Eine Familie, drei Ärzte, eine Praxis: Kinder steigen bei Bünder Arzt in Praxis ein

Bünde. Die Geschwister Kyra (34) und Julian Weil (36) kamen schon im Kindesalter mit dem Beruf ihres Vaters in Kontakt. Wenn sie aus dem Kindergarten oder der Schule kamen, bespaßten sie hin und wieder auch die Patienten ihres Vaters in dessen Praxis an der Herforder Straße. &bdquo;Wir durften auch schon mal Pflaster zuschneiden“, erinnert sich Julian Weil. Mittlerweile sind aus den beiden selbst Mediziner geworden, die die Praxis von Vater Bruno (68) fortführen. In der monatelang umgebauten und erweiterten Praxis leisten sie nun zu dritt auch einen erheblichen Beitrag zur medizinischen Versorgung in Bünde, denn laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) herrscht noch eine Unterversorgung. Vor 35 Jahren hat sich Allgemeinmediziner Bruno Weil in der Praxis selbstständig gemacht. Ursprünglich waren die Räume eine Wohnung. Wer seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr dort war, wird sie vermutlich auch kaum wiedererkennen, denn fast nichts steht noch dort, wo es Anfang des Jahres gestanden hat – sogar die Eingangstür. Ein Glücksfall Für Bruno Weil ist es ein Glücksfall, die Praxisnachfolge geregelt zu haben, wie er selbst sagt. Zwar gab es auch noch einen anderen jungen Arzt, der beim ihm eingestiegen wäre, aber, dass er in einiger Zeit die Praxis an seine eigenen Kinder übergeben kann, sei doch noch was anderes. Seine Tochter Kyra beendete im Februar 2021 ihre Facharztausbildung zur Allgemeinmedizinerin und stieß dann dazu. Julian Weil hat nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung als Rettungsassistent absolviert und studierte dann Medizin. Seine Facharztprüfung steht in zwei Jahren an. &bdquo;Dann bin ich 70“, sagt Bruno Weil, der sich auch merklich freut, dann mehr Zeit für seine Frau zu haben, die Lehrerin war und bereits im Ruhestand ist. Drei verschiedene medizinische Schwerpunkte Mit den drei Ärzten agieren aktuell drei verschiedene medizinische Schwerpunkte in der Praxis. Bei Bruno Weil ist es neben der Allgemeinmedizin die Kinder- und Jugendmedizin. Kyra Weil hat sich zusätzlich der Chirurgie und Viszeralmedizin (Bauchbereich und Verdauungsorgane) verschrieben und Julian Weil hat als Arzt lange Zeit in der Dermatologie gearbeitet. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Allgemeinmedizin für sich eine Spezialisierung mit fünfjähriger Facharztausbildung nach dem Medizinstudium sei, betont Bruno Weil. Zwar gibt es den Begriff &bdquo;Allgemeinmedizin“ schon seit den 1970er Jahren und im Volksmund war damit immer &bdquo;der Hausarzt“ gemeint, aber erst in den 1990er Jahren kam es zur Facharztausbildung. &bdquo;Wir behandeln Menschen noch von Kopf bis Fuß“, sagt Bruno Weil. Aber was treibt junge Ärzte, die in Großstädten studiert und schon in größeren Krankenhäusern und Praxen praktiziert haben, zurück ins ostwestfälische Bünde? &bdquo;Es ist die Praxis unseres Vaters“, sagt Kyra Weil, die unter anderem in Gelsenkirchen gearbeitet hat. Sie mag Städte in der Größe von Bünde – nicht zu groß, nicht zu klein. Ihr Bruder Julian sagt: &bdquo;Hier besteht noch ein enger Patientenbezug. Und wir hören heute noch von einigen der älteren Patienten, dass sie uns ja noch als kleine Kinder kennen würden“, sagt der Mediziner und lacht. &bdquo;Der schönste Beruf“ Dass sie Ärzte werden, stand für Kyra Weil etwas eher fest als für ihren Bruder Julian. &bdquo;Aber wir bekamen schon von klein auf vorgelebt, dass es der schönste Beruf sein muss, den man sich vorstellen kann“, sagt die 34-Jährige. Gemerkt hätten beide das daran, dass ihr Vater zwar immer viel zu tun hatte – und damals waren Praxen oft auch noch samstagsvormittags geöffnet –, aber er habe schon immer eine große Zufriedenheit ausgestrahlt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich Bruno Weil immer mehr zurückgezogen und macht nach eigenen Angaben noch eine 75-Prozent-Stelle. Wenn Julian Weil in zwei Jahren als frisch gebackener Facharzt für Allgemeinmedizin in die Praxis einsteigt, wolle er vielleicht noch mal vertretungsweise praktizieren. Die Fortführung der Praxis an der Herforder Straße ist somit gesichert – und das gibt auch Patienten eine große Sicherheit.

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