Lebensretter aus der Nachbarschaft: Eine besondere Aktion des DRK soll in Bünde aufrütteln

Bünde. &bdquo;Die Schlacht wird in den ersten sechs Minuten gewonnen oder verloren.“ Ein martialisch klingender, aber ebenso greifbarer Spruch von Notärzten und Rettungsdienstlern. Gemeint ist damit die Zeit nach einem Herzstillstand, in der die Weichen für das künftige Leben eines möglicherweise geretteten Menschen gestellt werden. Zum &bdquo;Tag der Wiederbelebung“ haben ein Notarzt und der Geschäftsführer der Firma FHB Original aus Bünde eine besondere Aktion gestartet. Am Freitag stand bei FHB im Gewerbegebiet in Ennigloh das Außengelände im Zeiten der Ersten Hilfe. Nicht nur die eigenen Mitarbeiter waren dabei gefordert, sondern auch die von umliegenden Unternehmen. Geschäftsführer Christian Eder sowie Notarzt und Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Herford Steffen Grauthoff initiierten diesen Tag. &bdquo;Ich sehe auf der Intensivstation oft recht junge Patienten nach einem Herzstillstand, die Hirnschäden davon getragen haben, weil ihnen zu spät oder falsch geholfen wurde“, so Grauthoff. Das Falscheste, was man aber tun könne, ist nichts zu tun. Grauthoff erinnert sich an zwei junge Fußballspieler, die vor einigen Jahren einen plötzlichen Herzstillstand auf dem Platz hatten. &bdquo;In dem einen Fall war eine Krankenschwester unter den Zuschauern, die sofort eine Herzdruckmassage einleitete und dem Spieler so das Leben rettete.“ Der andere Spieler hatte nicht so viel Glück. &bdquo;Zwar kümmerten sich seine Freunde um ihn, doch die leisteten nur eine Atemspende und vergaßen dabei die Herzdruckmassage“, sagt der Mediziner und fährt fort: &bdquo;Der junge Mann hat zwar überlebt, jedoch mit erheblichen Schädigungen.“ Denn wichtiger als eine Mund-zu-Mund-Beatmung ist das Drücken des Brustbeins. Unter anderem das lernten am Freitag auch viele Teilnehmer auf dem FHB-Gelände. Alle Mitarbeiter werden jährlich geschult Geschäftsführer Christian Eder engagiert sich ehrenamtlich selbst in der Freiwilligen Feuerwehr und hat allein deshalb schon eine Affinität zum Retten. Er lässt seine 130 Mitarbeiter im Logistikzentrum in Bünde und am Produktionsstandort in Spenge jährlich in Erster Hilfe und im Brandschutz ausbilden. Ehrenamt hat für Eder eine besondere Bedeutung: &bdquo;Ohne Ehrenamt geht in Deutschland nichts. 90 Prozent der Feuerwehrkräfte leisten freiwillig Dienst. Und als Arbeitgeber weiß ich: Wenn sich Menschen ehrenamtlich engagieren, sind sie auch im Beruf engagierter.“ Dass seine Mitarbeiter in diesen Dingen ausgebildet sind, sei ein beruhigendes Gefühl einerseits, aber auch die Grundlage für ein besonderes ehrenamtliches Engagement, das unter dem Namen Katretter immer bekannter wird. &bdquo;Wer einen Notfall meldet und mit der Leitstelle der Feuerwehr verbunden ist, wird so lange telefonisch angeleitet und betreut, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist“, sagt Simon Bertram, Abteilungsleiter Rettungsdienst beim Kreis Herford. Katretter sind Personen, die bei einem Herzstillstand mitalarmiert werden und sich im besten Fall in der Nachbarschaft der betroffenen Person befinden. Sie werden von der Leitstelle über ihr Mobiltelefon geortet und können im Bedarfsfall die Reanimationsmaßnahmen übernehmen, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist. Auf diese Weise kann besonders in den kritischen ersten Minuten fachkundige Hilfe geleistet werden. Katretter helfen in 60 Prozent der Fälle 637 dieser Katretter gibt aktuell (Stand Freitag) im Kreis Herford. Im vergangenen Jahr wurden Katretter im Kreisgebiet 603 mal mitalarmiert. In diesem Jahr gab es schon 465 Alarmierungen. In 60 Prozent der Fälle konnten Katretter die ersten Maßnahmen übernehmen und so dazu beitragen, dass ein Mensch mit Herzstillstand zurück ins Leben kommt und im besten Fall keine bleibenden Schäden davonträgt. Das Team von FHB in Ennigloh und Spenge und weitere Mitarbeiter umliegender Firmen sind in diesem Wissen seit Freitag wieder auf dem Stand der Dinge.

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