Soziales Monitoring: Bünde schrumpft, wird aber „reicher“

Bünde. Einmal im Jahr veröffentlicht die Stadt Bünde ihr Sozialmonitoring, also eine Zusammenfassung von Statistiken über gesellschaftliche Daten. Ein Kapitel dabei sind die Einwohnerzahlen und die Altersstruktur. Das Sozialmonitoring an sich dient als &bdquo;Instrument zur Verbesserung von Entscheidungsgrundlagen“, wie es von der Stadtverwaltung heißt. Der Fokus liegt dabei auf der Identifikation sozial benachteiligter Räume. Damit soll den Akteuren der Stadtentwicklung eine Hilfe an die Hand gegeben werden, die notwendigen Maßnahmen für die Zukunft der Stadt Bünde zu ergreifen und entsprechend zu steuern. &bdquo;Das Jahr 2023 war geprägt durch das Ende der Corona Pandemie und die daraus resultierenden Folgen bei Familien, Kindern und Jugendlichen“, so Sozialamtsleiter Stefan Bohnhorst im Bericht für das vergangene Jahr. Der anhaltende Krieg in der Ukraine habe zwar zu keinem weiteren Flüchtlingsstrom geführt, er habe aber dazu geführt, dass die Geflüchteten nicht zurückkehren konnten und sie sich daher auf ein Leben in Deutschland einrichten mussten. Die Flüchtlingsströme aus anderen Regionen als der Ukraine, insbesondere von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen hielt gemäß dem Bericht an, der jetzt vom Ausschuss für Soziales und Integration zur Kenntnis genommen wurde. Die Altersstruktur hat die größte Auswirkung Aber es ist nicht damit getan, nur die Anzahl der Bewohner einer Stadt zu kennen und wie sich diese Zahl entwickelt. Entscheidender ist die Altersstruktur, die sich wohl künftig stark verändern wird, wie es Bündes 1. Beigeordneter Günther Berg bereits vor einigen Jahren bei der Präsentation eines der ersten Berichte zum Sozialmonitoring prognostizierte. Auswirkungen hat vor allem auf die Kaufkraft und die Anforderungen an den Wohnungsmarkt. Aber wie viele Einwohner hat die Stadt denn nun? Sind es 45.000 oder eher 47.000? Zunächst liegt die Zahl nach einem Einbruch in 2019 wieder stabil über 46.000. Zum 31.12.2019 zählte man in Bünde 45.344 Einwohner – Nebenwohnsitze nicht mitgerechnet. Ein Jahr darauf waren es 46.129 und für 2023 zählte das Einwohnermeldeamt 46.659 Einwohner. Allerdings hat der Zuwachs mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine traurige Ursache, denn von 2021 auf 2022 – da begann der Krieg – stieg die Bevölkerungszahl in Bünde um fast 700 Menschen. Gewinner und Verlierer Berücksichtigt man alle Altersklassen, sind die Veränderungen in Ennigloh (+ 0,35 %), Holsen (- 0,89 %) und Spradow (- 0,91 %) am geringsten. Die stärksten Veränderungen verzeichnen Muckum (-2,71 %), Hüffen (-2,53 %), Ahle (-2,31 %) und Bustedt (-2,18 %). Junge Menschen unter 21 Jahre Bei 3.497 Einwohnern zählt der Stadtteil Hunnebrock 879 junge Menschen unter 21 Jahre. Damit liegen die Hunnebrocker mit einer Jungenquote von 25,14 Prozent unangefochten an der Spitze, was aber auch den bitteren Beigeschmack der kriegsbedingten Zuwanderung aus der Ukraine hat. Denn in Hunnebrock sind viele Familien in den BIMA-Häusern untergekommen. Allerdings galt Hunnebrock auch vorm Ukraine-Krieg als jung, denn die Zahlen von 2021 – also vor dem Krieg – zeigen eine Jungenquote von 24 Prozent in dem Stadtteil. Neben Hunnebrock stechen aber auch Hüffen (22,94 %), Spradow (21,86 %) und Werfen (21,72 %) heraus. Schlusslicht bildet hier Muckum, wo nur 14,54 Prozent der Menschen unter 21 Jahre alt sind. Insgesamt hat Bünde mit 9.374 Menschen unter 21 Jahren eine Jungenquote von 20,09 Prozent. 2023 sank die Quote im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht (- 0,49%). Ausländische Kinder, Jugendliche und Heranwachsende haben gemäß dem Sozialmonitoring mit 1.350 einen Anteil von 14,4 Prozent. 2019 lag der Anteil mit 855 ausländischen Personen unter 21 Jahren noch bei 9,46 Prozent. In dem Jahr zählte man noch 9.042 Einwohner im Alter zwischen 0 und 21 Jahren. Preisgebundener Wohnungsbestand Der preisgebundene Wohnungsbestand (Sozialwohnungen) nimmt stetig ab – auch in Bünde. Von 2018 bis 2030 prognostiziert die NRW-Bank einen Rückgang in Bünde um 21,9 Prozent. Bis Ende 2023 hat sich der Bestand von 683 auf 605 Wohnungen um etwa 11,4 Prozent reduziert. Allerdings sank auch die Zahl der Wohnungssuchenden mit einem Wohnberechtigungsschein von 137 im Jahr 2018 auf 107 im vergangenen Jahr (-21,9 %). Soziale Lage / Kaufkraft Die wirtschaftliche Stärke der Einwohner einer Kommune richtet sich nach dem Gesamtnettoeinkommen, zu dem neben Lohn, Gehalt oder Rente auch Sozialleistungen oder das Kindergeld zählen. Haushalte mit niedrigem Einkommen verfügen gemäß der Statistik über ein Jahresnettoeinkommen von weniger als 25.000 Euro. Haushalte mit hohem Einkommen verfügen über mehr als 50.000 Euro netto pro Jahr. Die jüngsten Zahlen dazu stammen aus 2021, geben aber einen guten Überblick über die Entwicklung. Demnach verfügte ein Bünder Haushalt 2019 noch über 52.473 Euro. 2021 waren es 58.457 Euro. Der Anteil der Haushalte mit einem niedrigen Einkommen sank von 44 Prozent auf 41,5 Prozent. Der Anteil der Haushalte mit hohem Einkommen stieg 20,4 Prozent auf 22,3 Prozent. Parallel sank die Kinderarmut von 10,4 Prozent auf 9,1 Prozent und die Jugendarmut (15 – 17 Jahre) von 8,6 auf 7,3 Prozent. Die Altersarmut blieb mit 2,8 Prozent (2019: 2,7 %) nahezu gleich.

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