Katzenfutter lockt Waschbären an: Bünder fordert, nicht in die Natur einzugreifen

Bünde. Gut gemeint – und trotzdem nicht gut: So lässt sich das Handeln eines Mannes, der regelmäßig Schalen mit Unmengen an Katzenfutter im Wäldchen an der Zuschlagstraße/Kirschensiek abgestellt hat, wohl am besten beschreiben. Dennis Fischer, ein echter Naturliebhaber, hat den Übeltäter zur Rede gestellt – mit Erfolg. &bdquo;Seitdem wurde hier kein Nass- und Trockenfutter mehr abgestellt“, schildert er seine Beobachtungen. Der Mann habe ihm berichtet, dass er lediglich streunende Katzen habe füttern wollen. Vor Jahren seien diese nahe des Waldes ausgesetzt worden. &bdquo;Wilde Katzen habe ich hier aber noch nie gesehen und ich bin täglich im Wald unterwegs“, sagt Fischer, der zunächst vermutete, dass es der Mann auf die Fütterung von Waschbären abgesehen hat. &bdquo;Das geht schon einige Jahre so, aber in den vergangenen Monaten ist noch mehr und häufiger Katzenfutter ausgelegt worden. Auch der Müll hat zugenommen“, beschreibt Fischer die Situation. Er sei schließlich selbst das Waldstück abgegangen und habe zusammen mit einer Nachbarin – einer Jägerin – die Behälter und auch das Futter eingesammelt. Etwa ein Kilo Futter pro Woche sei ausgelegt worden. 25 leere Dosen seien es letztlich gewesen, die im Wald rumgelegen hätten. &bdquo;Das ist Umweltverschmutzung“, betont der 41-Jährige, der sich grundsätzlich mehr Sensibilität bei den Menschen im Umgang mit der Natur wünscht. &bdquo;Wenn ich etwas Gutes tun will, stelle ich nicht einfach irgendwo unkontrolliert Futter hin. An den Futterstellen hat man auch schon überall riesige Rattenlöcher gesehen.“ Waschbären verbreiten Krankheiten Letztlich sei das Futter auch ein Nahrungsangebot für Waschbären, gibt Fischer zu bedenken. &bdquo;Natürlich sehen Waschbären süß aus, aber die Population ist einfach explodiert in diesem Bereich. Man kann ganz klar von einer Plage sprechen“, weiß er. Diesen Eindruck hatte zuletzt auch Tobias Meyer, Hegeringleiter in Bünde, bestätigt. Wie groß die Waschbär-Population in Bünde und Umgebung genau ist, lässt sich nicht sagen. Aber die Anzahl gefangener und erlegter Tiere gibt Aufschluss darüber, dass das Problem weiter wächst. Laut Meyer wurden in der Saison 2022/23 kreisweit etwa 1.000 Tiere gefangen und erlegt, in der Saison 2023/24 waren es dann immerhin schon 1.500 Tiere. Auch er hat deutlich davor gewarnt, Nahrungsangebote im Garten und in der freien Natur zu bieten. &bdquo;Die Tiere verbreiten letztlich auch Krankheiten“, weiß Fischer. Er verweist beispielsweise auf den Spulwurm. Die Eier des Waschbärspulwurms werden mit dem Kot des Waschbären ausgeschieden und können beispielsweise über Hunde auch auf den Menschen übertragen werden. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) gilt der Waschbärspulwurm als einer der gefährlichsten Zoonosen, da die Larven durch Wanderbewegungen das Gewebe zerstören und je nach Befallsort entsprechende Organstörungen verursachen, beispielsweise eine Erblindung beim Eindringen ins Auge. Ein Befall des zentralen Nervensystems durch eine Larve des Waschbärspulwurms verläuft laut den Experten in den meisten Fällen tödlich. Appell: Nicht in das Ökosystem eingreifen Hinzu kommt, dass der Waschbär als invasive Art auch der heimischen Flora und Fauna schadet. &bdquo;Sie fressen die ganzen Bodenbrüter. Vor allem hier im Wald haben wir eine ganz tolle Vogelpopulation und sehr viele verschiedene Arten. Das wird am Ende stark dezimiert durch die Waschbären.“ Obendrein sorgen die Tiere für Schäden an Häusern in den nahe gelegenen Wohngebieten. Lesen sie auch: Fünf Tipps: Was Herforder Hauseigentümer gegen Waschbären tun können &bdquo;Es ist nicht unsere Aufgabe, in das Ökosystem einzugreifen. Wir können helfen, indem wir die Wälder sauber halten und aufräumen. Tiere im Wald füttern – das ist nicht unsere Aufgabe“, betont Fischer und appelliert an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger. Für ihn sei das falsch verstandene Tierliebe. Ihm sei es wichtig, den Menschen den Wald wieder näherzubringen; er überlegt sogar, eine Waldinitiative zu gründen. Welche Ideen er damit konkret verfolgen will, hat er bislang aber noch nicht klar definiert. So hoch kann eine Strafe beim Verstoß ausfallen Die Fütterung von Wildtieren ist übrigens im Bundesjagdgesetz geregelt, die Bundesländer können dies wiederum individuell auslegen. &bdquo;In NRW ist die Fütterung von Wild verboten. Bedeutet: Es ist untersagt, tierische Fette und tierisches Eiweiß sowie Futtermittel, die diese Stoffe enthalten, an Wild zu verfüttern oder als Kirrmittel (Lockmittel) einzusetzen“, erklärt Kreissprecher Patrick Albrecht auf Nachfrage. Wird gegen das Fütterungsverbot verstoßen – auch in Bezug auf Waschbären – kommt es beim Nachweis zum Ordnungswidrigkeiten-Verfahren. &bdquo;Grundsätzlich kann ein Bußgeld bei einem Verstoß gemäß Landesjagdgesetz bis zu 5.000 Euro betragen. Einen solchen Fall hat es im Kreis Herford bislang aber nicht gegeben. Es ist ohnehin immer der Einzelfall zu betrachten“, erklärt Albrecht weiter. Bisherige Sanktionen sind beim Kreis Herford nicht bekannt. Der Fall rund um den Mann, der Katzenfutter im Wald ausgelegt hat, ist übrigens mittlerweile auch der Unteren Jagdbehörde bekannt. Das Kfz-Kennzeichen ist bekannt und wurde gemeldet. Wie das Ganze ausgehen wird, ist derzeit allerdings noch unklar. Kreissprecher Albrecht dazu: &bdquo;Die Untere Jagdbehörde des Kreises prüft die Hinweise derzeit mit Blick auf ein mögliches Ordnungswidrigkeitsverfahren. Mehr kann ich dazu gerade nicht sagen.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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