Europawahl im Bünder Land: Viele Stimmen für die AfD - allerdings nicht von Briefwählern

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Die Ergebnisse der Europawahl im Bünder Land liegen im NRW-Trend: CDU und AfD können sich über einen teils beachtlichen Stimmenzuwachs freuen, SPD und Grüne verlieren hingegen bei den Menschen in Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen an Beliebtheit. Und wie sieht es in den einzelnen Wahlbezirken aus? In Bünde haben besonders viele Menschen in Hüffen (31,57 Prozent) und Ahle (29,04 Prozent) für die AfD gestimmt. Außerdem besonders prägnant: In den Wahllokalen in Hüffen, Hunnebrock (23,4 Prozent) und im Wahlbezirk Hauptschule Bünde-Mitte II (23,96 Prozent) hat die AfD von allen Parteien sogar die meisten Stimmen erhalten. Laut Heiko Schröder, AfD-Fraktionsvorsitzender in Bünde, zeigt das Ergebnis, dass die Bürger nicht mehr &bdquo;an der Nase herumgeführt“ werden wollen. Auf Nachfrage der Redaktion nennt er den Schutz der Außengrenzen in Europa als Beispiel. Ihm zufolge wollen Menschen, die über die Grenzen nach Europa kommen, &bdquo;alle nach Deutschland“. Das sagt die Bünder AfD-Fraktion Dass ein großer Teil der Bünder offenbar die AfD im Europaparlament sehen möchte, sieht Schröder auch als kommunalen Gewinn für seine Fraktion. Er geht davon aus, dass die Bünder AfD-Fraktion auch bei künftigen Kommunalwahlen &bdquo;besser abschneiden“ und sich dementsprechend vergrößern werde. Ebenfalls in Kirchlengern und Rödinghausen hat die AfD bei der Europawahl viele Stimmen gewinnen können. In Kirchlengern sind sie in keinem Wahlbezirk die stärkste Kraft. Besonders viele Menschen haben allerdings in Südlengern (25,07 Prozent) und im Wahlbezirk Kirchlengern I (25,37 Prozent) für die AfD gestimmt. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Rödinghausen. Im Wahlbezirk Bruchmühlen-Süd ist die AfD mit 27,61 Prozent die stärkste Kraft. Auch in Bieren (23,11 Prozent) und Ostkilver (23 Prozent) haben viele Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme für die rechtspopulistische Partei abgegeben. Briefwahl: Weniger Stimmen für AfD Michael Schönbeck, Vorsitzender des Ausschusses für IT und Digitales im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und Vorsitzender der Kreistagsfraktion der CDU im Kreis Herford, macht darauf aufmerksam, dass allerdings besonders wenig Briefwähler ihre Stimme der rechtspopulistischen Partei gegeben haben. Ihm zufolge könne man daraus ablesen, &bdquo;dass die Diffamierung der Briefwahl bei AfD-Wählern Anklang findet und diese daher überproportional oft im Wahllokal wählen. Während demokratisch Wählende die Briefwahl zahlreich nutzen.“ Die AfD hatte bei vergangenen Wahlen oft Verschwörungstheorien zur Briefwahl verbreitet und behauptet, dass diese nicht sicher sei – obwohl es keine Hinweise auf eine Manipulation der Briefwahl in Deutschland gibt. CDU und SPD bei Briefwahl deutlich stärker In Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen hat die AfD bei der Briefwahl zur Europawahl zwischen 7,7 und 11,8 Prozent erreicht. SPD und CDU haben mit Ergebnissen von mehr als 20 bzw. 30 Prozent einen deutlich höheren Stimmanteil bei Briefwählern im Bünder Land. Das könnte wiederum bedeuten, dass die AfD in den Bezirken, in denen sie im Wahllokal als stärkste Kraft gewählt wurde, nicht zwangsläufig insgesamt (Briefwahl eingeschlossen) die stärkste Kraft ist. Wie sich die Briefwahlergebnisse auf die einzelnen Ortsteile in den Kommunen verteilen, ist in der Statistik von OWL IT allerdings nicht ersichtlich. CDU zieht &bdquo;Hausaufgabe“ aus Wahlergebnissen Auch die CDU gewinnt einige Stimmen im Bünder Land dazu. Unter den Wählern in Bünde hat die Union in Ennigloh die meisten Anhänger gefunden: Im Erich-Gutenberg-Berufskolleg haben 33,54 Prozent der Menschen für die Union in Europa gestimmt, in der Grundschule Ennigloh haben 32,35 Prozent der Menschen