Enger

Radtour am Bolldammbach rund um Enger

Ein Muss für jeden Engeraner (2): Vorbei an Denkmälern und Museen

Karin Wessler
21.07.2015 | 21.07.2015, 10:03
Startpunkt: Auf einer Hinweistafel an der Ringstraße lässt sich der Verlauf des Radweges verfolgen, auch gibt es eine Übersicht der Sehenswürdigkeiten in Enger. - © Ekkehard Wind
Startpunkt: Auf einer Hinweistafel an der Ringstraße lässt sich der Verlauf des Radweges verfolgen, auch gibt es eine Übersicht der Sehenswürdigkeiten in Enger. | © Ekkehard Wind

Enger. Sommerzeit ist Radfahrzeit. Rund um die Widukindstadt Enger gibt es einige schöne ausgeschilderte Touren, sodass es immer neue Strecken zu erkunden gibt. Unbedingt aber sollte jeder Engeraner am Bolldammbach entlanggeradelt sein.

Denn diese Strecke führt nicht nur an Denkmälern und Museen vorbei, hier wird dem Radler die Schönheit von Natur und Landschaft auf besondere Weise nähergebracht. Redakteurin Karin Wessler hat es ausprobiert:

An einem Hinweisschild an der Ringstraße schwinge ich mich aufs Rad und starte in Richtung Stadtpark Maiwiese. Dabei komme ich bereits am Kleinbahnmuseum und am Jugend- und Kulturzentrum Kleinbahnhof vorbei. Der Radweg führt auf der früheren Kleinbahntrasse und direkt am Bolldammbach entlang in Richtung Oetinghausen - die Kleinbahn war in früheren Zeiten eine bedeutende Verkehrsader der Region.

Radweg mit Laubencharakter

Hohe Bäume und dichtes Blätterwerk begrenzen das Bachbett. Der Wind rauscht in den Baumkronen, die Vögel zwitschern. Nur selten ist ein Auto zu hören. Die hohen Äste der Buchen, Eichen oder Ahornbäume ragen bis weit über den Radweg - ich fahre wie in einer Laube. Der Laubencharakter verstärkt sich an den Stellen, wo der Radweg zu beiden Seiten von Sträuchern und Bäumen begrenzt wird.
Von Wasser umgeben: Der Bolldammbach speist die Umwelt von Gut Bustedt in Hiddenhausen. - © Karin Wessler
Von Wasser umgeben: Der Bolldammbach speist die Umwelt von Gut Bustedt in Hiddenhausen. | © Karin Wessler

Am "Bad Enger", einer früheren Bedarfshaltestelle der Kleinbahn, lichtet sich die Trasse wieder etwas. In einem dortigen Garten steht ein großes Insektenhotel, auf der Weide eines landwirtschaftlichen Gebäudes grasen Schafe. Sie sind ganz schwarz, nur das Schwanzende ist weiß. Der Radweg führt unter einer Straßenbrücke hindurch, darüber rauschen die Autos auf der Umgehungsstraße.

War in der Maiwiese noch ein Plätschern des Baches zu vernehmen, so fließt das Wasser jetzt ganz gemächlich. An vielen Stellen stehen Sitzbänke, für eine Pause mit schönem Ausblick.

Besuch am Abstellgleis

In der Höhe der alten Wassermühle in Belke-Steinbeck laden auf einer Freifläche an der früheren Kleinbahntrasse Tisch und Bänke zu einer Rast ein. Etwas verwunschen versteckt sich das Mühlengebäude hinter einer dichten Blätterwand, lediglich ein stetiges Plätschern ist zu vernehmen, ein Frosch quakt. Die Blätterwand gibt nur stellenweise den Blick auf den früheren Mühlenteich und eine Giebelwand des Fachwerkgebäudes frei.

An dieser Stelle haben die Mitglieder des Kleinbahnvereins alte Schienen verlegt - das Abstellgleis. An diesem Gleis war bis 1930 die Haltestelle Steinbeck, erläutert ein Hinweisschild. Das Gleis wurde auch zum Entladen von Güterzügen benutzt und zum Abstellen von Kohlewaggons für die hiesigen Händler, heißt es weiter. Um zum früheren Bahnhof Steinbeck zu gelangen, muss die Hiddenhausener Straße überquert werden, die seit vielen Jahren hier verläuft.

In Höhe der Kläranlage teilt sich der Weg. Ich fahre weiter am Wasser entlang. Der Radweg führt nun am renaturierten Teil des Bolldammbaches vorbei. Weite Flächen der umzäunten Wiesen auf der anderen Bachseite sind abgegrast. Das Highland-Cattle von Gut Bustedt, das einige Wochen hier war, hat keinen Grashalm stehen lassen.

Ziegen-Gruppe am Wegesrand

An einer Brücke soll ein meterlanges Weidengeflecht Passanten daran hindern, bis ans Wasser zu gelangen. Im weiteren Verlauf führt der Radweg am Waldrand entlang - auf der einen Seite also Bäume, auf der anderen das munter plätschernde Wasser.

Schon bald sind die ersten Gebäude des Gewerbegebietes zu sehen. Die lasse ich links liegen und nehme Kurs auf Gut Bustedt. Ich fahre durch das Naturschutzgebiet rund um das Gut herum, ein richtiger Urwald. Umgestürzte Bäume oder abgeknickte Äste dürfen liegen bleiben, vermodern und kleinen Waldtieren, Käfern und Insekten ein Zuhause bieten.

Auf dem Gutsgelände begrüßt mich eine Gruppe kleiner Ziegen - wohl in der Hoffnung auf frisches Futter. Das gibt es nicht, und so knabbern die Tiere weiter an den grünen Blättern, die auf ihrer Wiese liegen.

Auf dem Rückweg könnte ich eine andere Strecke durch das Industriegebiet unter die Räder nehmen. Doch ich entscheide mich dagegen und fahre dieselbe Strecke in der umgekehrten Richtung zum Ausgangspunkt zurück. Denn: Es ist schon etwas Besonderes und einfach entspannend, eine so weite Strecke unter einem grünen Blätterdach zu radeln - durch eine reizvolle Landschaft mit schönen Ausblicken auf den Bolldammbach.

Das kann man gar nicht oft genug tun. Es ist einfach eine Tour für die Seele.

Der Bolldammbach Der Bolldammbach ist 12,5 Kilometer lang. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über Teile von fünf Gemeinden des Kreises Herford. Das Gewässer entspringt bei Pödinghausen an der Stadtgrenze zu Spenge-Lenzinghausen und mündet bei Südlengern in die Else. In Hiddenhausen speist der Bach den Umflutgraben von Gut Bustedt. Der Bolldammbach, der das Zentrum Engers durchfließt, tritt bei starken Regenfällen über seine Ufer und überflutet das Naturschutzgebiet Enger Bruch. Das Gewässer durchfließt auf seinem Weg von der Quelle bis zur Mündung die Kommunen Enger, Bünde, Hiddenhausen und Kirchlengern.
Information
Erlebenswert

Enger ist schön. Spenge ebenso. Und beide Städte bieten so vieles, was ein Jeder, der in diesen Städten wohnt, einmal einfach gemacht haben muss. Die NW zeigt jetzt in einer Sommerserie auf, was manche bisher vielleicht verpasst haben; aber garantiert nachholen können.

Bereits erschienen ist:
Besuch im Spenger Zentraltheater