In Enger gibt es nun eine Bauernhof-Kita

Enger. Enja hat ihr rotes Halstuch um. Ein klares Zeichen: Der Golden Retriever hat jetzt Pause. Gerade macht es sich der Hund auf seiner Decke gemütlich, rollt sich zusammen und legt den Kopf auf die Pfoten. Die vielen Kinder, die nur ein paar Schritte entfernt umherwuseln, wissen: Wenn Enja ihren roten Schal trägt, ist Streichelpause. Der Golden Retriever ist der hauseigene Hund der neuen Bauernhof-Kita an der Kaiserstraße. Vor gut zwei Wochen hat die eingruppige Einrichtung ihren Betrieb aufgenommen. In Enger ist sie einzigartig. Das Besondere: Die 20 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren sind hier - auf dem Bauernhof der Familie Coring-Sanker - ganz nah dran an der Natur. "Das Besondere ist der Umgang mit den Tieren", sagt Kita-Leiterin Susanne Klose. Nah dran an der Natur So ist nicht nur Golden-Retriever-Hündin Enja, die speziell für die Kita ausgebildet wurde, jeden Tag mit dabei. Die Kinder sind auch ganz nah dran an Kühen und Hühnern, denn die Coring-Sankers betreiben auf dem Gelände eine Nebenerwerbslandwirtschaft mit 50 Tieren. "Wir haben hier eine Mutterkuhhaltung und eine Bullenmast", sagt Gabriele Coring-Sanker. Auch sechs Hühner leben auf dem Hof. "Morgens zum Beispiel füttern die Kinder die Kühe mit", erzählt Klose. Und sie dürften bei den Hühnern "auch mal ein Ei aus dem Nest nehmen, da haben wir schon viele gefunden". In Enger ist es die einzige Bauernhof-Kita. Im gesamten Kreis Herford gibt es nur noch eine weitere: in Bünde. Getragen wird die Engeraner Einrichtung vom Verein "Taka-Tuka-Land", der je eine weitere - herkömmliche - Tageseinrichtung in Spenge und Hiddenhausen betreibt. So kam es zur Idee Die Kita ist in einem uralten Bauernhaus entstanden: Das Gebäude stammt aus der Zeit um 1900, die Stallungen sind noch deutlich älter. Die Idee für die ungewöhnliche Kindertagesstätte hatte Gabriele Coring-Sanker selbst. Sie habe eine sechsjährige Tochter. Und wenn die Freunde zu Besuch gehabt habe, hätten die sich hier immer "total wohl gefühlt", erzählt sie. Im Netz habe sie sich daraufhin über Bauernhof-Kitas informiert und - überzeugt von dem Konzept - schließlich Nadine Kerber, Geschäftsführerin und Gesamtleiterin vom Taka-Tuka-Land, angesprochen. "Sie war gleich Feuer und Flamme." Entstanden ist die Kita schließlich auf rund 185 Quadratmetern in einer seit zwei Jahren leer stehenden Wohnung des alten Bauernhauses. Und das im Rekordtempo: Seit den ersten Planungen sei gerade mal ein Jahr vergangen, erzählt Gabriele Coring-Sanker. Die Räume seien komplett entkernt und zum Beispiel auch Brandschutzdecken eingezogen worden. "Da haben wir vieles in Eigenarbeit gemacht", sagt sie und ergänzt lachend: Und das unter "Volldampf". Alt wird mit Neu kombiniert In den Kita-Räumen riecht es noch ganz neu - nach frischer Farbe. Von der großen Deele aus, wo eine Handvoll Bullen auf dem Stroh steht, geht es direkt in die Räume der Tagesstätte. Viele Möbel dort sind neu. Die kleine Theaterbühne zum Beispiel, hinter deren Vorhang es sich prima verstecken lässt. Die aber auch multifunktional genutzt werden kann - wie jetzt zur Mittagszeit. Auf der Bühne steht ein Tisch mit mehreren kleinen Stühlen. Drei Kita-Kinder sitzen dort mit einer der insgesamt vier Erzieherinnen und lassen sich ihr Essen schmecken. Es gibt Spätzle mit Soße und Salat. Ein bisschen umfängt einen in diesem Raum aber auch noch der Charme vergangener Zeiten. Denn es gibt nicht nur neues Mobiliar: Der Blick fällt auch auf zwei massive Schränke, einer davon als Garderobe genutzt. "Die sind aus dem Jahr 1725", sagt Gabriele Coring-Sanker. An einer Wand hängen außerdem Schwarzweiß-Porträts der ehemaligen Besitzer des Hofes: August und Luise Coring. Alt verbindet sich in der Bauernhof-Kita mit Neu. Mit dem Fernglas auf Entdeckungstour Ein paar Schritte weiter - dort, wo früher das Wohnzimmer war - können die Kita-Kinder nun bauen, nebenan in der ehemaligen "guten Stube" zu kleinen Forschern werden. Dort liegen auch Ferngläser bereit. Denn wenn die Kinder aus dem Fenster schauen, haben sie einen weiten Blick über das angrenzende Feld. Für die Kleinen gibt es auch da Spannendes zu entdecken. Morgens hoppelt oft ein Hase vorbei, auch ein Kranich hat schon mal Station gemacht. Und immer wieder stolziert auch das eine oder andere Huhn am Fenster vorüber. Auf dem großen Außengelände soll jetzt noch ein Spielplatz entstehen. "Und es gibt auch noch ein eigenes Waldstück, was wir irgendwann nutzen können", sagt Nadine Kerber. Das Konzept komme super an bei den Eltern. Allerdings: Anmelden kann man sein Kind in der Bauernhof-Kita nicht mehr: Die Gruppe ist voll. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Mitten im Wohngebiet: Familie aus Bünde legt sich Hühner zu

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