Herford

Klinikum Herford reagiert auf Engpass bei Hebammen

Der Pflegedirektor kündigt Maßnahmen an, die dem Krankenhaus angesichts der schwierigen Personalsituation helfen sollen.

Mangelware allerorten: Hebammen sind auch im Kreis Herford derzeit schwer zu bekommen. | © Klinikum Herford

Martin Fröhlich
21.05.2019 | 21.05.2019, 06:30

Herford. Dass Hebammen in deutschen Krankenhäusern genauso wie Pflegepersonal fehlen, ist kein Geheimnis mehr. Auch im Klinikum Herford ist der Fachkräftemangel auf der Geburtsstation ein großes Thema. Das Krankenhaus reagiert jetzt darauf.

"Wir müssen endlich anfangen, uns diesem Thema mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu stellen, um die Versorgung der werdenden Mütter sicherzustellen", sagt Pflegedirektor Bastian Flohr. "Und das bedeutet für mich vor allem, neue Wege der Zusammenarbeit zu finden." Konkret heißt das für den Pflegedirektor, sich mit den geburtshilflichen Abteilungen umliegender Kliniken und den freiberuflichen Hebammen in den Geburtshäusern auszutauschen und innovative Kooperationsformen zu finden, wie das Klinikum das formuliert. Doch was bedeutet das genau?

Bei mehreren Risikogeburten zugleich wird es eng

Konkret geht es um zwei Ansätze: Das Klinikum Herford wird künftig versuchen, auch mit freiberuflichen in den Geburtshäusern Kontakt aufzunehmen, um Formen der Zusammenarbeit zu finden. Denn das eigene Stammpersonal reich nicht mehr zu allen Zeiten aus. Vor allem dann nicht, wenn mehrere Risikogeburten im Klinikum anstehen, die eine besonders intensive Betreuung erfordern, wie der Pflegedirektor erklärt.

Der zweite Ansatz betrifft die Patientinnen direkt: Bei Frauen mit Spontangeburten, die das Klinikum per Krankenwagen ansteuern, wird künftig genau geschaut, wie die Personalsituation in der Geburtshilfe aktuell ist. "Da müssen wir von Tag zu Tag schauen, ob die Zahl der Hebammen ausreicht." Ist die Geburtshilfe ausgelastet oder herrscht gerade eine eher dünne Belegung mit Hebammen, dann gibt das Klinikum ein Signal an die Einsatzleitstelle. Diese wird dann versuchen, die Schwangeren in benachbarten Geburtsstationen unterzubringen. Nach einem solchen Prinzip verfahren die Notaufnahmen der Krankenhäuser in OWL schon seit Jahren.

Geplante Geburten, etwa durch eine Einleitung der Wehen oder Kaiserschnitt finden laut Bastian Flohr weiterhin wie angesetzt statt. "Da können wir ja in einem bestimmten Rahmen Rücksicht auf die Personalsituation nehmen."

Die Sicherheit von Müttern und Kindern ist entscheidend

Der Pflegedirektor und der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Thomas Heuser, haben bereits erste Gespräche mit möglichen Kooperationspartner geführt. Weitere stehen bevor. Einer der Partner sind die Mühlenkreiskliniken in Minden, mit denen das Klinikum im Rahmen der universitären Ausbildung ohnehin zusammenarbeitet. Ein weiterer Partner könnte das Städtische Klinikum in Bielefeld sein. Dieses Haus hat in der Vergangenheit schon mit der Kinderstation in Herford kooperiert. Zu diesem Kandidaten für eine Kooperation in der Geburtshilfe wollte sich das Herforder Klinikum aber noch nicht äußern.

Bastian Flohr betont: "Das Mutter-Kind-Zentrum des Klinikums ist derzeit noch aufnahmefähig." Das aber sei nur möglich durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Hebammen und ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, die die Situation permanent bewerten. Aber: "Bereits jetzt kann die Personalsituation dazu führen, die Anzahl der Aufnahmen für einen bestimmten Zeitraum zu verringern", sagt Flohr. Oberstes Ziel sei, für die Sicherheit der werdenden Mütter und der ungeborenen Kinder zu sorgen und zugleich der Verantwortung gegenüber dem Personal gerecht zu werden.

Der Hebammenmangel ist in Deutschland seit Jahren ein Thema und verschärft sich offenbar weiter. Ein Grund ist die finanzielle Belastung der freischaffenden Hebammen durch teurer werdende Haftpflichtversicherung. Außerdem reichen die nachrückenden jungen Hebammen nicht aus, um die altersbedingt ausscheidenden Kräfte zu ersetzen.