Herforder Pfarrer thematisiert Homosexualität, Migration und Gerechtigkeit

Herford. Strahlende Sonne begrüßt Pfarrer Andreas Smidt-Schellong in Herford. Er ist der neue Mann in der Stadt und übernimmt seit Juli die Pfarrstelle im Lutherhaus-Bezirk der evangelischen Gemeinde Herford-Mitte. Mit ihm kommt ein Musikliebhaber und sozial engagierter Pfarrer nach Herford. Doch was bringt ihn hierher? Und welche Themen sind ihm wichtig? Schellongs Weg in die Kirche Schon im Kindergottesdienst in seiner Heimatstadt Bremen entdeckt Smidt-Schellong seine Faszination für Geschichtenaus dem Alten und Neuen Testament. Seine Entscheidung für einen Dienst in der Kirche kommt dann in seinem Zivildienst in einer evangelischen Gemeinde. Es folgt ein Theologiestudium und die erste Pfarrstelle in Recklinghausen-Hillerheide. 2002 wechselt er dann nach Bielefeld. Nach 16 1/2 Jahren Dienst dort in der Evangelischen Bodelschwinghgemeinde und der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde möchte er nun einen neuen Lebensabschnitt beginnen. "Ich habe Lust auf etwas Neues. Dazu kommt noch, dass meine Frau Marie-Luise eine Stelle als Schulleiterin in Espelkamp angenommen hat. Da mussten wir gucken, wie wir mit unseren Berufen dichter zusammenbleiben", berichtet Smidt-Schellong. "Die Innenstadt Gemeinde in Herford war da eine attraktive Option." In seiner Kindheit entdeckt Smidt-Schellong auch seine zweite große Passion. "Ich bin mit Musik aufgewachsen und war direkt im Knabenchor", erzählt der neue Pfarrer. "Ich liebe Jazz und klassische Musik und spiele auch selbst Klavier. Es macht mir Freude, die Verbindung zwischen Musik und Theologie in Gottesdiensten und in der Gemeindearbeit einfließen zulassen." Bei seiner ersten Pfarrstelle in Recklinghausen gab er in einem Musikquartett auch eigene Konzerte. Ihn reizen nicht nur die musikalischen Angebote der Gemeinde, wie der Orgelsommer, sondern auch das aktive, lebendige Geschehen in den Gruppen und Kreisen. "Ich werde mich hier gut eingliedern und an schon vorhandenes anknüpfen", meint er. Er will aber auch eigene Impulse setzen. Gerechtigkeit, Migration und Trauung für alle Das wichtigste Thema für ihn ist die Gerechtigkeit. Vor allem in der politisch-sozialen Arbeit sieht er die Rolle von Kirche. "Unser christliches Leben hier ist nicht vom Rest der Welt getrennt, sondern durch die Globalisierung sind wir mit armen Menschen in schwächeren Ländern verbunden", sagt er. Seine alte Gemeinde habe deshalb diverse Projekte zur Stärkung dieser Menschen unterstützt, wie das ökumenische Hilfsprojekt Pelusa in Chile. Es gibt Kindern in Armut Perspektive auf ein besseres Leben, indem sie eine Hausaufgabenbetreuung oder Computerkurse erhalten. "Es ist mir wichtig, als Kirche aktiv zu bleiben und soziale Brandherde zu benennen", erklärt Smidt-Schellong. "Dafür gibt uns die Bibel Anleitung und Orientierung." Dies gelte auch für politische Themen wie Migration. "Die Bibel ist ein Migrationsbuch. Sie steckt vom Auszug der Israeliten aus Ägypten bis zur Flucht von Maria, Josef und dem Jesuskind vor dem König Herodes voller Migrationsgeschichten. Sie hilft uns einen neuen Blick auf Fremde zu bekommen", sagt er. "Das heißt aber nicht, nur aus Mildtätigkeit auf hilfsbedürftige Menschen hinabzublicken, sondern ihnen auf Augenhöhe zu begegnen." Smidt-Schellong zeigt sich auch aufgeschlossen beim Thema "Trauung für alle". Die Kreissynode Herford hatte vor einigen Wochen dafür gestimmt, dass die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren auch als "Trauung" zu bezeichnen sei und sie damit mit der Trauung von Mann und Frau gleichgestellt. "Im Hohelied Salomos werden sehr schöne Bilder von Liebenden gezeichnet, bei denen nicht eindeutig ist, ob es sich um hetero- oder homosexuelle Paare handelt. Von daher kann ich die Position, die Trauung abzulehnen, nicht nachvollziehen." Am Samstag, den 31. August um 18 Uhr wird Smidt-Schellong in der Münsterkirche durch Superintendet Michael Krause offiziell eingeführt. Doch er fühlt sich schon jetzt willkommen. "Wir wurden sehr freundlich aufgenommen und herzlich mit Blumen begrüßt", meint er. Bei strahlendem Sonnenschein blickt er in eine strahlende Zukunft in Herford.

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