Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein begeistert eingeschworene Fangemeinde in Enger

Enger. Kerzen flackerten in den Reihen der Gäste, die zur Lesung eines der erfolgreichsten deutschen Autoren in die Widukindstadt gekommen waren. Nachdem der Trailer des Kinofilms &bdquo;Hagen – Im Tal der Nibelungen“ gezeigt worden war, nahm der Autor, auf dessen Roman die Verfilmung beruht, seine Gäste mit in die Anfänge seiner Geschichte. Er ließ vor ihren inneren Augen ein Waldstück an einem trüben Tag in der Nähe von Worms entstehen. Für die detailreichen Schilderungen der Szenen nahm sich Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein so viel Zeit, dass seine Zuhörerinnen und Zuhörer den Nebel förmlich über ihre Füße kriechen, die Kälte auf ihren Armen fühlen und den dünnen Rauch eines kleinen Feuers riechen konnten, das in einer ärmlichen Hütte am Waldrand brannte. Zu dieser Hütte geleitete Hagen das junge Mädchen, das ihm auf seiner letzten Etappe auf dem Weg nach Worms im Wald begegnet war. So lernte das Publikum einen Mann kennen, dem in vielen Fassungen der Nibelungensagen, auf denen der Roman beruht, eine undurchsichtige Rolle zuteil wird. Und dessen Charakter in einigen davon durch den Mord des Helden Siegfried geprägt wird. Auch im Nibelungenlied wird ihm diese wenig rühmliche Rolle zuteil. Hagen von Tronje ist die Lieblingsfigur von Hohlbein Wolfgang Hohlbein aber zeichnet in seinem Roman, basierend auf verschiedenen Fassungen der Nibelungensage und anderer Sagen, ein anderes Bild des Mannes. Eines, das Hagen von Tronje auch nach über 200 geschriebenen Büchern und unzähligen Charakteren, die der Autor darin zu Leben erweckte, zu seiner Lieblingsfigur machte, wie er auf Nachfrage aus dem Publikum sagte. Lesen Sie auch: Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein im Porträt Erste Szenen lassen eine Ahnung entstehen. Zwar begleiteten die Zuhörerinnen und Zuhörer Hagen lediglich durch die ersten Szenen des Romans, erhielten währenddessen aber doch ein Bild von einem Mann, der Sympathie für ein mutiges Mädchen empfand und dem es dieses fremde, verdreckte Kind eine Verzögerung seiner Weiterreise wert war. Sein kritisches, nicht aber verurteilendes Interesse an religiösen Symbolen aus Christen- und Heidentum, die sich in der kleinen Hütte am Waldrand nebeneinander fanden, ließen eine erste Idee von der sagenumwobenen Figur des Hagen entstehen. Als Hohlbein diese ersten Szenen schrieb, habe er noch gar nicht so genau gewusst, wo es hingeht, sagte der Autor. Der Rest der Geschichte habe sich dann, wie bei all seinen Geschichten, beim Schreiben entwickelt. Hagen von Tronje ist eine Auftragsarbeit gewesen Dabei sei ihm die Figur des Hagen immer mehr ans Herz gewachsen. &bdquo;Das Einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er zu seinem Wort steht“, findet der Autor, der sich intensiv mit den Sagen auseinandergesetzt und sie neu interpretiert hat. Nach der Lesung beantwortete Wolfgang Hohlbein viele Fragen seiner Gäste mit großer Offenheit und einer gehörigen Portion Humor. Ausgerechnet &bdquo;Hagen von Tronje“ ist ursprünglich eine Auftragsarbeit gewesen. Sein Verlag ist mit der Idee an ihn herangetreten, einen Nibelungen-Roman zu schreiben - ursprünglich nicht zu seiner Begeisterung. Dass gerade dieser Roman zu seinem Lieblingswerk unter den eigenen Büchern werden würde, nachdem er die Nibelungensage in der Schule eher als Folter empfunden habe, sei für ihn nicht abzusehen gewesen. Während des Schreibens passiere jedoch immer mal wieder Unvorhergesehenes. Auch dass Figuren beim Schreiben ein Eigenleben entwickeln, habe er immer für &bdquo;dummes Gerede“ gehalten, bevor es ihm schließlich selbst passierte. &bdquo;Tatsächlich machen die Figuren nicht immer, was man als Autor will“, sagte er, schmunzelte und wollte ein Beispiel nennen. Lediglich einen Beruf und einen Buchtitel konnte er erwähnen, bevor sich der Name der gemeinten Figur schon aus dem Publikum vernehmen ließ. Hohlbein arbeitet am zweiten Teil seines Romans Hagen von Tronje Unter den Gästen schien sich kaum jemand zu befinden, der nicht schon etliche Helden aus Hohlbeins Feder auf ihren Abenteuern begleitet hatte. Ihr Interesse galt dabei nicht nur den kreativen Prozessen, die hinter der Entstehung ganzer Welten stehen, sondern auch dem Arbeitsalltag des erfolgreichen Autors. Nicht zuletzt vergewisserten sie sich, dass der Autor, mit dessen Büchern einige von ihnen aufgewachsen waren, noch nicht mit dem Gedanken spiele, das Schreiben in näherer Zukunft aufzugeben. &bdquo;Der normale Arbeitnehmer freut sich auf die Rente, weil er dann endlich tun kann, was er sein Leben lang schon machen wollte und das mache ich seit 45 Jahren“, antwortete Hohlbein ohne sich genau festzulegen. Auf einige Werke dürfen sich seine Fans also sicher noch freuen, denn neben einigen Projekten, die in verschiedenen Stadien in seiner Schublade warten, arbeite er gerade am zweiten Teil seines Romans &bdquo;Hagen von Tronje“.

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