorkassenbereiches verziert wurden – etwa: &bdquo;Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt." Kundenwunsch nach Entschleunigung und Einkaufserlebnis Diesem Trend, den Einkauf zum Ereignis werden zu lassen, wird in Herford bereits Rechnung getragen. Einstmals karge, auf den schnellen und billigen Einkauf ausgelegte Märkte legen inzwischen deutlich mehr Wert auf Optik und Qualität, selbst in Discountern kann – wenngleich aus Automaten – inzwischen frischer Kaffee gezogen werden. Der Gedanke, das Einkaufserlebnis mit einer richtigen Restauration zusätzlich aufzuwerten, findet sich auch im Konzept der Ende August wiedereröffneten Markthalle. Auch hier wird darauf abgezielt, dass die Kunden neben ihrem Einkauf auch die Gelegenheit haben, in schickem Ambiente frisch zubereitete Speisen auf den Teller zu bekommen. Mit &bdquo;Erleben und genießen" umriss der bei der Neukonzeptionierung der Halle federführende Pro Herford-Geschäftsführer Frank Hölscher die Idee, auch Bürgermeister Tim Kähler sah in dem Konzept neben der Einkaufsmöglichkeit vor allem das &bdquo;kommunikative Zentrum". Gastrobereich für 170 Gäste Darauf setzt auch Thorsten Take mit der neuen Marktzeit – gleichwohl der Publikumsstrom ein ganz anderer ist. Während die Markthalle im ersten Monat seit seiner Neueröffnung 30.000 Besucher zählte, zieht der Marktkauf laut Take die gleiche Zahl an Kunden innerhalb einer Woche an. Entsprechend größer ist daher auch der gastronomische Bereich, in dem bis zu 170 Gäste zeitgleich Platz findenkönnen. 24 Mitarbeiter sind im Service und in der Zubereitung der Speisen tätig, 20 davon wurden neu eingestellt. Sie verteilen sich auf die sechs &bdquo;Erlebniswelten", die gemäß des Konzeptes alle den Begriff &bdquo;Zeit" im Namen tragen: Brotzeit, Pizzazeit, Mahlzeit, Eiszeit, Kaffeezeit und Frühstückszeit. Besonders hervor hebt Take die &bdquo;Brotzeit", in deren Backstube ab sofort der 22-jährige Bäckermeister Julian Dickewied nach extra für den Markt entworfenen Rezepten eigene Produkte herstellt – etwa das an ein Paderborner Brot angelehnte &bdquo;Herforder" oder die &bdquo;Hanse-Brötchen". Abgerundet wird das Angebot durch ein Komponenten-Frühstück, den wechselnden Mittagstisch oder auch durch Trendfood wie eine Grünkohl-Pizza. Der Umbau des Marktes selbst ist laut Take planmäßig verlaufen, jetzt müsse sich die Mannschaft der Marktzeit in der neuen Umgebung erst einmal einspielen – dann könne es im neuen Jahr auch besondere Aktionen für die Kunden geben. Und ganz ohne Bauarbeiten wird es wohl auch im kommenden Jahr nicht gehen. Neben einer Vergrößerung der Obst- und Gemüseabteilung ist geplant, die Kühlung zu modernisieren. &bdquo;Wir werden voraussichtlich CO2-Kühlmöbel bekommen", sagt Take. &bdquo;Das klingt im ersten Moment vielleicht merkwürdig, ist aber der neueste Stand der Technik." Neben der Energieersparnis wird damit dann auch dem Kundenwunsch nach stärkerem Klimaschutz Rechnung getragen – auch hier haben sich die Zeiten geändert.

Meistgelesen