
Herford. Mit einem Defizit von 4,5 Millionen Euro verblüffte Klinikum-Chef Stephan Judick zuletzt Außenstehende. Die Summe sei unter Vorgänger Martin Eversmeyer erwirtschaftet worden. Nun müsse gespart werden. Auch bei der neuen Kinder- und Jugendklinik, deren Kosten von 23 auf 17 Millionen Euro sinken sollen und deren Baubeginn für Anfang 2020 angepeilt ist.
"In allen weißen Bereichen bauen wir Stellen auf"
Wer aber jetzt den Altbau betritt, staunt über einen frisch renovierten Eingangsbereich. Oder über modernisierte Untersuchungszimmer. 200.000 Euro ließ sich die Klinikleitung die Sanierung kosten, obwohl der Abriss schon feststeht. Damit investiert das Klinikum trotz finanziellem Korsett weiter. Die Erneuerung der Hauptfahrstühle sowie die Erweiterung der Radiologie sind schon länger terminiert. 2019 baut die Klinik für Kardiologie ihre rhythmologischen Kapazitäten durch Errichtung eines weiteren Linksherzkatheter-Messplatzes zudem aus.
Fest steht auch, dass drei zusätzliche Module (Einheiten) die OP-Situation verbessern sollen. 2017 kam das Klinikum insgesamt auf 11.704 Operationen. Von Januar bis Oktober 2018 waren es bislang 10.174 Operationen. Pflegedienstdirektor Bastian Flor geht außerdem davon aus, dass "25 bis 30" zusätzliche Stellen in der Pflege geschaffen werden. Derzeit zählt das Klinikum 650 Beschäftigte in der Pflege. Flor sagt vor dem Hintergrund des allgemeinen Fachkräftemangels: "Sicherlich werden wir nicht um 25 oder 30 examinierte Krankenschwestern oder -pfleger aufstocken können.
Wir müssen gucken, welche anderen Qualifikationen für unterstützende Maßnahmen vorhanden sind. Judick: "In allen weißen Bereichen bauen wir Stellen auf." Der Klinikchef zur Entwicklung des Hauses: "Wir haben im Konsens mit den Chefärzten eine Strategie aufgestellt, wonach wir stetig - aber gesund - im medizinisch-klinischen Bereich wachsen können. Konkret ausbauen möchte der Klinikchef die Thorax-Chirurgie und den Bereich der Pneumologie (Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit Lungenerkrankungen beschäftigt) aber auch die Pädiatrie (Kinderheilkunde).
Kosten gedeckelt werden sollen dagegen beim Einkauf, wo Judick ein jährliches Einsparpotenzial von einer Million Euro ausmacht. "Das sind Güter, die wir schon jetzt verwenden. Die sollen günstiger eingekauft werden. Bei der Qualität wollen wir aber nicht sparen." Wenn es um die Investitionen in der bestehenden Kinder- und Jugendklinik geht, dann findet Arne Winter vom Baumanagement des Klinikums triftige Gründe für die Ausgaben und nennt unter anderem hygienische Maßnahmen. Und eine neue Außenbeleuchtung, durch die Zugang erleichtert werden solle.
»Durch zusätzliche OP-Module reduzieren sich die Wartezeiten«
Zudem hätten Arbeitsabläufe verbessert werden müssen. "Statt zwei wird es künftig drei Untersuchungsräume geben. Insgesamt sind die Bedingungen für Ärzte und Personal wesentlich besser geworden. Wir haben nichts gemacht, was nicht absolut notwendig war", so Winter. Uwe Spille, kommissarischer Leiter der Kinder- und Jugendklinik: "Drei Jahre hätten wir nicht mehr warten können, das wäre eine Vernachlässigung von Patienten und Personal gewesen." Wobei ein Teil der Neuanschaffungen, wie etwa Behandlungsleuchten oder Mobiliar, in der neuen Kinder- und Jugendklinik weiter verwendet werden.
Für den Neubau existiere eine Vorplanung. "Die muss noch finalisiert werden. Wir gehen aber davon aus, dass die reine Bauzeit zwei Jahre beträgt. Hinzu kommen Ausschreibung und Baugenehmigung. Wir rechnen damit, dass die neue Kinder- und Jugendklinik in drei Jahren in Betrieb gehen kann", so Winter. Ob oder wo weiter gespart werde, was wie verbessert werden könne, lässt Judick von Büros eruieren. "Wir haben, wie jedes Krankenhaus in Deutschland, Beratungsunternehmen, die unter anderem unsere Medizin-Stratege extern begleitet haben. Einsparungen betreffen dabei die gesamte Klinikstruktur."
Als Beispiel führt Judick ein neues OP-Zentrum an: "Umgesetzt werden sollte das 2025. Wir haben aber schon jetzt einen relativ hohen Andrang an Patienten, die hier operiert werden wollen. Damit stoßen wir an Grenzen. Um das zu überbrücken, werden wir mit drei OP-Modulen arbeiten, um mehr Kapazitäten anbieten zu können. Zudem reduzieren sich die Wartezeiten der Patienten. Durch diese Ausweitung erhalten wir auch bei den Arbeitsabläufen eine bessere Stringenz. "