ihr Kreuz bei der CDU gesetzt. Dass der Großteil der Bünder die CDU im Europaparlament sehen will, freut auch Martin Schuster, Fraktionsvorsitzender der CDU Bünde. Wenngleich &bdquo;Europawahl nicht Kommunalwahl“ ist, stimmt ihn das Ergebnis positiv, wie er sagt. Aus dem großen Anhang der AfD in Bünde zieht Schuster &bdquo;Hausaufgaben“ für die CDU auf kommunaler Ebene. Insbesondere in den Stadtteilen, in denen die AfD als stärkste Kraft gewählt wurde, wolle er gemeinsam mit seiner Fraktion die Bürger mit ihren &bdquo;Sorgen und Nöten abholen“. Damit wollen sie sicherstellen, dass &bdquo;wir bei der Kommunalwahl nicht solche Ergebnisse erzielen“. SPD in Hüffen und Südlengern besonders wenig Stimmen Thomas Heisel, Pressesprecher der CDU in Rödinghausen, betont ebenfalls, dass seine Fraktion sich &bdquo;ganz deutlich“ von der AfD abgrenze. &bdquo;Die Brandmauer muss da sein“, sagt er im Gespräch mit der NW. Auch in Rödinghausen hat der Großteil der Menschen die CDU gewählt. Die meisten davon in den Wahlbezirken Rödinghausen (29,38 Prozent) und Bruchmühlen-Nord (29,39 Prozent). In Kirchlengern hat die Union in den Wahlbezirken Quernheim/Rehmerloh (31,13 Prozent) und Kirchlengern II (29,52 Prozent) die meisten Stimmen erhalten. Neben den Gewinnern gibt es auch die Verlierer der Europawahl. Die SPD ist zwar in allen drei Kommunen die zweitstärkste Kraft hinter der CDU und vor der AfD, hat aber im Vergleich zur Europawahl 2019 an Stimmen verloren. In den Wahlbezirken Hüffen (12,37 Prozent) und Grundschule Südlengern II (15,39 Prozent) hat die SPD besonders wenig Stimmen erhalten. Keine Überraschung für SPD Kirchlengern In Rödinghausen gab es die wenigsten Stimmen für die Sozialdemokraten in den Bezirken Bruchmühlen-Nord (16,52 Prozent) und Rödinghausen (17,54 Prozent). In Kirchlengern wollen die wenigsten Wähler in den Bezirken Kirchlengern II (15,4 Prozent) und Südlengern (15,99 Prozent) die SPD im Europaparlament sehen. Oliver Lüking, SPD-Fraktionsvorsitzender in Kirchlengern, ist davon nicht überrascht, wie er in einer Pressemitteilung an die Redaktion mitteilt. &bdquo;Es ist erschreckend, aber nicht verwunderlich, dass die AfD ein solches Ergebnis eingefahren und im Gegenzug die SPD so miserabel abgeschnitten hat“, sagt er. Gründe dafür sind seiner Meinung nach unter anderem die internen Streitereien in der Ampel-Regierung und die wenig voranschreitende Migrationspolitik. Lüking befürchtet, dass die Kommunalwahl im kommenden Jahr ähnliche Ergebnisse bringen wird. &bdquo;Das hätten die vielen tausend Ehrenamtlichen vor Ort nicht verdient“, sagt er. Grüne verlieren die meisten Stimmen Um das zu verhindern, setzt Lüking wie Martin Schuster von der Bünder CDU auf Bürgernähe. &bdquo;Was wollen wir als Partei vor Ort und wie können wir helfen, die ganz konkreten Anliegen der Menschen zu lösen?“, nennt er als Ansatz für die Kommunalpolitik. Die Grünen haben im Bünder Land die meisten Stimmen verloren, im Vergleich zur Europawahl 2019. Im Rödinghauser Wahlbezirk Bruchmühlen-Süd haben sie lediglich 5,21 Prozent der Stimmen erhalten. Im Bezirk Kirchlengern I haben 6,11 Prozent der Menschen &bdquo;Grün gewählt“ und in Bünde gab es am Wahllokal an der Wilhelmstraße (Evangelische Stadtmission) lediglich 4,13 Prozent der Stimmen. Das schlechteste Ergebnis für die Grünen aus dem Bünder Land. Grüne in Bünde wollen besser kommunizieren Wie ist das zu erklären? Laut Stefanie Janßen-Rickmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Bünde, ist das Thema Klimaschutz &bdquo;bei den anderen Krisen runtergefallen“. Das bereitet ihr Sorgen, denn &bdquo;die Klimakrise ist da“, wie sie sagt. Aus den schlechten Ergebnissen für die Grünen in Europa zieht sie auch Schlüsse für die Kommunalpolitik. &bdquo;Wir müssen besser kommunizieren“, sagt sie - zum Beispiel in Bezug auf die Auswirkungen des Klimaschutzes.

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