Plötzlich war die Identität geklaut: Mann aus Kirchlengern warnt vor Betrugsmasche per Whatsapp

Kirchlengern. Eigentlich wollte Fabian S. im Mai nur sein Auto verkaufen. Der Preis, den ihm ein Händler bot, lag unter dem, was sich der Mann aus Kirchlengern vorgestellt hatte. Er beschloss, den Wagen in einem Online-Verkaufsportal anzubieten, und erlebte fortan unruhige Tage – bis heute. Und die Polizei macht ihm nicht gerade Mut für die Zukunft. Fabian S. war gerade im Begriff, in den Urlaub zu fahren und inserierte seinen Wagen Mitte Mai noch schnell auf einem bekannten Internetportal. &bdquo;Schon am ersten Tag meldete sich jemand“, erzählt der Anfang 40-jährige IT-Projektleiter. &bdquo;Die Kommunikation mit dem Interessenten lief über ein Unternehmenskonto bei Whatsapp, was für mich aber nicht ungewöhnlich war. Die meisten Interessenten meldeten sich über Whatsapp“, schildert Fabian S. der Neuen Westfälischen. Die Anfragen des Interessenten in dem Chat-Verlauf, der der NW vorliegt, versprechen durchaus eine gewisse Seriosität. &bdquo;Man teilte mir eine erste Preisvorstellung mit und würde gerne mit mir telefonisch in Kontakt treten“, erinnert sich S. an den ersten Kontakt, der sich als Mitarbeiter eines Autohauses aus Österreich ausgab. Die Frau verlangte eine Einmalansicht des Personalausweises Zwei Stunden später meldete sich eine Frau in einem Whatsapp-Anruf. &bdquo;Sie gab an, im Auftrag des Autohauses anzurufen“, so Fabian S. Später wird er der NW sagen, dass sich die Person wohl explizit auf dieses Auto, ein Volvo XC60, vorbereitet hatte, denn die gezielten Fragen sollten Professionalität vermitteln. Dass der Anruf von einer deutschen Mobilfunknummer kam, wunderte Fabian S. zunächst. Ihm wurde aber erklärt, dass man von einer Filiale aus Berlin anrufen würde. Fabian S. verhandelte mit der Frau und vereinbarte einen Abholtermin nach seinem Urlaub. Er sollte 10 Prozent des Preises als Anzahlung per Überweisung erhalten. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub sollte jemand den Volvo aus Kirchlengern abholen und den Restbetrag per Echtzeitüberweisung bezahlen. Für dieses Prozedere verlangte die Frau per Whatsapp-Chat eine Einmalansicht von Fabian S’. Personalausweis sowie Daten zu seinem Auto für den Vertrag. Im Gegenzug bekam auch er einen Ausweis zu sehen und alle Firmendaten des österreichischen Autohauses. Dass auch der Ausweis der Frau aus Deutschland stammt, war mit der &bdquo;Filiale in Berlin“ erklärt. Lesen Sie auch: Was ist zu tun, wenn die Urlaubsunterkunft reiner Betrug ist? Im Hotel am Flughafen kamen Zweifel Die Einmalansicht hat Whatsapp 2021 eingeführt, damit vertrauliche Daten, Fotos oder Videos vom Empfänger zwar für einige Sekunden angesehen, aber nicht auf dem Smartphone oder im Chatverlauf gespeichert werden können. Im Chatverlauf ist später nur ein Hinweis zu sehen, dass eine Datei zur Einmalansicht empfangen wurde. Diese vermeintliche Sicherheit trügte auch Fabian S., der in seinem Job als IT-Projektleiter auch dafür zuständig ist, die Belegschaft vor Betrügereien im Internet zu schützen. Vor dem Flug in den Urlaub verbrachte S. mit seiner Frau noch eine Nacht in einem Hotel am Flughafen. Dort kamen ihm Zweifel, obwohl ihm sowohl ein Mitarbeiter eines hiesigen Autohauses als auch seine Bank Gewissheit gaben, dass das Vorgehen durchaus seriös sei. Bei seiner Bank wurde ihm sogar mitgeteilt, dass in der letzten Zeit häufiger Autos nach Österreich verkauft worden seien. Doch ein ungutes Gefühl nährte seine Skepsis. Der Schreck kam beim Gespräch mit dem echten Händler &bdquo;Ich beschloss noch im Hotel, direkt bei dem Autohaus in Österreich anzurufen“, erinnert sich S. im Gespräch mit der NW. Ein guter Entschluss, wie sich herausstellen sollte, denn dort kannte man die Person, mit der Fabian S. verhandelt hatte, überhaupt nicht. Was ihm der Geschäftsführer des Autohauses dann noch mitteilte, ließ S. erschrecken. &bdquo;Er würde bis zu 30 Anrufe täglich von Leuten aus Deutschland kriegen, die glaubten, er würde ihr Auto kaufen wollen.