Rap-Legenden in Enger: Toni-L und MC Rene rocken das Widu-Jam Festival

Enger. &bdquo;Sonst treffen wir uns in Städten wie Berlin oder Hamburg“, sagt Kurt Tallert, besser bekannt als Rapper Retrogott und musikalischer Überraschungsgast an diesem Abend. Der Musiker bereitet sich gerade mit seinen Kollegen im Backstage-Bereich vor. Doch das Hiphop-Festival Widu-Jam findet nicht etwa in einem Club in einer deutschen Großstadt, sondern im Engeraner Kleinbahnhof statt. Am Samstag kamen mehr als 300 Besucher zusammen, um bei der Premiere des Festivals dabei zu sein. &bdquo;Ich hab das Blau für die Wolken genommen. Das Rot für den Drachen“, erklärt Finjas (8). Mit Mutter Jennifer arbeitet Finjas sonst in der Malwerkstatt des Kleinbahnhofs mit Ölfarben. An diesem Tag probiert sich Finjas mit Spraydosen aus. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Finjas ist eines der Kinder, die am Graffiti-Workshop teilnehmen. &bdquo;Das ist ein eigenständiges Medium“, sagt Juri Lobunko, der den Workshop leitet. Seit 17 Jahren ist er selbst Sprayer. Gerade bei den kleinen Besuchern kommt das Angebot an diesem Tag gut an. Zwei Tänzer setzen sich beim Breakdance-Battle durch Im Kleinbahnhof selbst wird währenddessen trainiert. Die Musik dröhnt laut, junge Leute drehen und verrenken sich auf erstaunliche Weise auf dem Boden. Sie bereiten sich auf den Breakdance-Battle beziehungsweise Wettbewerb, am Abend vor. Die sehr athletische Art zu tanzen zeichne sich dadurch aus, dass sie den Tänzerinnen und Tänzern sehr viele Freiheiten lasse, sagt David &bdquo;Snoop“ Eger. Snoop selbst ist seit über 25 Jahren Breakdancer, tanzt mittlerweile bei den &bdquo;Flying Steps“ und moderiert später den Wettkampf. &bdquo;Es gibt viele Basics und traditionelle Moves, aber keine Richtlinien, wie das auszusehen hat“, sagt Snoop. &bdquo;Du interagierst in dem Moment mit der Musik.“ Dieses Interagieren mit der Musik sorgt später für großes Staunen. Unter begeistertem Klatschen und Zurufen findet am Abend im zur Bühne umfunktionierten Kleinbahnmuseum der Battle statt. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Kleinbahnhof Enger (@jzkleinbahnhof) Eine Jury, bestehend aus den vier Breakdance-Experten Lil Rock, Bekim, Lavdim und Almiv, entscheidet spontan, wer besser getanzt hat. Es treten immer zwei Tänzer gegeneinander an. Daniel Ramirez Corbillon und Erik Harder wirbeln mal auf den Händen, mal auf dem Kopf, mal auf dem Rücken über die Tanzfläche. Nach einem knappen Unentschieden können sie die Jury abschließend für sich begeistern. Sie belegen den ersten Platz. Auf Platz zwei landen Reza Jaxon und Ufok von den &bdquo;Last Action Heroes“. (Arnold Schwarzenegger wäre stolz.) Platz Drei geht an die Tänzer mit den Künstlernamen Thor und Davidoff von den &bdquo;Roundhouse Crackheadz“. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Toni-L (@the_real_toni_l) Dann ist es Zeit für das Hauptprogramm. Zu den Beats des bekannten DJ Coolmann von der Hamburger Formation &bdquo;5 Sterne Deluxe“ steigt MC Rene auf die Bühne. Trotz der mittlerweile hohen Temperaturen im Kleinbahnmuseum bringt er die Zuschauer zum Mittanzen. Weitere musikalische Highlights an diesem Abend sind der schon erwähnte Überraschungsgast Retrogott, Rapper Tony-L sowie die &bdquo;Glorious 7“ um den Bielefelder Rapper Comar. Es ist ein Zusammentreffen von drei Generationen Deutschrap, sagt MC Rene. Während Tony-L aus den Anfangszeiten des Genres komme, gehöre er selbst zur zweiten Generation und Retrogott zur dritten bis vierten Generation. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von mcrene (@officialmcrene) Ein Hiphop-Festival auf dem Land Das gelungene Festival wird am Abend durch ein plötzlich aufziehendes Unwetter und einen verheerenden Diebstahl überschattet. Die Kasse des Caterers Pur Produkt wird von Unbekannten gestohlen. Bis dahin ist die Stimmung am Jugendzentrum Kleinbahnhof aber ausgelassen. &bdquo;Das sollte es auf jeden Fall jährlich geben“, sagt Gleb Kling, der in seiner Jugend selbst den Kleinbahnhof besucht hat. Besucher Mitja Banke findet es &bdquo;ziemlich cool“, Rapper wie MC Rene und Tony-L in Enger sehen zu können. &bdquo;Wir freuen uns über den Zulauf“, sagt Katharina Wolff, Leiterin des Evangelischen Kinder- und Jugendzentrums Zebra. Auch Jan Brockelt vom Jugendzentrum Kleinbahnhof zeigt sich &bdquo;zufrieden“. Die beiden Jugendzentren hatten das Festival organisiert. Brockelt und Wolff sprachen am frühen Abend mit der NW, vor dem Diebstahl der Abendkasse des Unverpacktladens Pur Produkt. &bdquo;Es ist schön, dass sich hier jeder wiederfinden kann“, sagt Wolff. Die Angebote beim Widu-Jam hätten ein breites Altersspektrum angezogen. Besonders der Graffiti-Workshop und die Breakdance-Performances hätten die Besucher begeistert, sagt Brockelt. Insgesamt zählen die Veranstalter mehr als 300 Besucher an diesem Tag. &bdquo;Es ist schön, dass Hiphop-Kultur auch hier Menschen zusammenführt“, sagt Rapper Retrogott. Denn ein Hiphop-Festival kann es nicht nur in großen deutschen Städten, sondern auch im ländlichen Enger geben.

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