„Fände es pietätlos, reale Fälle auszuschlachten“: Bünder Autor veröffentlicht neuen Krimi

Bünde. Ein verwahrloster Obdachloser liegt tot in einem Zelt in einem Wald nahe Essen. In einem Mietshaus wird eine alte Frau tot in ihrer Wohnung entdeckt. Und: In einer verfallenen Klinik werden hinter einer Mauer drei Leichen entdeckt, eine davon skelettiert. Dieses Szenario präsentiert Norbert Horst in seinem neuesten Kriminalroman &bdquo;Lost Places – Wo die Toten schweigen“. Dabei setzt der Autor auf völlig neue Figuren: die Staatsanwältin Camilla Lopez, Kriminalhauptkommissar Deniz Müller und Journalist Alexander Rahn. Die drei kommen einer Mordserie auf die Spur und versuchen, den Fall gemeinsam zu lösen. &bdquo;Ich hätte gerne noch eine Geschichte mit Steiger geschrieben, aber der Verlag wollte gerne etwas Neues“, sagt Horst mit Blick auf seine vorangegangene Bücher und den Start der neuen Krimi-Reihe. &bdquo;Das Buch ist in vielerlei Hinsicht neu für mich: Die Ermittler sind zu dritt, sie sind deutlich jünger und aus drei verschiedenen Berufsgruppen“, erklärt er. &bdquo;Journalisten als Krimihelden sind nicht selten“, weiß Horst. Die Polizisten in seinen Büchern agieren bei ihren Ermittlungen stets gesetzeskonform und ehrlich, die Rolle des Journalisten habe deshalb neue Möglichkeiten eröffnet. &bdquo;Er bezahlt zum Beispiel auch Menschen, um an Informationen zu kommen, betreibt also Scheckbuchjournalismus“, so Horst. &bdquo;Was auch neu ist: Zwei der drei Protagonisten haben einen Migrationshintergrund. Das mache ich nicht, weil ich besonders modern sein will, sondern weil ich die Realität abbilden will“, so der 68-Jährige. Aus seiner Zeit bei der Polizei wisse der mittlerweile pensioniere Kriminalhauptkommissar, dass es durchaus viele Polizeibeamte mit Migrationshintergrund gibt. Deshalb sei seine Figur Deniz Müller auch ein halber Türke. &bdquo;Als ich vor drei Jahren in Pension gegangen bin, wurde ich zum Beispiel von einem Mustafa abgelöst“, sagt Horst. Seine Protagonistin Camilla Lopez habe einen kubanischen Hintergrund. Um die Rolle mit Leben zu füllen, habe er sich mit einer Staatsanwältin ausgetauscht. Auch diesmal gibt es ein Oberthema Was die Arbeit der Polizei angeht, kann er auf seine eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Er hat in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt. Betont aber in Bezug auf seine Rolle als Autor: &bdquo;Ich benutze nie real ermittelte Fälle. Da steckt viel Leid und Grauen hinter – nicht nur aufseiten der Opfer, sondern auch auf der Täterseite in Bezug auf die Familien.“ Und weiter: &bdquo;Ich persönlich fände es pietätlos, darüber zu schreiben, und möchte so etwas nicht ausschlachten.“ Was die Polizeiarbeit betrifft, gebe er sie so realistisch wie möglich wieder. Damit wolle er auch mit dem Klischee aufräumen &bdquo;Ein Krimi ist spannend, echte Polizeiarbeit ist langweilig“. Denn wenn es in der Realität ans Nachverfolgen von Spuren und Hinweisen geht, sei es am Ende des Tages immer durchaus spannend zu sehen, was welcher Ansatz ergeben hat. Wie jedes seiner Bücher hat auch das neueste Werk ein Oberthema: Einsamkeit. Zum einen geht es um Einsamkeit der Menschen; Menschen, die scheinbar völlig einsam sterben. Zum anderen um Menschen wie seine drei Protagonisten, die single und einsam sind – hier könnte sich übrigens eine Dreiecksbeziehung anbahnen. Und letztlich spiegele auch der Titel &bdquo;Lost Places“ – übersetzt &bdquo;Verlassene Orte“ – dieses Thema wider. Mehr soll an dieser Stelle zur Handlung auch gar nicht verraten werden. So läuft der Schreibprozess Wie geht der Autor denn eigentlich beim Schreiben vor? &bdquo;In der Regel steht die Geschichte zu 95 Prozent, wenn ich mit dem Schreiben anfange. So muss ich am Ende nicht noch mal an verschiedenen Stellen alles umwerfen“, erklärt er. In diesem Fall habe er aber zunächst natürlich damit begonnen, das Ermittler-Team auszuarbeiten, Lebensläufe der Figuren zu erstellen und Familienhintergründe zu kreieren. Viel Zeit sei auch in die Recherche geflossen. &bdquo;Es soll alles möglichst realistisch sein, die Realität muss sich wiederfinden.“ Deshalb habe es auch etwas länger gedauert, bis seine Leserinnen und Leser ein neues Werk von ihm in den Händen halten können. Sein letzter Krimi erschien 2019. &bdquo;Dafür habe ich aber auch direkt schon ein zweites Buch in der Pipeline, den zweiten Teil ’Sweet Home – Du bist nirgends sicher“, der im Januar erscheint“, verrät Horst. Aber auch Corona habe bei der langen Wartezeit eine Rolle gespielt. Die Pandemie habe auch den Verlagen sehr wehgetan. &bdquo;Der Buchhandel waren lange geschlossen. Viele haben erst einmal die Bücher gelesen, die sie noch zu Hause hatten und immer mal lesen wollten.“ Buchpräsentation &bdquo;Lost Places – Wo die Toten schweigen“ erscheint am Mittwoch, 19. Juni. Passend dazu bietet der Autor in Zusammenarbeit mit Thalia/Mayersche eine Buchpräsentation an. Diese findet statt am Freitag, 21. Juni, um 19 Uhr im Injoy Bünde, Philippstraße 1. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen sind möglich unter Tel. 05223 9619010. &bdquo;Es ist aber auch möglich, spontan vorbeizukommen“, sagt Horst. Im Nachgang werden von Jacques Weindepot gesponserte Getränke gegen Spende ausgegeben. Die Spenden kommen einem guten Zweck zugute.

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