Mandat oder nicht Mandat - das ist für Joachim Ebmeyer die Frage

Kreis Herford/Bad Oeynhausen. Er will verbinden. Den Kreis Herford und Berlin. Stadt und Land. Jugend und Erfahrung. Eine konservative Grundeinstellung und die Digitalisierung. "Um alles das voranzutreiben", hat Joachim Simon Ebmeyer sich entschlossen, für den Bundestag zu kandidieren. Für den Kreis Herford und die Stadt Bad Oeynhausen. In der Erfahrung, die er in der kommunalen Politik gemacht hat, sieht er seine Stärke. Er arbeitet schon jetzt in der Bundeshauptstadt. "Wenn ich am Prenzlauer Berg in Berlin sitze, stellt sich der Lebensalltag anders dar, als in Enger. Da gibt es ein Stadt-Land-Gefälle. Ich komme aus der Verwurzelung vor Ort. Und die gilt es, nach Berlin zu tragen." Schon als 16-Jähriger, engagierte sich Ebmeyer bei der Jungen Union. "Ich komme aus der Landwirtschaft; vom Sattelmeierhof Ebmeyer aus Enger." Irgendwie sei es da natürlich, konservativ zu sein. "Oma und Opa fanden das toll. Es gab damals viele Gespräche mit meinen Großeltern." Und mit politisch Andersdenkenden. "Das hat mir viel Spaß gemacht." Ebmeyer macht Karriere in der CDU. Er war im Vorstand des Kreisverbandes von 2009 bis 2019 und Kreistagsmitglied von 2014 bis 2019. Parallel dazu - das ist ihm ganz wichtig - bleibt er dem Stadtverband der Widukindstadt verbunden. Dort hat er auch Freunde gefunden. "Mit denen spreche ich heute. Und mit denen werde ich auch diskutieren, wenn ich Fragen als Bundestagsabgeordneter habe." Listenplatz 37 ist nicht erfolgversprechend Der Weg in den Bundestag ist steinig und der Einzug nicht sicher. Denn mit Listenplatz 37 hat er voraussichtlich nur eine Chance: direkt gewählt zu werden. "Bei diesem Listenplatz darf man sicher sein, dass der nicht zieht. Also ist der 26. September für mich ein sehr entscheidendes Datum." Ein Wendepunkt in seinem Leben. Dennoch: Wohnen will er weiterhin in der Widukindstadt. Hier hat er sich zusammen mit seiner Ehefrau und der 15 Monate alten Tochter eine Wohnung eingerichtet. Getraut wurde das Paar in der Stiftskirche. Dort wurde auch die Tochter getauft. "Da ist jetzt Familienzeit" Eine Abgeordnetentätigkeit erfordere "schon so 60 bis 70 Stunden in der Woche". "Ich habe mir vorgenommen, den Sonntag freizuhalten. Wir predigen ja immer die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt. Ich finde, man darf sich als Politiker auch ganz bewusst sagen: Da ist jetzt Familienzeit." In dieser Zeit kann die Familie auch dem "großen Hobby" nachgehen: "Wir fahren lange und gern Fahrrad." Bei den Touren ist dann natürlich auch die Tochter immer im Anhänger dabei. Für seine Heimat-Region hat er zwei große Ziele: die flächendeckende Versorgung mit Glasfaser und den 20-Minuten-Takt im regionalen Schienenverkehr. Er sagt: "Die Diskussion über eine mögliche neue Schienenstrecke Herford-Elverdissen - Vlotho halte ich für unverhältnismäßig. Ich favorisiere einen möglichst trassennahen Ausbau eventuell mit Neubauanteilen." Dabei will er möglichst den Deutschland-Takt erreichen und mit einem 20-Minuten-Takt die Attraktivität erhöhen. Davon profitierten auch die kleineren Städte, deren Bürger dann per Bus pünktlich und berechenbar zu den Bahnhöfen gelangen könnten. "Außerdem ärgert es mich maßlos, dass der Intercity nicht mehr standardmäßig in Bad Oeynhausen und in Herford hält. Es muss so sein: Der Intercity hält hier einfach. Punkt." Den Blick immer auf Enger gerichtet Politisch hat er immer einen Blick auf die Region. Und als stellvertretender Leiter des Berliner Büros von CDU/CSU-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus schaut er, was in Berlin passiert. Dort hat der Volkswirt zwischenzeitlich gut ein Jahr beim Bundesverband der Deutschen Industrie im Bereich Digitalisierung gearbeitet. Da habe er sein Studium und sein Hobby - "die Arbeit mit dem Computer" - miteinander verbinden können. 2019 rief Ralph Brinkhaus an, er bräuchte "einen guten Mann im Team". "Dann bin ich als Fraktionsreferent und stellvertretender Büroleiter in seine Büroleitung gewechselt. Ich wäre gern beim BDI geblieben, aber gehe auch gern ins Risiko." Und das gebe es auch in der Politik. Was er von Ralph Brinkhaus gelernt hat? "Das politische Handwerk, konkret und politisch klar zu sein. Klare Botschaften zu senden." "Es gibt zwei mögliche Resultate" 2020 ging es weiter: "Tim Ostermann hat mir eröffnet, dass er nicht wieder als Bundestagskandidat der CDU für den Bereich Herford antreten werde. Damit ist vor gut einem Jahr die Entscheidung für die Bundestagskandidatur gefallen." Ebmeyer sagt: "Bei der Wahl gibt es für mich zwei mögliche Ausgänge: Das Mandat. Oder eben nicht das Mandat." Das heißt? "Wenn der 26. September erfolgreich für mich ist, bleibt Enger unser Lebensmittelpunkt und Berlin ist mein Dienstort. Wenn der 26. September nicht erfolgreich für mich ist, bin ich natürlich weiter im Büro von Ralph Brinkhaus." Aber er könne sich auch andere berufliche Alternativen vorstellen. E-Jugend-Kicker fragt: "Sind Sie der Kanzler?" Doch momentan sei zunächst die Kandidatur für das politische Amt sehr spannend. Und manchmal auch lustig: "Vor Kurzem war ich auf dem Fußballplatz. Ein kleiner Junge aus der E-Jugend fragte: Sind Sie der Kanzler? Der hatte mich wohl auf einem Plakat gesehen." Aber Ebmeyer hat den Kleinen beruhigen können: "Ich bin der Kandidat."

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