Transsexuelle Künstlerin aus Kirchlengern sieht im Malen einen Befreiungsschlag

Kirchlengern. Cami Horte ist schon jetzt eine gefragte Künstlerin - mit gerade einmal 17 Jahren. Bereits seit Längerem ist die junge Frau, die unter dem Künstlernamen &bdquo;Coffee Claw“ bekannt ist, künstlerisch im Bereich &bdquo;Concept Art“ aktiv. &bdquo;Inspirationen und Malen sind mein Weg, um abzuschalten“, sagt Cami Horte und ergänzt: &bdquo;Und meine Therapie.“ Auf die Nachfrage, wogegen das Malen als Therapie diene, sagt sie: &bdquo;Ich habe einen ungewöhnlichen Lebensweg.“ Cami geht im Gespräch mit der &bdquo;NW“ offen damit um, dass sie transsexuell ist: &bdquo;Ich bin ’trans-weiblich’. Das Malen war und ist für mich wie ein Befreiungsschlag“, fasst sie ihre Lebenssituation zusammen, die ihren Schilderungen zufolge alles andere als einfach ist. Ihre Form der Kunst nennt sich &bdquo;Concept Art“ und umfasst digitale und handgefertigte Illustrationen, Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen und Modelle. Zudem bezeichnet der Begriff eine Form der Darstellung, die ein Konzept visuell veranschaulichen soll, bevor es in ein Endprodukt umgesetzt wird, beispielsweise in der Produktion von Kinofilmen, Videospielen oder Comics: &bdquo;Meine Bilder sind nur der erste Schritt, da ist noch alles offen. Ich möchte Menschen dazu inspirieren, die Geschichte weiterzuerzählen“, sagt Cami. Auftragszeichnungen als Mini-Job neben der Schule Bei ihren ersten Schritten als Künstlerin hat die 17-Jährige, die als Junge auf die Welt kam und die nach dem Abitur Psychologie studieren will, auch schon berufliche Erfahrungen gesammelt: &bdquo;Ich verdiene mein eigenes Geld mit Auftragsarbeiten.“ Seit etwa einem Jahr seien die Einnahmen aus Auftragszeichnungen ihr Mini-Job. Auch für ihre eigene Schule, das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Bünde, dessen Jahrgangsstufe 11 sie besucht, durfte Cami bereits künstlerisch tätig werden: &bdquo;Ein 2,50 Meter großes Bild, das an ein bekanntes Motiv von Michelangelo erinnert, ist dort von mir auf dem Flur zu sehen.“ Zudem hatte sie im Jugendzentrum &bdquo;Area 34“ in Kirchlengern in der letzten Woche ihre erste Ausstellung. Lesen Sie auch: Paderborner Transfrau im Interview: &bdquo;Das Selbstbestimmungsgesetz war längst überfällig“ Ihr aktuellstes öffentliches Werk ist das Coverbild des Literaturmagazins &bdquo;Tentakel“, das auf der Januarausgabe 2025 zu sehen ist. &bdquo;Ich hatte Glück, dass mein Bild für die Titelseite ausgewählt wurde“, sagt sie am Rande der Vernissage stolz. Zum Hintergrund: Das Literaturmagazin &bdquo;Tentakel“ wird seit 2008 in Bielefeld herausgegeben und erscheint dreimal im Jahr. Es veröffentlicht Literatur sowie Werke der bildenden Kunst aus Ostwestfalen. &bdquo;Coffee Claw - das bin ich“ Wie es dazu kam? &bdquo;Mein Philosophie-Lehrer ist Teil der dortigen Redaktion und hat mich ermutigt, mein Bild einzusenden“, erzählt Cami, die ihre Leidenschaft für das Malen bereits im Alter von zehn Jahren entdeckt hat. Dem Tentakel-Team habe ihr Werk im &bdquo;Promo Pop-Stil“ mit dem Motiv einer Hexe auf Anhieb gut gefallen: &bdquo;Ich wurde relativ schnell benachrichtigt, dass es geklappt hat“, erinnert sich Cami. Was es mit dem Bild auf sich hat? &bdquo;Ganz einfach: Das ist ’Coffee Claw’, eine ’Kaffee-Hexe’, meine ’Persona’ - das bin ich“, sprudelt es aus ihr heraus. Sie sagt: &bdquo;Ich bin ein großer Kaffee-Fan und würde später gerne ein Café als Ort der Begegnung für Menschen eröffnen.“ Überhaupt: Hexen seien ihr Lieblingsmotiv, erzählt sie: &bdquo;Sie stehen für Magie und Naturverbundenheit. Eben Dinge, die man sich nicht richtig erklären kann.“ 2017 habe sie zu malen begonnen: &bdquo;Zunächst ganz klassisch mit Stiften und Papier. Ab 2020 dann digital.“ Cami sagt: &bdquo;Ich habe keine Kurse oder Seminare besucht und mir alles selber beigebracht.“ Tutorial-Videos mit Anleitungen hätten ihr zu Anfang sehr geholfen: &bdquo;Und Pokémon-Bilder haben mir meinen Weg gewiesen.“ Cami erinnert sich: &bdquo;Zunächst habe ich auf einem iPad angefangen, später bin ich dann auf ein größeres Profi-Grafik-Tablett umgestiegen.“ Jede Skizze entsteht in exakt 1,5 Minuten Alle nötigen Funktionen findet sie in der bekannten Comic- und Manga-Erstellungssoftware &bdquo;Clip Studio Paint“. &bdquo;Man probiert damit, sein Bild aus Strichen, Kugeln, Prismen und einer ’Line of Action’ zusammenzubauen.“ Mithilfe einer &bdquo;Basisanatomie“ ließen sich auch Details in die Bilder einarbeiten: &bdquo;Damit kann man alles zeichnen.“ Camis Motto: &bdquo;Ich zeichne immer, wenn ich Lust dazu habe und so viel, wie es meine Zeit neben der Schule dem Haushalt zulässt.“ Ein Skizzenbuch mit einer Sammlung natürlicher Posen von Menschen ist ihr ständiger Begleiter: &bdquo;Alle Posen in diesem Buch sind anderthalb Minuten-Zeichnungen“, erklärt Cami. Sie betont: &bdquo;Das Geheimnis dabei lautet Techniken und Methoden zu versimpeln.“ Sie rät allen Malfreudigen: &bdquo;Nicht zu sehr ins Detail gehen. Und versuchen, dreidimensional zu denken.“ Cami, die angibt, bis 2017 &bdquo;durchschnittliche Leistungen“ im Kunstunterricht gezeigt zu haben, sagt: &bdquo;Kunst in der Schule ist keine Kunst. Es wird lediglich alte Kunst analysiert. Das zerstört die Kreativität.“ Sie sagt auch: &bdquo;Ich mache meine Kunst, um Gefühle zu wecken und um Menschen zu begeistern.“ Cami Horte wirkt durch ihre Gestik und Mimik sowie ihren ausdrucksstarken Wortschatz sehr reif für ihr Alter: &bdquo;Ich beschäftige mich sehr viel mit Philosophie. Ich bin dagegen, dass Menschen aufhören, zu denken“, meint sie. Ganz gleich, wofür man sich begeistere: &bdquo;Wichtig ist, dass man dranbleibt, Spaß hat und sich Feedback holt von ehrlichen Kritikern.“ Sie rät: &bdquo;Vergleicht Euch nicht mit anderen, nur mit Euch selbst. Und: Versucht, dass jedes Bild besser wird als das Vorangegangene.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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