Wie Experten in Bünde nach einer Weltkriegsbombe am Sportplatz suchen

Bünde. Ulrich Czirnik und sein Team sind völlig tiefenentspannt. Dass sie genau dort mit schwerem Gerät Löcher in die Erde bohren, wo möglicherweise eine nicht detonierte Weltkriegs-Bombe liegt, sorgt bei den drei Männern nicht für erhöhten Puls. &bdquo;Das ist absolute Routine. Wir machen das jeden Tag“, erklärt der 57-Jährige gelassen. Seit 8 Uhr morgens sind die Experten vom deutschlandweit tätigen Kampfmittelräumungsunternehmen Tauber an diesem Montag bei der Arbeit. Auf und neben dem Sportplatz in Hunnebrock suchen sie nach einem Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Vor Wochen war man bei einer Voruntersuchung im Rahmen einer geplanten Kanalbaumaßnahme an der Schlossstraße auf den Verdachtspunkt aufmerksam geworden. Um herauszufinden, ob sich tatsächlich eine alte Fliegerbombe im Boden befindet, bohren die Männer zunächst Löcher mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern in die Erde. &bdquo;Eigentlich sind diese in Nordrhein-Westfalen immer acht Meter tief“ erklärt Czirnik. Das beruhe auf Erfahrungswerten, weil sich herausgestellt habe, dass eine Weltkriegs-Bombe nicht tiefer einschlagen konnte. Hier in Bünde würden sie aber trotzdem bis auf neun Meter gehen. Sonde der Kampfmittel-Experten misst Störungen im Erdmagnetfeld Nach dem Bohren werden die Löcher mit PVC-Rohren stabilisiert. Danach lässt Czirnik eine Sonde hinunter, mit der er Störungen im Erdmagnetfeld messen kann. &bdquo;So stellen wir fest, ob sich ein Eisenkörper im Boden befindet“, sagt der Truppführer, der den Job seit 14 Jahren macht. Das erste Loch haben die Männer direkt am Verdachtspunkt gebohrt. Rund um dieses bohren sie in drei größer werdenden Kreisen die weiteren Löcher. Insgesamt sind es 37 Stück. Immer, wenn ein Kreis geschlossen ist, kommt die Sonde zum Einsatz. Gegen 11 Uhr haben die Spezialisten bereits 14 Löcher geschafft und damit den innersten Kreis rund um den Verdachtspunkt sondiert. Ob ihnen dabei etwas aufgefallen ist, dürfen sie nicht sagen. Die Ergebnisse gehen zunächst an den zuständigen Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung in Arnsberg, wo die Daten ausgewertet werden. Wegen Fußball-EM hofft Stadt Bünde auf schnelle Ergebnisse &bdquo;Am Verdachtspunkt lief es aber gut runter“, verrät Czirnik. Sollte der Bohrer auf etwas stoßen, sei das aber auch &bdquo;nicht sonderlich gefährlich, da wir ohne Druck arbeiten“. Die Bohrschnecken würden von alleine laufen und sobald der Maschinist Widerstand spürt, würde er sofort stoppen. Aber bislang sei der Fall hier in Bünde noch nicht eingetreten. Da es an der Stelle auch keinen harten Boden gebe, ist sich Czirnik gegen Mittag sicher: &bdquo;Es läuft alles glatt, wir werden heute fertig.“ Wie schnell es dann weitergeht, liegt an der Bezirksregierung Arnsberg. &bdquo;Wir haben bislang aber immer binnen 24 Stunden ein Ergebnis bekommen“, sagt Czirnik. Die stellvertretende Leiterin des Bünder Ordnungsamtes ist da zurückhaltender. Gegenüber der Stadt habe sich Arnsberg einen größeren zeitlichen Spielraum gelassen. &bdquo;Es wäre aber natürlich schön, wenn diese Woche alles über die Bühne gehen könnte“, sagt Julia Knoke. Denn am Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft und da seien schließlich auch Rettungs- sowie Polizeikräfte aus Bünde im Einsatz. Im Fall der Fälle wird metallischer Gegenstand im Boden freigeschaufelt Diese wären für den Fall, dass die Sonde einen größeren metallischen Gegenstand im Boden entdeckt, auch in Bünde selbst gefordert. Denn dann würde der Kampfmittelbeseitigungsdienst diesen freischaufeln. Sollte es sich tatsächlich um eine Bombe handeln, müsste das Gebiet in einem noch festzulegenden Radius evakuiert werden. Ulrich Czirnik und sein Team wären in dem Fall auch wieder mit an Bord. Denn nach der erfolgreichen Entschärfung der Bombe würden sie diese bergen. Damit diese anschließend in einem speziellen Bunker von Sprengstoffresten befreit werden kann und endgültig zu Eisenschrott wird. Apropos Eisenschrott: Selbst wenn die Sondierung etwas Metallisches im Boden feststellt, muss es keine Bombe sein. &bdquo;Das kann alles Mögliche sein. Von alten Eisenträgern bis hin zu großen Blechen haben wir schon alles gefunden“, sagt Czirnik. Dieses Jahr sei ohnehin bislang &bdquo;recht mau gewesen“. Erst eine Bombe hätten sie Anfang des Jahres in Gelsenkirchen gefunden. Und zwei zerschellte Bomben, die nicht mehr scharf waren. Als er von der Ausbeute erzählt, klingt Czirnik fast ein wenig enttäuscht. Die Bürgerinnen und Bürger in Bünde hätten wohl nichts dagegen, wenn die &bdquo;Pechsträhne“ der Kampfmittel-Experten anhalten würde. Damit es in Hunnebrock auch weiter so tiefenentspannt bleibt wie an diesem Montagvormittag.

Meistgelesen