
Herford. Die Umweltsparte des einstigen Herforder Traditionsunternehmens Sulo ist vom französischen Mutterkonzern Plastic Omnium verkauft worden. In Herford betrifft das knapp 400 Mitarbeiter, davon etwa 25 in der Ausbildung. 2016 war der Umsatz des Sulo-Werkes mit 75 Millionen Euro angegeben worden. Neuere Zahlen sind nicht bekannt.
2007 war Sulo vom Umweltunternehmen Veolia an Plastic Omnium (Paris) gegangen. Damals hieß es, dass die Franzosen den Geschäftszweig ausbauen und Sulo als Premium-Marke für Mülltonnen und Entsorgungsbehälter platzieren wollten. Nun die Kehrtwende.
Firmen-Sprecher Serdar Zengin verweist auf eine Mitteilung des börsennotierten Unternehmens. Danach wird der Verkauf von "Plastic Omnium Environment" bestätigt. Das Kommando übernimmt ein aus "Latour Capital" and "Bpi France (Banque Publique d'Investissement)" bestehendes Konsortium. Als Kaufpreis werden 220 Millionen Euro genannt.
Fondsgesellschaft und Investmentbank
"Latour Capital" ist eine 2011 gegründete Fondsgesellschaft, zu deren Vorstand ein ehemaliger Minister für Wirtschaft und Finanzen gehört. "Latour Capital" ist eine Verwaltungsgesellschaft, die über zwei Fonds mit mehr als 400 Millionen Euro verfügt. Die "Bpi France" ist eine öffentliche Investmentbank, die auf einer Partnerschaft zwischen dem französischen Staat und den Regionen Frankreichs basiert. 2012 war sie mit einem Kapital von 42 Milliarden Euro ausgestattet worden, mit dem kleine und mittlere Unternehmen finanziell unterstützt werden sollten.
Die beiden neuen Gesellschafter übernehmen Produktionsstandorte von "Plastic Omnium Environment" in Frankreich, Spanien und Deutschland mit 8.000 Kunden und einem jährlichem Umsatz von 340 Millionen Euro. Insgesamt gehören 1.800 Beschäftigte an 15 Standorten weltweit in zwölf Ländern zu der Umweltsparte von "Plastic Omnium Environment".
»Der Standort Herford wird durch den Wechsel gestärkt«
Die Muttergesellschaft konzentriert sich künftig auf ihr Basisgeschäft als Zulieferer der Automobilindustrie. Plastic Omnium erwirtschaftete 2017 mit über 30.000 Mitarbeitern an rund 130 Standorten weltweit auf Jahresbasis einen Umsatz von über 8 Milliarden Euro.
Sulo ist seit der Unternehmensgründung im Jahr 1892 durch den Schlossermeister Fritz Streuber fest mit dem Traditionsstandort Herford verbunden. "Plastic Omnium Environment Deutschland" sind folgende Unternehmen angeschlossen: "Sulo Umwelttechnik GmbH", als weltweit führender Hersteller von Behältersystemen zur Wertstofferfassung und Wertstofftrennung sowie Anbieter von Serviceleistungen für die Kreislaufwirtschaft.
"Envicomp Systemlogistik GmbH" ist Hersteller von Hardwaresystemen wie Identifizierungs- und Wiegesysteme für kommunale Fahrzeuge in Stadtlohn. Der Branchenpionier verfügt über Standorte in Deutschland (Entwicklung in Herford und im münsterländischen Senden) sowie in Frankreich (Nanterre und Lyon). Die "Plastic Omnium Systems GmbH" als führender Hersteller in Europa von unterirdischen und halbunterirdischen Containerlösungen sowie die Spedition "Westfalia intralog GmbH" vervollständigen die Unternehmensgruppe.
Emballagen bereits 2016 verkauft
Bereits 2016 war die Sulo Emballagen GmbH mit 92 Mitarbeitern und rund 40 Millionen Euro Umsatz an ein niederländisches Unternehmen verkauft worden.
Laut Peter Kleint von der IG Metall sind die Sulo-Mitarbeiter durch den Wechsel der Muttergesellschaft nicht überrascht worden. Schon länger habe sich diese Entwicklung angebahnt. Nach Auskunft von Unternehmenssprecher Serdar Zengin ist die Belegschaft am Donnerstag, 20. Dezember, informiert worden. "Für die Mitarbeiter hat dieser Wechsel keine Auswirkungen. Der Standort Herford wird gestärkt", sagt Zengin.