
Warum ist der Donnerstag vor Ostern „grün“ und was hat der Sonntag vorm Fest mit „Palmen“ zu tun? Warum essen wir Karfreitag Fisch und färben zu Ostern Eier? Und warum in aller Welt bringt der Osterhase die Ostereier?
Rund um Ostern ranken sich viele Bräuche und Begriffe. Und wenn man so richtig über sie nachdenkt, geben die allermeisten Rätsel auf. Stephan Horstkotte, evangelischer Pastor für Westerenger und Dreyen, kennt die Antworten auf die österlichen Rätsel und bringt Licht ins Dunkel - mit oft erstaunlichem Aha-Effekt.
Gründonnerstag: Das bedeutet der Donnerstag vor Ostern
„Der Begriff Gründonnerstag kommt nicht von der Farbe Grün“, sagt Stephan Horstkotte. „Sondern von dem Wort ’greinen’.“ Das sei ein altes Wort, das „kläglich weinen“ bedeute.
Der Begriff sei für den Donnerstag vor Ostern gewählt worden, weil Jesus am Abend dieses Tages verhaftet wurde und seine Kreuzigung bevorstand.
Gründonnerstag ist der fünfte Tag der Karwoche und in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag. Der Gründonnerstag erinnert an das Abendmahl, das Jesus am Abend vor seinem Tod mit seinen zwölf Jüngern gefeiert hat.
Eierfärben zu Ostern: Das steckt hinter der Tradition
Zum Osterfest gibt’s bunte Eier, das gehört einfach dazu. Aber warum eigentlich? Mit schöner Optik hatte das ursprünglich nichts zu tun. Vielmehr waren es praktische Gründe, die vor Jahrhunderten den Brauch begründeten und heute die Osterzeit so viel bunter machen.
Der Pastor erklärt das Brauchtum: „Im Mittelalter wurden in der Fastenzeit vor Ostern keine Eier gegessen.“ Da die Hühner aber auch in dieser Zeit weiterhin Eier legten, habe man sie haltbar machen müssen und kochte sie hart. „
Und um diese gekochten Eier von den ungekochten unterscheiden zu können, hat man sie rot gefärbt.“ Die anderen Farben seien erst später aufgekommen. „Aber daher kommen die bunten Eier zur Osterzeit.“
Lesen Sie auch: Das gilt es bei bunten Eiern zu Ostern zu beachten
Karfreitag: Die Bedeutung hinter dem Feiertag
Karfreitag ist der Tag, an dem Jesus gekreuzigt wurde. Aber was genau bedeutet die Vorsilbe „Kar“? „Das Wort kommt vom mittelhochdeutschen ’Kara’, was Klage heißt“, erklärt Stephan Horstkotte.
Die ganze Woche vor Ostern - von Palmsonntag bis Karsamstag - werde als Karwoche bezeichnet. Karfreitag sei als Gedenktag des Kreuztodes Jesu streng geschützt. Er sei ein stiller Feiertag.
Zur überlieferten Todesstunde um 15 Uhr sei früher sogar jedes Jahr am Karfreitag eine Schweigeminute eingelegt worden. „Auch im Radio und Fernsehen herrschte da Ruhe“, sagt Horstkotte. „Das gibt es heute aber nicht mehr.“
Warum wird an Karfreitag Fisch gegessen?

Für die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag hat die Kirche im Mittelalter Regeln festgelegt: „Eine dieser Regeln lautete: Wassertiere darf man in der Fastenzeit essen“, sagt Horstkotte. Damit durfte Fisch auf dem Speiseplan stehen - genauso übrigens wie Enten.
Diese Regeln haben sich vielerorts zu einem festen Brauchtum entwickelt. So gehört es für viele Familien bis heute zur festen Tradition am Karfreitag frischen Fisch zu servieren.
Lesen Sie auch: Diese Verbote gelten an Ostern und Karfreitag
Palmsonntag: Die Bedeutung zum Osterfest
Der Sonntag vor Ostern wird Palmsonntag genannt. Aber wieso eigentlich? Auch hier kennt Pastor Horstkotte den Grund: „Am Sonntag vor Ostern ist Jesus der Bibel nach in Jerusalem eingezogen und auf einem Esel in die Stadt geritten.“ Die Menschen hätten ihm zugejubelt, ihn wie einen König begrüßt.
Wie um ihm einen roten Teppich auszurollen, hätten sie ihre Kleider auf die Straße gelegt - und Palmzweige von den Bäumen. „Das war früher eine Geste, mit der man sonst nur einen Herrscher oder Feldherrn begrüßte.“
Warum bringt der Osterhase die Ostereier?

Dass der Osterhase die Ostereier bringt, ist hierzulande eine etablierte Tradition. Die Erzählung: Der Osterhase versteckt die bunt gefärbten Ostereier in den Gärten. Die Kinder müssen die Ostereier finden.
