Künstler in der Krise: "Der Umsatz ist gleich Null gewesen"

Enger. Corona macht der Gastronomie das Leben schwer, den Kinobetreibern, dem Einzelhandel. Aber auch eine andere Gruppe trifft die Krise hart: Künstler und Kunsthandwerker. Zwei von ihnen erzählen, wie sie die vergangenen Monate erlebt haben - und was sie ganz coronakonform für die Zeit vor Weihnachten planen. Normalerweise ist Sabine Stahr aus Westerenger über das Jahr auf vielen Kunsthandwerk-Märkten und Ausstellungen unterwegs. Hier bietet sie das an, was sie aufwendig in ihrer Werkstatt fertigt: Schönes aus Glas. Ausgefallenen Perlenschmuck zum Beispiel oder kleine, filigrane Objekte. Alles anders in diesem Jahr In diesem Jahr aber ist auch für sie alles anders: "Ab April ist alles ausgefallen, eine Veranstaltung nach der anderen", erzählt sie. Das Kirschblütenfest, die Ausstellung des Künstlerforums auf dem Nordhof, die offenen Ateliers. Anfangs habe sie gedacht, nur bis zum Sommer werde das so gehen. "Irgendwann wurde klar, das wird das ganze Jahr dauern." Das sei schon "sehr frustrierend". Gerade jetzt vor Weihnachten sei sonst eine umsatzstarke Zeit für sie. "Im Advent ist mein Hauptgeschäft." Aber auch hier sind alle Märkte abgesagt - der Weihnachtsmarkt in Spenge zum Beispiel, die Ausstellung im Widukind-Museum während des Adventsbummels oder die Kunsthandwerkermesse "Unikat" in Halle. Einnahmen nahezu komplett weggebrochen Die Einnahmen aus ihrer Glaskunst seien nahezu komplett weggebrochen seit Beginn der Corona-Krise. "Das war fast ein Totalausfall dieses Jahr", sagt sie. Wann der nächste Markt stattfinden könne, sei völlig unklar. "Ich hoffe auf das Frühjahr, aber man muss abwarten." Noch nicht abzusehen sei auch, welche Spätfolgen die Krise für sie haben werde. Weil es keine Veranstaltungen mehr gibt, bei denen sie ihren Schmuck präsentieren kann, befürchtet sie, dass sich Kunden anderweitig orientieren und Geschenke anderswo kaufen könnten. Ein eigener Online-Shop sei für sie keine Alternative. "Der ersetzt die Märkte nicht." "Vielleicht zwei, drei Bilder verkauft" Andrea Lohmeier aus Enger ist freischaffende Künstlerin. Seit Mai malt sie in ihrem neuen Atelier in der Wörde. Zwar habe sie noch einen Halbtagsjob, der ihr ein Auskommen sichere - an der Malerei aber habe sie in diesem Jahr so gut wie nichts verdient: "Ich habe in diesem Jahr vielleicht zwei, drei Bilder verkauft", sagt sie. "Der Umsatz ist gleich Null gewesen." Die Ausstellungen, die bei ihr für dieses Jahr auf dem Plan gestanden hätten, seien bis auf eine alle gecancelt worden: im April während des Kirschblütenfests, im Mai auf dem Nordhof, ebenfalls im Mai die offenen Ateliers oder im August auf dem Hof Ramsbrock in Senne. Coronakonforme Adventsausstellung Gemeinsam mit Andrea Lohmeier hat Sabine Stahr jetzt überlegt, wie sie ganz coronakonform doch noch eine kleine Weihnachtsausstellung anbieten kann. Jeder für sich will jetzt seine Werkstatt beziehungsweise sein Atelier öffnen und Interessierte einzeln einlassen. "Die Leute können dann einzeln zu mir kommen nach telefonischer Vereinbarung", sagt Sabine Stahr. Jeweils ein Kunde könne sich dann in ihrer kleinen Weihnachtsausstellung umschauen. Der Vorteil: "Es gibt keine Wartezeiten und man kann ganz entspannt schauen." Von dieser Woche an sei ein Besuch möglich nach vorheriger Terminabsprache unter Tel. (05225) 65 01. Andrea Lohmeier lädt in ihr Atelier in Enger (In der Wörde 2) ein: "Ich hoffe auf die Stimmung der Menschen zu Weihnachten", sagt sie. Wenn es das Wetter zulasse, könne sie sich auch eine kleine Open-Air-Bilderausstellung im Garten vorstellen. Wer vorbeischauen möchte, könne für die Zeit ab dem 1. Dezember einen Termin mit ihr ausmachen (andrea-malt@gmx.de oder unter Tel. (0172) 8 85 82 53). An den Adventssonntagen werde sie auch Tee und weihnachtliches Gebäck anbieten. "Damit es ein bisschen gemütlich wird."

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