Philipp Amthor in Bünde: Fragwürdiges Schaulaufen der Politik treibt seltsame Blüten

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Wie gewinne ich die Gunst der Wählerinnen und Wähler? Das ist die zentrale Frage, um die sich in einer Demokratie alles dreht. Eigentlich sollte die Antwort darauf klar sein: Durch nachvollziehbare und mehrheitsfähige Politik zum Wohle aller Menschen. Egal, ob es nun um das gesamte Land oder eine einzelne Stadt beziehungsweise Gemeinde geht. Soweit jedenfalls die Theorie. Doch gerade in Wahlkampfzeiten gibt es noch diverse andere Versuche, die Entscheidung auf dem Stimmzettel zu beeinflussen. Und die treiben vor der jetzt anstehenden Kommunalwahl am 14. September mitunter seltsame Blüten. Zu beobachten war dies besonders anschaulich am vergangenen Wochenende auf der 875-Jahr-Feier von Spradow. Die Bünder CDU hatte über gute Kontakte den Bundespolitiker Philipp Amthor dorthin gelotst. Der ließ es sich nicht nehmen, nach den offiziellen Grußworten von Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger ebenfalls ein paar Worte über das Mikrofon loszuwerden. Eine ziemlich groteske Szenerie, bei der man sich als Beobachter unweigerlich die Sinnfrage stellte. Dass das selbst CDU-nahen Mitgliedern des ausrichtenden Vereins &bdquo;Spradow 2000“ gegen den Strich ging, war ihrem Minenspiel deutlich abzulesen. Feierstunde war nicht als Wahlkampfbühne geplant Denn die Feierstunde zu Beginn des Festwochenendes war ja schließlich nicht als Wahlkampfbühne geplant gewesen. Sie sollte unter anderem dazu dienen, um den langjährigen Einsatz der rührigen Ehrenamtler zu würdigen. Immerhin, und das muss man Amthor zugutehalten, plauderte er mit den Gründungsmitgliedern des Vereins anschließend noch ein paar Minuten bei einem Bier. Im Fahrwasser Amthors mit dabei war auch Bürgermeisterkandidat Matthias Ciesler. Zum Thema: Und plötzlich mischt Philipp Amthor beim Dorffest in Bünde mit Um an dieser Stelle kein falsches Bild aufkommen zu lassen: Auch SPD-Politiker machen dieser Tage beim fragwürdigen Schaulaufen der Politik fleißig mit. Der Auftritt von Philipp Amthor ist eben nur ein besonders anschauliches Beispiel dafür. Überhaupt hat sich der Eindruck verfestigt, dass in diesem Wahlkampf alles ein bisschen überdrehter als sonst üblich ist. Gefühlt hängt an jeder Laterne ein Wahlplakat. Auf Facebook oder Instagram tickern die Kandidaten quasi im Minutentakt. Und in einigen Kommentarspalten der Social-Media-Kanäle wird von Partei-Vertretern derber rumgepöbelt als in der Dorfkneipe um die Ecke. In Kirchlengern können sie das besonders gut. Sorge vor starker AfD scheint CDU, SPD und Co. anzutreiben Vielleicht ist Kirchlengern auch das richtige Stichwort, um nach einer Erklärung für das Wahlkampfgetöse zu suchen. Bei der Bundestagswahl im Februar stellte sich Kirchlengern als die AfD-Hochburg im Kreis Herford heraus. 23,6 Prozent der Menschen gaben der Partei ihre Zweitstimme. Die Sorge davor, dass die Rechtsaußen-Partei bei der Kommunalwahl ein ähnliches Ergebnis erzielt, scheint die Vertreter der anderen Parteien bei ihren Wahlkampfaktionen anzutreiben. Nicht nur in Kirchlengern, sondern überall. Kommunalwahlen gelten schließlich mehr als Personen- und weniger als Parteienwahlen. Man wählt, wen man kennt. Gesicht zeigen, mit Menschen ins Gespräch kommen, scheint also der Vorteil von CDU, SPD oder Grünen gegenüber der auf Lokalebene weitestgehend gesichtslosen AfD zu sein. Laut einer aktuellen Umfrage der nordrhein-westfälischen Tageszeitungen wollen immerhin nur gut die Hälfte der Wähler bei der Kommunalwahl derselben Partei wie bei der Bundestagswahl ihre Stimme geben. Die andere Hälfte kann demnach im persönlichen Gespräch also noch überzeugt werden. Ob das gelungen ist oder ob die Parteien an der ein oder anderen Stelle bei ihrem Schaulaufen möglicherweise das Gegenteil provoziert haben, wird sich am 14. September zeigen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen