Herforder Rathaus geräumt: "Ich hatte keine Alternative", sagt Tim Kähler

Herford. Nach einem anonymen Anruf im Herforder Rathaus am Montag um 9.30 Uhr hat Bürgermeister Tim Kähler das Gebäude räumen und für den Rest des Tages sperren lassen. Erst nachdem Spürhunde der Polizei am Nachmittag in für Publikum zugänglichen Bereichen nichts Explosives finden konnten, gab es gegen 16.20 Uhr Entwarnung. Dem war ein größerer Polizeieinsatz vorausgegangen, um das Gelände rund ums Rathaus zu sichern. Aus dem Takt kam auch der Stadtbusverkehr, weil die Abteistraße zwischen Rathaus und Sparkasse für Fahrzeuge gesperrt wurde und somit auch die Busse auf diesem Weg nicht vom und zum Alten Markt fahren konnten. Bürgermeister wird beim Frühstück informiert Bürgermeister Kähler saß beim Frühstück der Schützengesellschaft, als ihn die Nachricht ereilte. Ein unbekannter Anrufer hatte in der Telefonzentrale angerufen und mitgeteilt, er habe gehört, dass jemand eine Tüte mit einem ihm unbekannten Inhalt im Rathaus versteckt habe. Als der Leiter der Haupt- und Personalabteilung Richard Rönn versuchte, die entsprechende Telefonnummer zurückzurufen, wurde sie als nicht vorhanden angesagt. Rönn alarmierte den Beigeordneten Matthias Möllers, der den Bürgermeister informierte. "Ich hatte keine Alternative", sagte der Bürgermeister. "Wenn wirklich jemand etwas abgelegt hat, könnte es auch etwas Explosives sein. Der Verdacht reicht. Man muss das ernst nehmen." Es sei besser, einen halben Tag das Rathaus zu schließen, als Mitarbeiter und Öffentlichkeit zu gefährden: "Lieber einmal zu viel räumen, als einmal zu wenig. Solche Anrufe nehmen leider Überhand in unserer Gesellschaft." Das Herforder Rathaus hatte schon einmal unter Polizeischutz gestellt werden müssen, weil ein Mann Mitarbeiter bedroht und angegriffen hatte.120 Mitarbeiter müssen das Rathaus verlassen Im historischen Rathaus gibt es 180 Beschäftigte. Rund 120 von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt am Arbeitsplatz, schätzt Richard Rönn, der sich seinen 60. Geburtstag ruhiger vorgestellt hatte. Die Mitarbeiter wurden zunächst per Mail über eine mögliche Gefahr informiert und aufgefordert, das Haus mit eventell anwesenden Kunden ruhig zu verlassen. Dann wurde eine Lautsprecherdurchsage nachgelegt. Gegen 10 Uhr kontrollierte Hausmeister Alan Tallis, ob die Büros leer waren. Sein Hund Miss Molly blieb in der Wohnung und ahnte nichts von dem Trubel. Bürgermeister Kähler verlegte seine anberaumten Verabredungen in die städtischen Büros am Elsbachhaus. Betroffen war auch das Restaurant "Die Knolle" im Keller des Rathauses. "Aus Sicherheitsgründen bleibt heute geschlossen", lasen Gäste, die mittags vor verschlossener Tür standen. Das Mittagsgeschäft ging dem Restaurant verloren, am Abend ab 17.30 Uhr ist aber wieder planmäßig eröffnet. Die Stadtverwaltung öffnet wieder am Dienstag. Auf dem Alten Markt ging einige Zeit nichts mehr Ab 12.15 Uhr sperrte die Polizei den Rathausplatz und den Mitarbeiterparkplatz auf der Rückseite des Hauses. Geparkte Fahrzeuge konnten aber abgefahren werden. Blockiert wurden auch die Zufahrten von der Berliner Straße in die Abteistraße und auf den Münsterkirchplatz. Die Polizei wollte so die Umgebung des Rathauses übersichtlicher machen. Immer wieder wurden Bürger, die in der Stadtverwaltung etwas zu erledigen hatten, an der Polizeiabsperrung freundlich aber bestimmt abgewiesen. Auf dem Alten Markt ging einige Zeit nichts mehr. Fahrgäste warteten vergeblich auf Busse aus Richtung Bahnhof und wurden irgendwann zu anderen Haltestellen verwiesen. Busse, die eigentlich durch die Abteistraße abfahren sollten, mussten mühsam wenden. Sie fuhren einzeln bis zur Elisabethstraße vor und setzten mit Hilfe von Handzeichen des Fahrdienst-Teamleiters Peter Ritter in Richtung "Am Gange" zurück. Ein im Halteverbot abgestellter Pkw erschwerte das Manöver. Spezialhunde aus Düsseldorf durchsuchen das Rathaus Gegen 15 Uhr trafen die aus Düsseldorf angeforderten Spezialhunde ein. Da es für sie zu anstrengend gewesen wäre, das ganze Rathaus abzusuchen, gingen Polizeibeamte vor, um die Bereiche einzugrenzen. Sie hatten zuvor die Pläne des Rathauses studiert. Wie viele Polizeibeamte vor Ort waren, mochte der Pressesprecher Uwe Maser aus taktischen Erwägungen nicht sagen. Rund 30 bis 40 Einsatzkräfte werden es aber gewesen sein. Ob der Anrufer ermittelt werden kann, ist ungewiss. Offenbar gibt es technische Möglichkeiten, per Computer eine falsche Telefonnummer vorzutäuschen. Das geschieht auch in einigen Fällen, wenn Täter vermeintlich unter der Notrufnummer 110 anrufen, sich als Polizei ausgeben und so Geld ergaunern wollen.

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