Was die Innenstadt attraktiv macht

Herford. Wie bewerten Innenstadtbesucher das Herforder Stadtzentrum? Diese Frage liegt der zweiten bundesweiten Untersuchung "Vitale Innenstädte 2016" zugrunde. Durchgeführt hat sie das Handelsforschungsinstitut IFH Köln im Herbst in 121 Städten, darunter auch in Herford. Aus den Ergebnissen lassen sich Schlussfolgerungen für künftige Entscheidungen ableiten. Zusammengefasst haben die Herforder noch viel Luft nach oben, stehen aber auch nicht ganz so schlecht da. Eine glatte 3,0 gab es für die Attraktivität der Innenstadt - auf einer Skala zwischen der Bestnote 1 und der 6 als schlechtester Note. Die anderen 31 teilnehmenden Städte der gleichen Größenordnung (zwischen 50.000 und 100.000 Einwohner) schlossen mit der Durchschnittsnote 2,6 ab. Hatten sie zudem eine Herford entsprechende Zentrumsrelevanz, lag die Durchschnittsnote bei 2,7. Die Befragung fand überall zeitgleich an einem Donnerstag und einem Samstag im September statt. Für Herford ist dabei zu berücksichtigen, dass zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Bereiche der Innenstadt Baustelle waren. Darauf wies Wirtschaftsförderer Dieter Wulfmeyer gestern hin, als er die Ergebnisse der Studie zusammen mit Bürgermeister Tim Kähler vorstellte. Besser zufrieden, als sich das in der Note 3,0 widerspiegelt, waren die Besucher der Innenstadt mit dem Dienstleistungsangebot, den verkaufsoffenen Sonntagen und der Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Pkw. Etwa bei 3,0 bewegten sich hingegen die Parkmöglichkeiten und das Freizeitangebot. Auch das gastronomische Angebot kann noch nachlegen. Das allgemeine Ambiente in der Stadt bewerteten sie in Bezug auf die Plätze, Wege und Grünflächen deutlich besser. Bei den Fassaden und Gebäuden sahen sie hingegen Verbesserungspotenzial, aber auch bei der Ausstattung der Innenstadt, bei den Sehenswürdigkeiten, der Sauberkeit und der Lebendigkeit der Innenstadt. Das Einzelhandelsangebot befanden die Besucher in den Bereichen Lebensmittel, Drogeriewaren, Bücher, Telekommunikation und Elektronikwaren eher als gut. Textilwirtschaft könnte noch deutlich zulegen Weniger gut schnitt Herford in den Bereichen Wohnen und Einrichten, Büro und Schreibwaren sowie Sport, Spiel und Hobby ab. Nachdenklich macht die Bewertung der Textilwirtschaft angesichts der Tatsache, dass drei große Hersteller in Herford ihren Sitz haben. Demnach gaben nur 56,8 Prozent der Befragten - Einwohner wie Besucher - an, ihre Kleidung in Herford zu kaufen, 51,8 der Befragten ihre Schuhe und Lederwaren und 54,5 Prozent der Befragten ihren Schmuck. Mehr als eine 3 plus gab es für das Bekleidungsangebot nicht. Vielleicht fehlen Modenschauen, die das ins öffentliche Bewusstsein rücken, so eine Überlegung. Wichtig ist 32,5 Prozent der Befragten, dass sie in der Innenstadt kostenlos ins Internet kommen, was aber 25,2 Prozent der Befragten überhaupt nicht interessiert. Was für die Herforder und Besucher von außerhalb relevant ist, fasst Bürgermeister Tim Kähler in fünf Schlagworten zusammen: Attraktivität, Vielfalt, Aufenthaltsqualität, Gastronomie und neue Medien. Den Besitzern von Immobilien in der Innenstadt legte er nahe, sich die Studie noch einmal genau anzusehen, insbesondere mit Blick auf die Förderung der Sanierung von Fassaden. Denn auch mit attraktiven Fassaden halten die Geschäftsleute ihre Läden am Laufen. Darüber hinaus verweist er auf viele Bereiche, in denen sich die Stadt bereits auf den Weg gemacht hat. Lehrstandskataster, Mobilitätskonzept, Online-Marktplatz: "Da sind wir dran." Die Studie lässt in vielerlei Hinsicht zu wünschen übrig. Unklar ist beispielsweise, wie sie die Innenstadt definiert. Die Grenzen, die der Wall vorgibt, sind jedenfalls an der einen oder anderen Stelle durchbrochen. Zudem wurden in Herford nur 141 Personen befragt. Die Studie gibt jedoch eine Reihe von Anhaltspunkten und schafft - im Fall einer Wiederholung - eine Vergleichbarkeit.

Meistgelesen