Dialog in Herford: Für Politiker Brinkhaus ist Kultur ein Teil von Heimat

Herford. Obwohl die Kulturpolitik nicht Sache des Bundes, sondern der Länder und Kommunen ist, erweist sich der CDU-Bundespolitiker Ralph Brinkhaus durchaus kenntnisreich, was das kulturelle Angebot in der Stadt, aber auch die Probleme von Ehrenamt und Vereinen angeht. &bdquo;Natürlich kenne ich das Marta und die Nordwestdeutsche Philharmonie." Auf Einladung der CDU nutzen gerade Vertreter von Vereinen die Gelegenheit zum Dialog im Daniel-Pöppelman-Haus. Berlin bekomme zwar als Bundeshauptstadt als einziges Bundesland direkte Kulturförderung durch den Bund, sagt er, aber auch kulturelle Angebote in den Ländern und Fläche seien wichtig. Auch in Berlin sei man oft eine Stunde von der Haustür bis zu Theater oder Konzert unterwegs. &bdquo;Ziehen Sie einen Radius von 45 Minuten um Herford", sagt er: &bdquo;und Sie werden sehen, wie vielfältig die Kulturlandschaft in OWL ist. Sie müssen nur über den Tellerrand hinaus blicken und sich auf den Weg machen. Das müssen Sie in Berlin auch." IndirekteKulturförderung Die Rolle des Bundes in Sachen Kulturförderung beschreibt er als eine eher indirekte. Die Bundesregierung habe die wirtschaftliche Lage der Kommunen verbessert, sodass diese überhaupt in der Lage seien, kulturelle Angebote vorzuhalten. Wie schwierig das selbst für kommunale Einrichtungen ist, erläutert Sonja Langkafel vom Städtischen Museum. Sie ist noch immer auf der Suche nach einer Finanzierung für die Renovierung des Obergeschosses. Viele Finanzierungen laufen über Projektmittel mit entsprechender Bürokratie. Andreas Kornacki, Geschäftsführer der Kultur gGmbH, erinnerte daran, dass neue oder erweiterte Angebote auch Folgekosten bedeuten: &bdquo;Sie brauchen Personal, und ein Programm soll es auch geben." Dass das Personal auch an anderer Stelle ein Problem ist, hatte Brinkhaus schon an anderen Orten seiner Bereisung erfahren: in viele Einrichtungen der Regional- oder Heimatpflege wird wegen Überalterung das oft ehrenamtliche Personal knapp. Künstler haben Probleme mit Bürokratie Vertreter von Vereinen wie Kulturanker, Kulturbeutel und Künstlerforum stellen sich und ihre Probleme wie Bürokratie und GEMA kurz vor. Brinkhaus äußert Verständnis, mahnt aber: &bdquo;Verwertungsgesellschaften wie GEMA oder VG Bild sorgen dafür, dass Künstler wenigstens etwas Geld für ihre Leistung bekommen. Das werde immer wichtiger – gerade in der digitalen Welt." In einer Welt mit globalisierten, vereinheitlichten Märkten drohen europäische oder deutsche Geschichten verloren zu gehen. &bdquo;Die großen Produzenten in den USA oder Asien erzählen natürlich ihre und nicht unsere Geschichten", sagt er. Filmförderung oder die Förderung von Buchhandlungen als &bdquo;kulturelle Oasen" seien Beispiele für Kulturförderung durch den Bund. &bdquo;Kultur in der Fläche lebt von Vernetzung und ist auch Teil von Heimat", sagt er: Kulturorte wie Theater, Bibliotheken oder Orchester müssten sich öffnen, auf die Menschen zugehen oder diese einladen. Damit dürfte er die Ideen von Kornacki getroffen haben. Schließlich unterstrich der Bürgerdialog zur Stadtentwicklung &bdquo;Herford 2030" die Bedeutung von Kultur, andererseits stehen Forderungen nach Einsparungen im Bereich Kultur im Raum. Möglicherweise könnten Vernetzung, Kooperationen und Öffnung ein Weg sein, mehr Menschen zu erreichen und sie diesseits der sozialen Medien wieder miteinander ins Gespräch zu bringen. Konkretes war von dem von Matthias Polster moderierten Gespräch nicht zu erwarten, aber dass die Kultur vor neuen Aufgaben steht, und Länder und Kommunen bei deren Bewältigung Hilfe brauchen, klingt doch durch. Schaden kann es nicht, dass ein Nicht-Kulturpolitiker mit diesen Eindrücken nach Berlin zurückkehrt.

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