Engers Bürgermeister sieht keinen politischen Rechtsruck für die Widukindstadt

Herr Meyer, das Jahr 2025 liegt noch zu einem großen Teil vor uns. Für Sie wird es ja auch ein Jahr der Veränderung sein, da Sie bei der nächsten Bürgermeisterwahl im September nicht wieder für das Amt antreten. Aber welche Gefühle herrschen im Moment bei Ihnen auch in Anbetracht des politischen Miteinanders auf Bundesebene vor? Thomas Meyer: Die Entwicklungen, die man auf dieser Ebene wahrnimmt, gehen natürlich nicht an einem vorbei. Man macht sich seine Gedanken und da ist es schon so, dass man ins Grübeln kommt, wie sich gerade unsere Gesellschaft verändert. Stellt die Gesellschaft ein Spiegelbild der Politik dar? Oder anders gefragt, werden politische Umgangsformen in der Gesellschaft wieder offenbar? Es ist, glaube ich, eine gegenseitige Abhängigkeit. Die Gefahr ist eben, dass man politische Themen oder mutmaßliche gesellschaftliche Strömungen aufgreift und vermeintliche Mehrheiten als Grundlage für politische Entscheidungen nimmt. Nicht immer nur die Lautesten sind diejenigen, die recht haben und daran muss man sein eigenes politisches Handeln nicht immer ausrichten. Wenn Politik sich in gewisser Weise verhält, indem man eben Umgangsformen an die Seite schiebt, dann nimmt natürlich Gesellschaft auch wahr, dass das offensichtlich geduldet und am Ende vielleicht auch eine mehrheitsfähige Verhaltensweise ist. Analog dazu: Haben Sie Angst vor den möglichen Ergebnissen der nächsten Bundestagswahl? Keine Angst, aber durchaus macht es mir Sorge, diese Entwicklung derzeit zu sehen, und ich glaube, dass die derzeitige Diskussion, die geführt wird, die derzeitigen Vorhaltungen, die man sich macht, sich auch im Wahlergebnis widerspiegeln werden. Und dass ein rechtes politisches Spektrum durchaus an Gewicht gewinnen wird, das befürchte ich. Das finde ich auch sehr bedenklich und erahne auf der anderen Seite, dass es den demokratischen Parteien zumindest nicht leichter fällt, am Ende wieder zu einer gemeinsamen Basis zusammenzukommen. Bundestagswahl 2025: &bdquo;Wen wähl’ ich bloß?“ – Hilfreiche Überlegungen für Unentschlossene Lassen sich diese bundespolitischen Veränderungen, die Sie angesprochen haben, und Ihre Sorgen auf die Kommunen übertragen? Ich habe hier die Widukindstadt Enger im Blick. Und auch die Wahrnehmung, wie es uns eigentlich in der Vergangenheit gelungen ist, hier vor Ort kommunalpolitisch miteinander umzugehen und Entscheidungen zu treffen. Da lassen sich - würde ich sagen - die Sorgen eher nicht übertragen. Ich glaube schon, dass wir da momentan eine gewisse Gemeinsamkeit und ein demokratisches Grundverständnis haben unter allen politischen Akteuren. Unter denen zumindest, die derzeit hier in Enger das Geschehen mitgestalten. Ich weiß natürlich nicht, welche Akteure bei der im September anstehenden Kommunalwahl hier antreten werden und dann möglicherweise auch in einem zukünftigen Rat das Tagesgeschäft gestalten. Aber da ist es natürlich möglich, dass dann tatsächlich die politische Kommunikation, das politische Miteinander, auch mal beeinträchtigt wird. Aber dennoch gehen Sie davon aus, dass die Kommunikation im Rat eine zielorientierte bleibt; und dass die sachbezogene Arbeit nicht unbedingt dem Populismus weicht? Das sind auf jeden Fall meine großen Hoffnungen, die ich hege. Wenn ich mir die derzeitigen Akteure angucke, dann bin ich da eigentlich doch zuversichtlich, dass uns das hier vor Ort gelingen wird. Es gibt ein besonders gelungenes Projekt: Den Bau des Pump-Tracks; fast ein Vorzeigeobjekt der Politik: Eine junge Sportlerin hat einen Traum, wendet sich an die Tageszeitung, spricht mit dem Bürgermeister, der Rat stimmt dem Projekt zu und in Rekordzeit ist der Pump-Track an der Kaiserstraße umgesetzt und wird 2024 eingeweiht. Können Sie mir zwei weitere Projekte nennen, die in Rekordzeit umgesetzt wurden? Bei Bauprojekten wird es teilweise wirklich schwierig, das gebe ich zu. Es gibt aber zwei Dinge, die gar nicht unbedingt etwas mit Bauen zu tun haben, die wir sehr schnell geschafft haben: Mit Unterstützung des Bürgerbus-Vereins die neuen Buslinien auf die Beine zu stellen. Das ist uns in einer relativ schnellen Zeit gelungen, mit großer Einmütigkeit und Unterstützung und natürlich auch mit großem Engagement der Ehrenamtlichen, der Akteure, die das Ganze auf den Weg gebracht haben. Es ist uns einfach gut gelungen, eine schnelle Abstimmung gefunden und die Linien festgelegt zu haben und dass man zügig ans Fahren gekommen ist. Lesen Sie auch: Neuer Pumptrack: Etwa 80 Biker und Skater kommen zur Einweihung Schnell haben wir auch unsere Wärmeplanung erledigt. Da haben andere Kommunen noch nicht mal angefangen und wir sind schon damit durch. Auch im Bereich Energiemanagement sind wir wirklich ein gutes Stück weiter gekommen. Wenn ich auf unsere eigene Gebäudesituation schaue, haben wir mithilfe unseres Energiemanagers Michael Dux eine Menge geschafft. Mit Fördermitteln haben wir auf unseren Gebäuden wirklich zahlreiche Photovoltaik-Anlagen errichtet. Auch das ist etwas, was sehr nachhaltig und auch schnell gelungen ist. Ihre beiden bisher bekannten potenziellen Nachfolgekandidaten haben angekündigt, dass ISEK, also das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept, &bdquo;begleiten“ zu wollen. Einen Großteil der Basics hat die Politik aber bereits beschlossen und Sie haben schon sehr viel verbindlich umgesetzt und auf den Weg gebracht. Wie viele Gestaltungsmöglichkeiten hat Ihr Nachfolger überhaupt, um noch etwas in Sachen ISEK zu bewegen? Im Grunde gibt es natürlich durch die bisherigen Festlegungen und Entscheidungen, die getroffen worden sind - wenn ich jetzt mal auf die Gestaltung der Innenstadt gucke - eine Ausrichtung, auf die man sich gemeinsam verständigt hat. Und die auch lange durchaus diskutiert wurde und mit der man gerungen hat. Ich nenne da zum Beispiel die Verkehrsführung im Ortskern oder die Nutzung des Barmeierplatzes. Aber daneben gibt es bei den sogenannten Ausführungsplanungen Details, die es zu besprechen und festzulegen gilt. Von daher kann man an der Stelle noch natürlich Veränderungen vornehmen. Aber die grundlegende Ausrichtung, wie unsere Stadt in Zukunft aussehen wird, sollte man nicht noch mal grundsätzlich infrage stellen. Ich hoffe, dass man auch da jetzt zu einem Grundverständnis kommt und es nicht nachher zum Flickenteppich wird. Das würde dem gesamtgestalterischen Anspruch dann doch nicht gerecht. Diese Diskussion möchte ich auch nicht unbedingt wieder aufleben lassen. Welches ISEK-Projekt war und ist Ihnen am wichtigsten? Worauf dürfen wir uns besonders freuen? Es gibt da eine Vielzahl. Die Umgestaltung der Kleinbahntrasse als wichtige innerstädtische Verkehrsachse liegt mir am Herzen. Und ich finde es klasse, dass wir die Option hatten, über den Kernbereich der Stadt, den Barmeierplatz mit der Verbindung Mathildenplatz, neu nachdenken zu können, weil man eben eine andere Zufahrtsmöglichkeit zur Tiefgarage gestalten kann. Ich weiß, dass es da viele Sorgen gibt. Ich weiß, dass da viele Menschen einfach auch mit ihrer Sichtweise drauf gucken und fragen: Was heißt das für mich, wenn ich dort in der Stadt unterwegs bin? Insbesondere natürlich die Geschäftsleute. Das ist alles richtig und das nehme ich auch wahr, ich nehme auch die Sorgen wahr und sie sollen auch wissen, dass wir sehr genau hinschauen müssen und werden. Und dass wir das, was wir da am offenen Herzen unserer Stadt am Ende machen, auch eigentlich etwas ist, was für alle nutzbringend ist; für die nächsten 40 Jahre. Und auch die Stadt in die Zukunft führt. Es ist einfach ganz, ganz wichtig, eine Akzeptanz herzustellen, auch Verständnis dafür zu bekommen, dass man manche Dinge auch umgestaltet, dass Vorhandenes nicht in jeder Form erhalten werden kann. Aber das ist das elementarste Bauprojekt für die nächsten Jahre in der Stadt; also von enormer Bedeutung. Mit ganz vielen Auswirkungen, ganz vielen Beteiligten, ganz viel Betroffenheit. Aber wir dürfen uns darauf freuen. Auch interessant: Stadt Enger unterstützt ihre Ortsteile: Das sind die Ideen der Bürger Wann ist die Umgestaltung der Innenstadt abgeschlossen? Ich denke 2028; vielleicht 2029. Und wenn Sie 2030 auf einer Bank auf dem Barmeierplatz sitzen und jemand bezeichnet Sie als einen der Väter des ISEK, sind Sie dann stolz und glücklich? Das will ich hoffen; sonst würde ich mich ja nicht mehr auf den Barmeierplatz trauen. Ich hoffe, dass ich bis dahin einiges gemacht habe, was auch durchaus zukunftsfähig und nachhaltig ist. Wir verabreden uns dann für 2030 auf einen Kaffee in der Engeraner City? Das würde ich sehr gerne; vielleicht auch noch mit einem erweiterten gastronomischen Angebot. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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