Begann Laufbahn mit 14 Jahren: Ehemaliger Engeraner Stadtdirektor feiert 95. Geburtstag

Enger/Spenge. Karl-Heinz Sieker war von 1969 bis 1981 Stadtdirektor in der Widukindstadt Enger und hat das heutige Gesicht der Stadt entscheidend mitgeprägt. In seiner Amtszeit fielen das erste Kirschblütenfest und die Sanierung der Innenstadt. Vor Kurzem feierte er seinen 95. Geburtstag. Angefangen hat alles am 1. April 1944. Damals startete Sieker seine Lehre in der Verwaltung beim Landratsamt im Kreis Herford. &bdquo;Ich war eine Woche vorher 14 geworden“, erinnert er sich. In seiner Kindheit erlebt er die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg mit. Er könne sich noch daran erinnern, wie seine Mutter ihm zu Kriegsbeginn, er war gerade neun Jahre alt, sagte: &bdquo;Jetzt haben wir wieder Krieg, Junge.“ Das erste Jahr von Siekers Ausbildung fand noch unter Kriegsbedingungen statt. Sein Chef war zunächst der NSDAP-Landrat Erich Hartmann, der &bdquo;Nazi-Landrat“, wie Sieker sagt. Und weiter: &bdquo;Wir hatten fast täglich Fliegeralarm.“ Dann habe es geheißen: Raus aus der Stadt Herford, auf einen nahe gelegenen Bauernhof. Im Herbst 1944 verlegte Landrat Hartmann die Kreisverwaltung wegen der Bombardierung in die Vlothoer Kurorte Seebruch und Senkelteich. Eine von Siekers ersten Aufgaben sei gewesen, als Bote zwischen dem Landratsamt in Herford und den beiden Kurorten zu fungieren. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Das Gesicht der Stadt geprägt An das Kriegsende 1945 erinnert sich Sieker als den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, aber auch als &bdquo;ziemlich turbulente“ Zeit. Er ist beim Kreis im Ernährungsamt tätig und mit für die Verteilung von Lebensmittelkarten im Kreis Herford der Nachkriegszeit zuständig. 1950 legt Sieker seine erste Verwaltungsprüfung ab, 1956 folgt die zweite und 1960 das Kommunaldiplom. In den frühen 1950er-Jahren hätten sich die Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland auch langsam wieder normalisiert. Für Sieker folgen Zwischenstationen in Bielefeld-Sennestadt und Osnabrück. &bdquo;1968 bin ich dann nach Enger gekommen.“ Zunächst ist Sieker Amtsdirektor, dann ab 1969 Stadtdirektor der Widukindstadt. Ein Posten, den er bis 1981 innehaben sollte. Zu den großen Projekten seiner Amtszeit gehören die Sanierung der Innenstadt, der Neubau des Widukind-Gymnasiums, des Gartenhallenbads und der Parkpalette am Barmeierplatz. Entscheidungen, die bis heute das Gesicht der Widukindstadt prägen – und gegen die es damals auch Widerstand gab, wie sich Sieker erinnert. Im Rückblick sagt er aber klar, dass sich die Widukindstadt durch die Maßnahmen &bdquo;zum Guten verändert hat.“ An der Wand seines Arbeitszimmers hängt noch heute eine alte Luftaufnahme der Engeraner Innenstadt, die ihm seine Mitarbeiter damals zum Abschied schenkten. Lesen Sie auch: Mehrere Geschäfte in Enger schließen - wie geht es weiter mit der Innenstadt? Kirschblütenfest in Enger: So fing alles an Auch das erste Kirschblütenfest fiel in Siekers Amtszeit. Der ehemalige Stadtdirektor erinnert sich, wie die Idee für das Fest aufkam, nachdem einige Autohändler erfolgreich eine Autoschau organisiert hatten. Daraus sollte sich dann das Stadtfest entwickeln. Kurz nach dem Ende seiner Zeit als Stadtdirektor zog es Sieker in die Nachbarstadt Spenge. Gemeinsam mit seiner Frau bezog er deren ehemaliges Elternhaus, wo er auch heute noch lebt. Nach seiner Zeit als Stadtdirektor war er noch 25 Jahre lang als freiberuflicher Rechtsbeistand in Verwaltungsangelegenheiten tätig, bevor er sich schließlich zur Ruhe setzte. In seinem langen Leben musste Sieker einige Schicksalsschläge einstecken. So starb seine Frau vor vier Jahren. Auch seine Tochter ist schon seit vielen Jahren tot. Auch interessant: Innenstadtkern-Sanierung: So soll Enger zukunftsfähig gemacht werden Und dann kam Corona Siekers Sohn Ralf ist in Spenge Stadtrat für die UWG. Der ehemalige Stadtdirektor hat vier Enkelkinder. Nach wie vor begeistert er sich für das Lesen. &bdquo;Das ist meine Hauptbeschäftigung.“ Mittlerweile hat Sieker eine umfangreiche Bibliothek vorzuweisen, gefüllt mit vielen Sachbüchern zu Geschichte und Politik, aber auch mit dem einen oder anderen Klassiker. Seinen 90. Geburtstag konnte Sieker aufgrund der damals gerade beginnenden Corona-Pandemie nur bedingt feiern. Eine große Feier steht auch dieses Jahr nicht an. Doch einer Feier im kleinen, familiären Kreis sollte dieses Mal nichts im Wege stehen.

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