Feuerwehr kämpft bei Brand mit fehlendem Wasser und einem Sabotageakt

Herford. Bei Löscheinsätzen können Minuten über Leben und Tod entscheiden. Gleich mit drei zeitraubenden Problemen hatte die Herforder Feuerwehr am Samstagabend beim Löschen eines Zweifamilienhauses an der Salzufler Straße zu kämpfen. Vorhersehbar war: Der Brandort neben der Elan-Tankstelle war durch die baustellenbedingte Vollsperrung am Bergertor nur über Umwege zu erreichen. Womit keiner rechnen konnte: Die Hydranten am Einsatzort führten kein Wasser und - kaum zu glauben - ein unbekannter Täter hat das Wasser an der mühsam eingerichteten Schlauchverbindung zur Kastanienallee am dortigen Hydranten abgedreht. "Die Sabotage hätte für Angriffstrupps im brennenden Haus lebensgefährlich sein können", sagt der Feuerwehr-Pressesprecher Christoph Büker. "Sowas kannten wir bisher nur aus größeren Städten. Als wir merkten, dass kein Wasser mehr kam und die Ursache gefunden hatten, mussten wir zwei Wachen aufstellen. Die hätten wir an anderer Stelle besser einsetzen können." Büker vermutet, dass beim Löscheinsatz der Wasserdruck in dem Wohngebiet abgefallen ist und jemand dafür kein Verständnis aufbringen wollte. Zum Glück hat niemand ernsthaften Schaden genommen. Selbst die Bewohner, die sich eigenständig aus dem Haus gerettet hatten, wurden im Klinikum und im Mathilden-Hospital nur ambulant auf Anzeichen einer Rauchvergiftung untersucht. 100 Jahre altes Haus nicht mehr zu retten Ein Nachbar, dessen Haus Wand an Wand mit dem in Brand geratenen Gebäude steht, hat um 17.57 Uhr die Feuerwehr alarmiert. "Ich sah Qualm vor dem Fenster und wunderte mich, weil ich den Kamin gar nicht an hatte", sagte er. Als er ins Freie trat, sah er aus einem Ausbau der Dachgeschosswohnung Flammen schlagen. Sieben Bewohner, die zuhause gewesen waren, standen zu dem Zeitpunkt schon auf der Straße. Im Erdgeschoss wohnten die Eltern des Hausbesitzers und darüber eine Frau mit fünf Kindern im Alter von geschätzt 15 bis 25 Jahren. Der Nachbar vermutet, dass das Feuer in der Küche der Familie ausgebrochen ist. Alle sind nun im Familien- oder Bekanntenkreis untergekommen. Das über 100 Jahre alte Haus ist womöglich ein Totalschaden. Das ebenso alte Haus des Nachbarn konnte gerettet werden. Zunächst waren in Alarmstufe 2 die Hauptamtliche Wache und der Löschzug Mitte ausgerückt. Als die ersten Kräfte um 18.07 Uhr eintrafen, standen Dach und Obergeschoss in Vollbrand. Das Haus war in dichten Rauch gehüllt und es war zunächst schwierig, den Brandherd zu finden. Einsatzleiter Sven Bittner erhöhte spontan auf Stufe 3 und alarmierte damit alle freiwilligen Einheiten der Stadt. Einsatztrupps unter Atemschutz kontrollierten im Haus, ob wirklich alle Bewohner in Sicherheit waren. Die Hydranten waren abgestellt Als die Brandbekämpfung starten sollte, stellte die Feuerwehr entsetzt fest, dass die Hydranten der Salzufler Straße, die im Abstand von 300 Metern in die Straße eingebaut sind, trocken waren. "Sie wurden wohl im Zuge der Baustelle von den Stadtwerken vom Wassernetz getrennt und niemand hat uns informiert", vermutet Büker. Als die Baustelle umgezogen ist, hat man womöglich vergessen, das Wasser wieder anzustellen. Die mitgeführte Füllung der Tankfahrzeuge von 2.000 bis 5.000 Liter reicht nur für Minuten. Allein von der Drehleiter der Kreiszentrale werden 4.000 Liter pro Minuten ins Feuer gepumpt, vom Herforder Teleskopfahrzeug 1.000 Liter pro Minute. So alarmierten die Herforder ihre Kollegen aus Bad Salzuflen, Vlotho, Hiddenhausen und Enger, um mit deren Hilfe einen Pendelverkehr aus Löschfahrzeugen zum Hydranten am Freizeitbad H2O herzustellen. Parallel bauten die Feuerwehrleute eine Schlauchverbindung zur Kastanienallee und zum H2O auf. Eine Hauptaufgabe bestand darin, das baulich verbundene Nachbarhaus zu retten. Die Tankstelle auf der anderen Seite des Weges zum Langenberg war aufgrund einer günstigen Windrichtung nicht in Gefahr. Polizei hat den Brandort jetzt versiegelt Die Bewohner im Bereich der Brandstelle waren unterdessen über Radio Herford und die Warn-App Nina aufgefordert worden, ihre Fenster und Türen geschlossen zu halten. Gegen 20.30 Uhr wurde Entwarnung gegeben. Insgesamt waren bei den Löscharbeiten, die in der Nacht bis 4 Uhr (Sommerzeit) dauerten, rund 100 Feuerwehrleute und 20 Rettungskräfte einschließlich Notärzte und Sanitäter im Einsatz. Das Rote Kreuz baute in einem gegenüberliegenden Autohaus eine Verpflegungsstation für die Einsatzkräfte auf. Kreisbrandmeister Bernd Kröger beobachtete den Einsatz und gab Tipps. "Die Feuerwehr hat 100 Prozent des erreichbaren Erfolgs erzielt", meint er. Das Brandhaus sei ohnehin nicht zu retten gewesen.Die Brandstellenermittler der Kriminalpolizei waren noch am Abend vor Ort und werden ihre Arbeit fortsetzen. Zunächst ist die Haustür versiegelt.

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