Corona-Krise: Erster Gastwirt fürchtet das Aus

Enger/Spenge. Es ist Mittagszeit, kurz nach ein Uhr. Abi Bij serviert einer Famlie gerade das Essen. Das Wetter ist schön, die Atmosphäre entspannt, der Blick fällt auf schönes Fachwerk. Und dennoch: Viel los ist nicht im "Streiberger's im Nölkenhöners Hof", wie häufig in diesen Zeiten. Gerade mal drei Tische sind im Biergarten besetzt. Platz wäre für 100 Gäste. Die Coronakrise hat die Gastronomie schwer getroffen. Harte Zeiten sind es auch für das "Streiberger's"- ein ganz junger Betrieb auf dem Gelände des Golfclubs Ravensberger Land an der Südstraße in Enger-Pödinghausen. Betrieb erst am 1. März gestartet Das Restaurant war erst am 1. März an den Start gegangen. "Und nach 17 Tagen kam die Katastrophe", sagt Geschäftsführer Abi Bij. Lockdown - das Lokal musste schließen. Doppelt bitter, weil zuvor viel investiert worden sei und der Betrieb eigentlich hätte anlaufen müssen. Für das junge Unternehmen bedeutete der Lockdown kurz nach der Eröffnung aber auch: Es hatte keine Chance, sich bekannt zu machen, Laufkundschaft von sich zu überzeugen. Entsprechend schwer war der Neustart. Ohnehin zieht es die Menschen gerade nur bedingt in ein Restaurant - wenn sie dann aber noch nicht einmal wissen, dass es dieses Restaurant gibt, ist es für den Betrieb umso schwerer. Nur an drei Tagen alle Tische besetzt "Wir haben durch die Abstandsregelung zurzeit 64 Plätze innendrin, aber nur 15 bis 20 sind im Durchschnitt besetzt. Das sind drei bis vier Tische", sagt Abi Bij. Auch in den beiden Biergärten gebe es reichlich Platz. Weil die Kundschaft fehlt, hat der Geschäftsführer einen davon gar nicht erst aufgemacht. Und auch in dem anderen Biergarten ist meist Luft nach oben: In den zweieinhalb Monaten seit dem Neustart im Mai seien hier an nur drei Tagen alle Tische besetzt gewesen. Deutsche und mediterrane Küche Dabei sitzt man hier gemütlich - mit Blick auf Nölkenhöners Fachwerkhof. In der Küche stehen David Murach und Anke Cassing, Mutter von Inhaber Daniel Streiberger und bis vor kurzem selbst Gastwirtin in Enger-Mitte. Sie bereiten deutsche und mediterrane Speisen zu, aber auch Flammkuchen und ab August Pizza. Zwar liege das Lokal auf dem Gelände des Golfclubs, es stehe aber allen offen, betont Bij. "Jeder ist herzlich willkommen." "Im Moment leben wir aber nur von den Golfern." Sie würden mehr als 90 Prozent der Kundschaft ausmachen. Was werden soll, wenn die Golfsaison im Herbst beendet ist, weiß er nicht. "Wenn wir keine Laufkundschaft bekommen, werden wir den Winter nicht überleben." "Umsätze bleiben unter den Erwartungen" Nach wie vor hart ist es auch für das Restaurant "Alter Dorfkrug" in Enger-Besenkamp. Er habe sich mehr von dem Neustart nach dem Corona-Lockdown erwartet, sagt Thomas Schmidt, der Teil des Familienbetriebs ist. Die Umsätze blieben bislang "unter den Erwartungen". Die Tische seien im Schnitt nur zu 30 bis 40 Prozent ausgelastet. Zu besten Zeiten hätten sie "zig 450-Euro-Kräfte" beschäftigt, erzählt er. Das sei im Moment leider nicht möglich. "Wir stemmen den Betrieb derzeit innerhalb der Familie." Ein Lichtblick Dennoch bleibe er optimistisch. Und es gebe immerhin auch einen Hoffnungsschimmer: "Wir dürfen jetzt wieder Zehner-Tische besetzen." Das sei "ein Lichtblick". Denn das bedeute, Vereine und Kegelclubs könnten wieder kommen. "Wir hatten es zwar schon, dass alle Tische besetzt sind. Aber was das Restaurant angeht, könnte es manchmal ein bisschen besser sein", sagt auch Volker Ziegenbruch, Inhaber von Ziegenbruch's Gastronomie am Spenger Blücherplatz. Auch die Gesellschaften, die sonst einen Teil des Umsatzes ausmachten, würden noch fehlen. Im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten "fahren wir immer noch auf durchschnittlich 50 bis 60 Prozent". So läuft der Hotelbetrieb an Positiv sei jedoch, dass das Hotel wieder gut laufe, sagt Ziegenbruch. Viele Firmen würden zum Beispiel ihre Mitarbeiter wieder auf Montage schicken, die bei ihm übernachteten. Auch das Team des Streiberger's in Enger-Pödinghausen hofft weiter auf bessere Zeiten - und setzt zum Beispiel auf Firmenfeiern. "Wir wollen dieses Jahr durchziehen", sagt Abi Bij. "Aber wenn es so weitergeht, sind wir Ende des Jahres pleite."

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