Die Erklärung dahinter ist einfach: „Der Hase ist ein altes Fruchtbarkeitssymbol“, sagt Horstkotte. In manchen Gegenden würden aber auch andere Tiere die Ostereier bringen. Der Storch zum Beispiel oder der Fuchs. „Und in Frankreich glauben die Kinder, dass die Glocken die Eier bringen.“
Der Pastor erklärt, was es damit auf sich hat: „Von Gründonnerstag bis in die Osternacht schweigen ja die Glocken.“ Eine Symbolik, die an Jesu Tod erinnern soll.
Weil die Glocken in diesen Tagen nicht läuten, sage man bei den Katholiken in Frankreich, sie seien nach Rom zur Segnung geflogen. „Und die Kinder glauben, wenn die Glocken wieder zurückfliegen, verlieren sie bunte Eier und verteilen sie in ihrem Garten.“
Osterlamm: Warum backen wir zu Ostern ein Osterlamm?
Zu Ostern backen viele ein besonderes Gebäck: ein Osterlamm. Das Osterlamm wird dann häufig mit einem Fähnchen verziert. Ein schmackhafter Genuss mit ebenfalls viel Symbolik.
Horstkotte erklärt: „Christus wird mit einem Lamm verglichen, das geopfert wurde.“ Und das Fähnchen am Osterlamm symbolisiere eine Siegesflagge. „Es soll zeigen, Christus hat den Tod besiegt.“
Tipps für den Osterbrunch: So backen Sie schnell und einfach Hefe-Tiere
Die Auferstehung: Das feiern wir an Ostersonntag
Am Ostersonntag feiern die Christen die Auferstehung Jesu. Der Sieg des Lebens über den Tod wird am Ostersonntag im Zuge dieser Auferstehung gefeiert.
Das Osterfest ist das höchste Fest der Christen. Die Auferstehung Jesu begründet den Glauben an ein Leben nach dem Tod.
Warum gibt es einen zweiten Osterfeiertag?
Neben Ostersonntag gibt es auch noch den Ostermontag, einen zweiten Feiertag also. Nicht selten wird er ebenfalls als Fest der Auferstehung Jesu angesehen. „Eigentlich ist das ein Überbleibsel von einer ganzen arbeitsfreien Festwoche“, sagt Stephan Horstkotte und erklärt: „Früher bekamen Hausangestellte keinen Urlaub.“
Nur nach hohen Festtagen hätten sie eine ganze Woche frei gehabt. Nach Weihnachten und Pfingsten zum Beispiel - oder eben nach Ostern. „Der zweite Ostertag ist von dieser freien Woche übrig geblieben.“
Weißer Sonntag: Warum ist der Sonntag nach Ostern „weiß“?
Der Sonntag nach Ostern wird „Weißer Sonntag“ genannt. Was es mit dem Farbspiel auf sich hat, weiß Pastor Horstkotte ebenfalls: „In der frühen Christenheit waren Taufen immer in der Osternacht, also in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag.“
Und weil die Farbe Weiß für neues Leben und Unschuld stehe, hätten die Täuflinge - in jenen frühen Tagen der Christenheit waren das alles Erwachsene - symbolisch ein weißes Gewand getragen. Das hätten sie acht Tage nicht abgelegt, bis zum Sonntag nach Ostern. Der habe darum den Namen „Weißer Sonntag“ bekommen.
Was hat es mit der Osterkerze auf sich?
„Die geweihte Osterkerze ist das Symbol für den auferstandenen Christus“, sagt Horstkotte. „Sie brennt bis Pfingsten, danach wird sie noch bei Taufen verwendet, um die Taufkerzen zu entzünden.“
In der Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag - hier ist Jesus der Überlieferung nach auferstanden - werde sie in die dunkle Kirche getragen. Die Auferstehung Jesu gehört zu den höchsten christlichen Feiertagen.
Das bedeutet das Osterfeuer zum Osterfest
Ursprünglich sei das Osterfeuer ein heidnischer Brauch gewesen, um die Wintergeister und Dämonen zu vertreiben. Das Christentum habe diesen Brauch übernommen und umgedeutet. Feuer und Wasser hätten Einzug in die christliche Liturgie gehalten. Das Wasser stehe sinnbildlich für die Taufe, am Feuer werde die Osterkerze entzündet. Traditionell spricht man auch von der geweihten Osterkerze.
Heute hat das Osterfeuer aber nicht immer einen rein religiösen Hintergrund. Mancherorts wird das Osterfeuer nur angelehnt an die religiöse Tradition zum ausgiebigen Feiern und Zusammensein mit Freunden, Nachbarn und Familie genutzt.