Weihnachtsmarkt Bünde: Warum die Umbenennung von Lumumba in Labamba richtig ist

Bünde. Nach Zigeunerschnitzel und Mohrenkopf geht es nun also dem Lumumba an den Kragen. Seitdem die Macher des Frankfurter Weihnachtsmarktes die dortigen Standbetreiber aufgefordert haben, Kakao mit Schuss nicht mehr genauso wie einen erschossenen afrikanischen Freiheitskämpfer zu nennen, nimmt die Lumumba-Diskussion quer durch die Republik Fahrt auf. Auch die Stadt Bünde hat kurzfristig reagiert und die Standbesitzer noch vor Start des städtischen Weihnachtsmarktes am 6. Dezember aufgefordert, den Namen nicht mehr zu verwenden. Darauf angesprochen, haben die Schausteller gegenüber der NW maximal verständnisvoll und besonnen reagiert. Das kann von den Nutzern der sozialen Netzwerke nicht behauptet werden. Dort tobt seit ein paar Tagen quer über alle Plattformen hinweg der Internet-Mob. Mal ist von der links-grünen Bevormundungs- und Umerziehungspolitik die Rede, mal von der Sprachpolizei. Es gibt auch Argumente für Beibehaltung des Namens Die Frage, ob Deutschland keine anderen Probleme habe, ist bereits ein Klassiker und darf natürlich nicht fehlen. Genau wie die Prognose, dass der Untergang Deutschlands bevorstehe, wenn Lumumba nicht mehr Lumumba heißen dürfe. Zum Thema: Weihnachtsmarkt Bünde: Stadt reagiert auf Lumumba-Diskussion Auf jeden Fall wird Widerstand angekündigt. Oftmals auch in pubertär-trotziger Form, indem das Wort Lumumba möglichst oft hintereinander geschrieben wird. In Großbuchstaben und mit vielen Ausrufezeichen versteht sich. Es gibt aber auch diejenigen, die vernünftig argumentieren. Die wenden ein, dass bis vor wenigen Tagen wohl kaum jemand die Geschichte vom auf Geheiß des Westens erschossenen kongolesischen Freiheitskämpfer Patrice Lumumba überhaupt kannte. Daher hätte der Verzehr des Getränks gar keine rassistischen Vorurteile schüren können. Außerdem sei gar nicht einwandfrei zu klären, ob dieser Herr Lumumba tatsächlich der Namensgeber des Kakao-Getränks sei oder ob der Erfinder einfach nur einen exotischen Namen gesucht hätte. Da gerade Weihnachtsmärkte starten und Kakao mit Rum als "Lumumba" verkauft wird: Die Bezeichnung des Getränks ist rassistisch!Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt "Kakao mit Schuss" nach ihm! pic.twitter.com/HfMi5gw0On Annalena Schmidt (@Schmanle) December 2, 2023 Name Lumumba zufällig gewählt? Wohl kaum Auch, wenn der Ursprung der Namensgebung tatsächlich unklar ist, kann letzteres aber wohl dennoch getrost ins Reich der Fabel verwiesen werden. Ein dunkles Schokoladen-Getränk mit einem Schuss Alkohol ein paar Jahre später genauso wie einen 1961 erschossenen afrikanischen Politiker zu nennen, wäre auf jeden Fall ein ziemlich großer Zufall. Zum Thema: Frankfurter Weihnachtsmarkt: &bdquo;Lumumba“ verschwindet von den Getränkekarten Das Argument, dass bei denjenigen, die in den vergangenen Jahrzehnten Lumumba getrunken haben, aufgrund der Unkenntnis der Zusammenhänge gar keine rassistischen Stereotype bedient werden konnten, ist hingegen nicht von der Hand zu weisen. Schließlich sagte in Frankfurt, wo die Diskussion um das Getränk schon im vergangenen Jahr aufgekommen war, selbst eine führende Grünen-Politikerin der Stadt, dass man kein Rassist sei, nur weil man Lumumba bestelle. Lumumba-Videos auf X, Facebook oder Tiktok Das gilt selbstverständlich auch weiterhin. Es ist nur zu befürchten, dass die wahren Rassisten, angestoßen durch die Debatte, nun ein weiteres Erkennungssymbol gefunden haben. Man kann die dazu passenden Videos auf X, Facebook oder Tiktok förmlich schon vor dem geistigen Auge erkennen. Dennoch ist es richtig, dass Städte wie Bünde die Diskussion nicht ignoriert haben. Und es ist sehr zu begrüßen, dass die Schausteller nicht mit Trotz, sondern mit Verständnis reagiert haben und Lumumba kurzerhand beispielsweise in Labamba umbenannt haben. Denn das Argument der Unkenntnis der Zusammenhänge gilt seit ein paar Tagen nun mal nicht mehr. Und neue Erkenntnisse fordern in den meisten Fällen ein verändertes Verhalten. Das gilt ganz besonders für den Fall, bei dem ein dunkles Kakao-Getränk mit Schuss genauso heißt wie ein erschossener Schwarzer, der sich für die Unabhängigkeit seines Landes von der Kolonialherrschaft eingesetzt hat.

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