Gastronom in Enger hält Lockdown-Verlängerung für eine Katastrophe

Enger. Die Sorge um sein Restaurant raubt Franco Nastri den Schlaf. Erst der Lockdown im Frühjahr. Anfang November musste er - wie alle Gastronomen - wegen der Corona-Krise erneut seine Trattoria schließen. Und jetzt haben die Ministerpräsidenten der Länder zusammen mit Kanzlerin Angela Merkel den zweiten Lockdown verlängert. "Das ist eine Katastrophe", sagt Nastri. "Habe Angst, mein Team zu verlieren" Normalerweise seien Oktober, November und Dezember die umsatzstärksten Monate für seine Trattoria in Enger an der Bielefelder Straße/Ecke Pievitstraße. Und nun das. Die Verlängerung des Lockdowns trifft die Gastronomie mit voller Wucht. Denn die laufenden Kosten müssen beglichen werden: "Ich muss Miete und Strom bezahlen. Und ich muss zusehen, dass ich mein Personal halte", sagt der Inhaber. "Ich habe Angst, mein ganzes Team zu verlieren. Denn ohne mein Team bin ich aufgeschmissen." So läuft es mit dem Abholservice Mit einem Abholservice versucht der gebürtige Italiener sein Restaurant über Wasser zu halten. Täglich außer mittwochs bietet er ab 17.30 Uhr frisch zubereitete Pizzen, Nudelgerichte, Salate und Hähnchenbrustfilet-Gerichte an. Mittags einen Abholservice anzubieten, lohne sich in Enger leider nicht: "Dafür brauche ich den Ofen gar nicht anzuwerfen." Und auch abends konzentriere sich die Nachfrage auf den Zeitraum von 17.30 bis 19.30 Uhr. Offiziell haben die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin den Lockdown bis zum 20. Dezember verlängert. Dann soll die Lage noch einmal geprüft und bewertet werden. Noch keinen Euro bekommen Die Hoffnung, Weihnachten doch noch öffnen zu können, hat Franco Nastri noch nicht ganz aufgegeben. "Ich würde mein Restaurant öffnen, um wenigstens ein Teil meiner Kosten decken zu können." Er habe, als er das Lokal vor Jahren übernommen habe, viel Geld investiert. Mit großer Sorge blicke er in die Zukunft. "Das vom Bund versprochene Ausfallgeld für November müssen wir endlich bekommen", sagt der Gastronom. "Wir haben jetzt fast vier Wochen durchgehalten, aber noch keinen Euro bekommen." Das zehrt auch an den Nerven. "Ich weiß nicht einmal, ob es Weihnachten Geschenke für meine drei Kinder geben wird." Grünkohl und Lappenpickert Auch Gastronom Daniel Streiberger versucht sich mit einem Außer-Haus-Verkauf über Wasser zu halten. Das E-Center habe Restaurants einen kostenfreien Stand im Supermarkt in Enger angeboten. "Das habe ich gern angenommen", sagt der Gastronom, der seit März 2020 das Restaurant "Streiberger's im Nölkenhöners Hof" am Golfplatz in Pödinghausen betreibt. Dienstags und mittwochs ist ein Team des Restaurants von 11 bis 14 Uhr im E-Center vertreten. "Wir bieten Speisen zum Abholen an": Grünkohl mit Kohlwurst und Kartoffeln oder hausgemachten Lappenpickert mit Apfelmus. In der kommenden Woche will Streiberger einen deftig, leckeren Eintopf anbieten. Gerichte, die man gut mit nach Hause nehmen kann. "Auch meine Kosten laufen weiter", sagt der Inhaber. Er betreibt neben dem Restaurant in Pödinghausen auch ein Lokal im Golf- und Landclub Bad Salzuflen. "Bis September hatte ich 20 Angestellte. Seit November ist Kurzarbeit angesagt und mein Team ist auf vier Mitarbeiter geschrumpft." Für November habe er viele Reservierungen von Vereinen (AWO, Heimatverein) und von heimischen Firmen gehabt. "Die konnte ich alle absagen." "Vor Februar läuft gar nichts" Genau wie Franco Nastri ist auch Daniel Streiberger darauf angewiesen, dass das Ausfallgeld des Bundes rasch auf seinem Konto landet. "Ich habe vor zwei Tagen nochmal mit meinem Steuerberater gesprochen: Bislang konnte er das Geld nicht beantragen, weil das Portal dafür noch gar nicht freigeschaltet war." Die Hoffnung, Weihnachten noch öffnen zu können, hat er nicht mehr. "Ich gehe davon aus, dass vor Februar gar nichts läuft."

Meistgelesen