Spenges stellvertretendende Bürgermeisterin verabschiedet sich

Spenge. In dieser Woche wurden Katharina Hartwig (CDU) und Anika Eltgen (SPD) als neue Stellvertreterinnen von Bürgermeister Bernd Dumcke gewählt. Damit endet eine Ära: Nach über 30 Jahren verabschiedet sich Spenges stellvertretende Bürgermeisterin Ruth Pilgrim aus der Lokalpolitik. Nach Spenge zog es die gelernte Bankkauffrau im Jahr 1975. Ursprünglich kam sie aus Würzburg. &bdquo;Dass in Spenge mal eine katholische Frau aus Süddeutschland erste Stellvertreterin des Bürgermeisters wird, hat hier wohl auch keiner gedacht“, sagt Pilgrim. Doch wie kam es dazu? Ihre Familie zog es erst nach Bielefeld, dann nach Lenzinghausen. Nach der Geburt von Zwillingen im Jahr 1978 hörte Pilgrim auf zu arbeiten. Doch es dauerte nicht lange, bis sie begann, sich ehrenamtlich zu engagieren. So ist sie zum Beispiel seit 1982 bei der Caritas aktiv. In die CDU geholt worden sei sie von Klaus-Dieter Brandtmann, berichtetet Pilgrim. Sie sei ihm aufgefallen, als sie bei einer Diskussion über den Spielplatz am Katzenholz sprach. Damals sei es darum gegangen, ob der Bereich verkehrsberuhigt werden soll. Pilgrim hätte damals auf die Widersprüchlichkeit des Anliegens hingewiesen. &bdquo;Alle wollen Auto fahren, aber dann soll auch alles verkehrsberuhigt sein“, diese Position habe Pilgrim damals vertreten, sagt sie. Das stieß auf das Interesse von CDU-Politiker Brandtmann - und Pilgrim trat in die Partei ein. Lesen Sie dazu auch: Die gute Seele der Gemeinde &bdquo;Das vieles zu langsam geht, hat mich auch erschüttert“ Zunächst war sie als sachkundige Bürgerin aktiv. Dann wurde sie 1994 in den Rat gewählt. Sie erinnert sich noch, wie ihr die frohe Kunde nach einer Caritas-Sitzung mitgeteilt wurde. Als Ratsfrau war Pilgrim unter anderem Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses. Auf ihre Zeit in der Politik blickt Pilgrim nachdenklich zurück. Zwar lobt sie das Miteinander der Parteien im Rat. Doch: &bdquo;Wir können in Spenge nur gestalten, wenn wir Zuschüsse kriegen“, sagt sie. Ständig würden &bdquo;von oben“ neue Aufgaben an die Kommunen herangetragen, ohne eine entsprechende ausgleichende Finanzierung. Politische Arbeit vor Ort würde so nur noch zu &bdquo;Schadensbegrenzung“. &bdquo;Das vieles zu langsam geht, hat mich auch erschüttert“, sagt Pilgrim. Als Stellvertreterin des Bürgermeisters - erst als erste Stellvertreterin, dann als Zweite - bildet Pilgrim zusammen mit SPD-Politikerin Annegret Beckmann die &bdquo;Schnittchen-und-Kuchen-Fraktion“, wie Pilgrim es nennt. Sie repräsentiert die Stadt vor allem bei Geburtstagen der älteren Spengerinnen und Spenger. &bdquo;Zum 85. Geburtstag, zum 90., 95. - und dann jedes Jahr“, erklärt Pilgrim. In dieser Funktion war sie seit 2009 tätig. &bdquo;Das war einfach schön“, sagt Pilgrim. Viele der Geburtstagskinder seien traurig gewesen, dass sie nun damit aufhört. &bdquo;Die haben gesagt: Sie können mich ja trotzdem mal besuchen“, sagt Pilgrim. Lesen Sie dazu auch: Warum nur wenige Frauen in Stadträten sind Die jetzige Inklusion war der &bdquo;größte Fehler“ Über ihr politisches Wirken hinaus ist Ruth Pilgrim auch für ihr ehrenamtliches Engagement und ihre spätere Tätigkeit als Pfarrsekretärin der katholischen Gemeinde bekannt. 1986 nahm sie diese Tätigkeit zunächst in Spenge auf und war später auch für die katholische Gemeinde in Enger zuständig. Besonders die großen Karnevalfeten mit über 500 Besuchern in der Stadthalle, die Pilgrim mit organisierte, gehören zu den Highlights aus dieser Zeit. &bdquo;Das war das Größte damals“, sagt Pilgrim, die dort so manche Büttenrede hielt. Ihr Lieblingskostüm von damals: &bdquo;Hexe“. Und mit einem Augenzwinkern: &bdquo;Ich kann nicht nur freundlich.“ 2014 ging Pilgrim dann in den Ruhestand. Sie war auch die erste Frau im Kreis Herford, die in den Kirchenvorstand gewählt wurde, berichtet Ruth Pilgrim. Für ihre damals rein männlichen Kollegen dort wäre das &bdquo;schon schlimm“ gewesen. Religion ist ihr bis heute wichtig. &bdquo;Glaube ist für mich einfach Hoffnung“, sagt Pilgrim. Und ohne Hoffnung gehe es nicht. Bis zum Ende der Heideschule im Jahr 2016 war Pilgrim ehrenamtliche Kassiererin im Verein der Förderschule. Als Mutter eines behinderten Kindes bedauert sie bis heute die Schließung der Schule und sieht im aktuellen Ansatz der Inklusion den &bdquo;größten Fehler.“ &bdquo;In der Heideschule konnten die Kinder wirklich gefördert werden“, sagt Pilgrim. Das sei in vollen Klassenzimmern in regulären Schulen so nicht möglich. Lesen Sie dazu auch: &bdquo;Das Flämmchen hat immer gelodert“ &bdquo;Der Egoismus, der sich breitmacht, erschüttert mich“ Die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland macht Ruth Pilgrim Sorgen. &bdquo;Der Egoismus, der sich breitmacht, erschüttert mich“, sagt sie. Bürger würden vor allem ihre Rechte, aber nicht mehr ihre Pflichten sehen. Ruth Pilgrims Abschied aus dem Rathaus und dem Rat wurde - nach längerer Krankheit - vom Tode ihres Mannes Rolf überschattet. Nun möchte sie die Zeit nutzen, um sich &bdquo;ein bisschen zu erholen“, aber auch Zeit für sich zu finden. Sie will mehr lesen, wieder verreisen oder Zeit in ihrer wöchentlichen Kanasterrunde verbringen. Ein neues Amt hat sie aber schon direkt wieder übernommen. &bdquo;Ich bin jetzt zweite Vorsitzende der Schützengesellschaft Spenge“, sagt Pilgrim. Eine große Pause wird es also nicht. Denn: &bdquo;Gott hat mir eine gute Konstitution gegeben“, sagt Pilgrim. Die will sie weiter nutzen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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