“ Der Autohändler, der in der Nähe von Graz ansässig ist, bestätigte am Samstag im Telefonat mit der NW die Angaben von Fabian S. – und noch mehr. &bdquo;Seit ungefähr einem Monat geht das so. Und ich bin hier in Österreich nicht der einzige Händler, dem das so geht“, sagt der Geschäftsführer. Besonders problematisch für die privaten Verkäufer sei seiner Meinung nach, dass die Betrüger auf diese Weise oft auch an die Fahrzeugscheine mit Fahrgestellnummern von Autos kämen. &bdquo;Damit können die das Auto dann überall online anbieten und vielleicht Anzahlungen kassieren“, warnt der Österreicher, der für drohende Anzeigen gegen ihn seinen Anwalt informiert hat. Noch im Hotel stellte Fabian S. bei der Polizei online Anzeige, nachdem auch der Whatapp-Kontakt sich nicht mehr meldete, denn der hatte sein erstes Ziel ja offensichtlich erreicht: Diebstahl von Identitätsdokumenten. Auch interessant: Ja gesagt und abgezockt: So gehen Sie mit der Betrugsmasche am Telefon um Fabian S. meldete auch der Schufa den Diebstahl seiner Identität Wenn die Einmalansicht bei Whatsapp auch eine gewisse Sicherheit gibt, weil das Bild nicht gespeichert und auch kein Screenshot erstellt werden kann, so ist es doch möglich, das Display im Moment der Anzeige abzufotografieren. &bdquo;Das ist vermutlich auch mit dem Personalausweis passiert, der mir geschickt wurde. Der gehörte ganz sicher auch einem Betrugsopfer“, vermutet Fabian S., der alle Hebel in Bewegung setzte, um den Schaden gering zu halten: Personalausweis gestohlen melden und einen neuen beantragen; neues Konto eröffnen und vor allem den Identitätsdiebstahl der Schufa melden. Die unterrichtet Verkäufer vor einem Vertragsabschluss über die Bonität des Käufers. Meldet jemand einen Identitätsdiebstahl, sperrt die Schufa die Daten bei Anfragen, so dass Verkäufer gewarnt sind. Durch die Mitgliedschaft in der Schufa könne Fabian S. sogar sehen, wer seine Daten angefragt hat. Dass Betrüger während seines Urlaubs bereits versucht haben, mit seinen Daten einen Mobilfunk-Vertrag abzuschließen, merkte Fabian S. am Tag seiner Rückkehr, als er Post des Anbieters 1&1 im Briefkasten fand. Doch der hat ein Sicherheitsverfahren, bei dem sich der Interessent auch nach einem Online-Abschluss noch einmal mit einer zugesandten Persönlichen Identifikationsnummer (PIN) melden muss. Hier funktionierte der Betrug also nicht, doch über das, was auf Fabian S. zukommen könnte, informierte ihn die Polizei. Gut zu Wissen: Vorsicht, falsche Steuerbescheide: So erkennen Sie Betrug Gestohlene Identität schütze nicht vor Anzeigen &bdquo;Es kann sein, dass die mit meiner Identität versuchen, Konten zu eröffnen, um illegal erwirtschaftetes Geld zu waschen. Vielleicht verkaufen oder kaufen sie auch etwas mit meinem Namen“, schildert das Betrugsopfer die Misere. Zwar könne er durch seine Anzeige bei der Polizei immer belegen, dass ihm quasi seine Identität gestohlen wurde. Das schützt ihn bei Betrügereien mit seiner Identität aber nicht vor Anzeigen der Staatsanwaltschaft – auch wenn diese im weiteren Verlauf eingestellt werden würden. Die Lehre, die Fabian S. selbst daraus zieht: &bdquo;Niemals sollte man persönliche Daten und Dokumente auf diese Weise herausgeben. Es lässt sich einfach zu viel damit anstellen.“ Dass die Betrüger, die hinter der Masche stecken, dingfest gemacht werden, gilt wohl eher als unwahrscheinlich, denn zu einem Autokauf mit persönlicher Übergabe wäre es ja ohnehin nie gekommen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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