Bundeswehrverbot auf Jobbörsen in Bünde? Falscher Weg zu einer idealen Welt

Bünde. Als ich die E-Mail von Linken-Ratsherr Alexander Kalteis vor einigen Tagen in meinem Postfach fand, musste ich unweigerlich an zahllose Großveranstaltungen denken, bei denen Hunderte oder gar Tausende Soldaten und Soldatinnen antraten – ich anfangs mittendrin, später in meiner zwölfjährigen Dienstzeit in dem Block unserer Einheit in der ersten Reihe bei der Kompanie- oder Bataillonsführung. Auch damals in den 1990er Jahren und auch Anfang der 2000er gab es Protestler bei diesen feierlichen Appellen, die aus verschiedenen Anlässen abgehalten wurden. Ein Gelöbnis für die jungen Rekruten, die Verabschiedung eines Kommandeurs oder Kompaniechefs, die Rückkehr von Soldaten aus dem Einsatz in Somalia, im ehemaligen Jugoslawien, in Kuwait oder Afghanistan. Einige dieser Protestler beließen es bei Worten und hielten Plakate und Banner hoch, auf denen stand, dass wir alle – also die, die mit mir zusammen dort angetreten waren – &bdquo;potenzielle Mörder“ seien, &bdquo;Freunde von Krieg, Waffen und Gewalt“. Einige skandierten in Dauerschleife: &bdquo;Bundeswehr abschaffen!“. Auf einigen Bannern stand &bdquo;Nie wieder Krieg!“. Der letztgenannten Forderung stimme ich im Übrigen ausdrücklich zu. Lesen Sie auch: Bünder Politiker fordert Verbot der Bundeswehr als Arbeitgeber bei Jobmessen Andere Protestierende warfen bei einem Appell in Düsseldorf anlässlich der Begrüßung der Rückkehrer aus dem ehemaligen Jugoslawien 1996 auch mit Erdklumpen. Hatten wir in den Monaten zuvor etwas verbrochen? War es falsch, dass wir der Bevölkerung dabei geholfen hatten, Häuser und ganze Dörfer wieder aufzubauen, Straßen wieder herzurichten, die durch den Krieg in den Jahren zuvor zerstört worden waren? War es falsch, Menschen in unseren Sanitätseinrichtungen zu behandeln, die sonst keine Chance auf eine ärztliche Behandlung gehabt hätten? War es falsch, Krankenhäuser wieder aufzubauen? Ich kann mir vorstellen, dass jetzt bei den Befürwortern der Linken-Forderung der Ausruf auf der Zunge liegt: &bdquo;Ja, aber dafür ist die Bundeswehr ja auch vorrangig gar nicht da!“ Stimmt, nicht vorrangig, aber eben auch. Natürlich ist Bundeswehr Militär. Natürlich lernt man in den ersten Wochen als Soldat den Umgang mit Schusswaffen. Und es ist auch ein Fakt, dass deutsche Soldaten bei Einsätzen in den vergangenen 30 Jahren getötet wurden. Alles richtig. Ist die Teilnahme ein &bdquo;Werben fürs Sterben“? Aber ist die Teilnahme der Bundeswehr an Jobbörsen deshalb ein &bdquo;Werben fürs Sterben“, wie es Alexander Kalteis und die Linke schreiben? Bestimmt nicht. An den Infoständen der Bundeswehr werden die Risiken, die der Beruf als Soldat – auch in Auslandseinsätzen – mit sich bringen kann, nicht verschwiegen.Es ist ein Werben für einen Arbeitgeber mit vielfältigen Jobmöglichkeiten von technischen Berufen bis hin zur Medizin – darunter auch Berufe, in denen keine Uniform getragen wird. Es ist ein Werben für einen Beitrag an der Gesellschaft, in die Soldaten integriert sein müssen. Damit wird aber doch nicht die &bdquo;Gesellschaft militarisiert“, wie Kalteis der Ansicht ist. Die Forderung der Linken spiegelt ein idealisiertes Weltbild wider, von dem sich die Welt besonders in den vergangenen drei Jahren aber leider immer weiter entfernt hat. &bdquo;Keine Bundeswehr bei Jobbörsen“ bedeutet nicht &bdquo;Kein Krieg“, bedeutet nicht &bdquo;Kein Wettrüsten“. Liebe Linke, lieber Herr Kalteis, Ihr eigentliches Anliegen ist verstanden worden und aller Ehren wert. Es ist bestimmt im Sinne eines jeden &bdquo;normal“ denkenden Menschen, dass wir auf diesem Planeten alle friedlich zusammenleben. Den Weg dahin müssten alle beschreiten – gemeinsam.So lange es an verschiedenen Stellen der Welt aber noch Diktatoren und Machthaber gibt, die Völker und souveräne Länder unterwerfen, um vielleicht die Zeit zurückzudrehen und alte Zustände wieder herzustellen, so lange wird man sich dem friedlichen Idealbild der Welt nicht annähern können. Oder haben Sie, liebe Linke, lieber Herr Kalteis, Ihre Forderung auch diesen Potentaten geschickt? Falls nicht, dann bitte eine davon auch postlagernd ans Weiße Haus. Eine Herabwürdigung von Soldaten und Bediensteten Im Ernst: Die Bundeswehr auf Jobbörsen zu verbieten und ihre Teilnahme als (Zitat) &bdquo;Normalisierung von Krieg und Gewalt“ zu bezeichnen, ist in meinen Augen eine schwer zu ertragende Herabwürdigung von Soldaten und zivilen Bediensteten – egal ob aktiv dabei oder ehemalig. Eine Frage wäre da aber noch: Was ist in der Linken-Forderung damit gemeint, wenn es heißt, dass man bei künftigen Teilnahmen der Bundeswehr an Jobbörsen in Schulen &bdquo;solidarisch agieren“ wolle? Ich hoffe inständig, dass wir da nicht bei Aktionen landen, wie ich sie 1996 beim Rückkehrer-Appell in Düsseldorf erlebt habe. Denn schließlich wollen wir doch alle friedlich leben. Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir an gerald.dunkel@nw.de. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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