Herford. Die vom Verein Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken ehrenamtlich mit der Stadt Herford betriebene Gedenkstätte Zellentrakt hat 2018 großes Interesse gefunden. Insgesamt besuchten 3.551 Personen die Einrichtung im Herforder Rathaus, davon 1.991 Schüler.
Das Kuratorium zeigte zwei Ausstellungen: „Anne Frank war nicht allein – Jüdische Kindheit und Jugend im Kreis Herford 1933 – 1945" und „Myriam Thyes: Taeuber-Arps Fluchtlinien – Kunst im Zellentrakt" bis Mitte Juli sowie „Rassendiagnose: Zigeuner" von September bis Mitte Dezember.
Hinzu kamen die Ausstellungen „Die Elsbachs – eine Familien- und Firmengeschichte" und „Zwangsarbeit im Raum Herford" im Rathaus Hiddenhausen ab Ende Februar 2018. Ihre Besucherzahl ist nicht messbar, da es sich um offene Häuser handelt. Einzelveranstaltungen des Kuratoriums besuchten rund 700 Personen.
Fast 400.000 Menschen besuchten 2018 die 28 Gedenkstätten in NRW
Der Evangelische Pressedienst (epd) hatte vergangene Woche Rekordzahlen in den NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen vermeldet: Annähernd 400.000 Menschen besuchten demnach 2018 die 28 Gedenkstätten landesweit. Die Agentur bezog sich dabei auf Zahlen, die der Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in NRW vorgelegt hatte. Die Zunahme der Besucher liegt im Trend der vergangenen Jahre.
Fast zwei Drittel der Gäste kamen landesweit in Gruppen. Mehr als 5.600 Führungen und mindestens 1.700 Seminare vor allem mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen verdeutlichten das ständig Interesse von Schulen und anderen Bildungsträgern, aber auch von Berufsgruppen wie Polizei und Bundeswehr.
„Die Zahlen sind ein beeindruckender Beleg für die Bedeutung der Gedenkstätten für die historisch-politische Bildung und die Demokratie in Deutschland", stellte Professor Alfons Kenkmann fest. Der Vorsitzende des Arbeitskreises ordnet die epd-Nachfrage in aktuelle erinnerungskulturelle Diskussionen ein.
Desinformation durch Versuche, die Sagbarkeitsgrenzen zu verschieben
„In Zeiten, in denen historische Desinformationen laut vernehmbar und die Verschiebung der Sagbarkeits-Grenzen ausgetestet werden, sind die unverändert steigenden Besuchszahlen eine Abstimmung mit den Füßen gegen eine Abkehr aus den Lehren der NS-Vergangenheit", sagte Kenkmann.
Viele NS-Gedenkstätten in NRW nehmen neben ihrer erinnerungskulturellen und pädagogischen Funktion auch einen wissenschaftlichen Auftrag wahr. Das belegen rund 3.000 Rechercheanfragen.