Bünder Arztpraxen nach Blitzeinschlag eingeschränkt: 1.250 Haushalte ohne Telefon und Internet

Bünde/Enger/Spenge. Das Unwetter, das am Dienstag, 12. September, über den Kreis Herford gezogen ist, hat zahlreiche Schäden hinterlassen. Die Feuerwehr rückte zu zahlreichen Einsätzen aus. Neben den Einsatzkräften sorgen Blitz und Donner auch für Aufregung bei Händlern in der Innenstadt - und zahlreichen privaten Haushalten. Das Gewitter am Dienstagmorgen hat Schäden hinterlassen, die die Betroffenen noch eine Zeit lang begleiten werden. Rund 1.250 Vodafone-Kunden in Enger, Spenge und Bünde müssen seit Dienstag auf Internet, Telefon und Kabelfernsehen verzichten. Das geht aus einer Anfrage der NW bei dem Unternehmen hervor. &bdquo;Vodafone hat seit Dienstagmorgen, 12. September, eine lokale Störung in einem sehr kleinen Teil seines Glasfaserkabelnetzes“, heißt es von einem Pressesprecher des Unternehmens. Bei bis zu 1.250 Kunden dort seien Telefon, Internet und Fernsehen &bdquo;vorübergehend ausgefallen“. &bdquo;Ursache ist ein Anbindungsfehler: Die Zufuhrstrecke, über die diese Kunden versorgt werden, ist von unserem Netz abgeschnitten“, hieß es am Dienstag von Vodafone weiter. "Die Reparaturarbeiten laufen auch am heutigen Mittwoch auf Hochtouren - unter Beachtung aller Sicherheitsvorkehrungen", heißt es von dem Unternehmen am Mittwoch. Unbekannte Dauer der Reparaturen Es stehe nun fest, dass mehrere Blitzschläge große Schäden an einer rund 20 Kilometer langen Glasfaser-Zufuhrstrecke verursacht haben. An mehreren Stellen müssen laut dem Unternehmen nun "diverse Bauteile - insbesondere Fernspeiseseweichen und Kabel - ausgebaut und durch neue Netzelemente ersetzt werden." Wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden, teilte das Unternehmen am Mittwochmorgen nicht mit. “Bis zum Abschluss der Arbeiten bittet Vodafone seine Kunden um Geduld und um &bdquo;Entschuldigung für ihre vorübergehenden Unannehmlichkeiten“. Mehr Infos zum Unwetter im Kreis Herford: Starkregen-Bilanz im Kreis Herford: Weitere Unwettereinsätze in der Nacht zu Mittwoch In Bünde waren am Dienstag auch Händler in der Innenstadt betroffen. Christian Bökenkamp, Eigentümer des Spielwarengeschäfts Hornschu, stand am Mittag mit einem Handy am Ohr vor seinem Laden in der Bismarckstraße. &bdquo;Hier muss ein Blitz eingeschlagen sein“, vermutete er. Telefon und Internet in seinem Geschäft funktionierten nicht. Zudem ist Wasser in den Keller gelaufen. &bdquo;Die Heizungsanlage ist dadurch wohl kaputt gegangen“, sagt Bökenkamp. Sein Laden hatte aber weiter geöffnet. &bdquo;Wenn ich sehe, was sonst so in der Region passiert ist, haben wir wohl noch Glück gehabt“, sagt er. Notbetrieb in Bünder Apotheke nach Blitzeinschlag Ähnliche Probleme wie Bökenkamp hatte auch Alec Schade von der benachbarten Einhorn Apotheke. Sein Laden ist telefonisch ebenfalls nicht erreichbar. Noch problematischer sei aber die nicht mehr funktionierende Internetleitung. &bdquo;Ich kann keine E-Rezepte einlösen“, sagt der Apotheker. Auch Bestellungen für Medikamente konnte er digital nicht mehr aufgeben. Er befürchtete einen großen Umsatzverlust. Immerhin das Telefonieren funktionierte so einigermaßen. &bdquo;Wir haben eine Rufumleitung auf das Handy eingerichtet“, sagte er. Mehr Schwierigkeiten machte dagegen die elektrische Eingangstür, die wohl aufgrund des Blitzschlags ebenfalls nicht mehr funktionierte. Am Mittwoch hat der Apotheker einen IT-Experten an der Hand hat, der es möglich gemacht hat, dass die Anbindung seiner Einhorn-Apotheke wenigstens eingeschränkt läuft. Bestellungen und Bestandsabfragen für Medikamente seien auch möglich. &bdquo;Es ist aber immer noch ein Notbetrieb“, so Schade. Massive Einschränkungen im Bünder Ärztehaus Vor dem Aufzug im Ärztehaus an der Bismarckstraße in Bünde steht am Tag nach dem Unwetter ein verlassener Rollstuhl. Auf einem Zettel, den jemand an die Aufzugtür geklebt hat, steht handschriftlich das Wort &bdquo;defekt“. Glücklich können sich dort aktuell die Patienten schätzen, die mobil und beweglich sind und die Treppe benutzen können, oder diejenigen, die einen Termin in der HNO-Praxis im Erdgeschoss haben. Wirklich glücklich ist mit dem Zustand aber wohl niemand, denn der Aufzug in dem Haus ist dem Blitzeinschlag am Dienstagvormittag zusätzlich zu der Telekommunikation ebenfalls zum Opfer gefallen. &bdquo;Wir müssen unsere Patienten, die die Treppe nicht so gut schaffen, unten an der Eingangstür abholen und nach der Behandlung wieder hinunterbringen“, heißt es von einer Mitarbeiterin aus einer der weiter oben im Haus ansässigen Arztpraxen. Müssen nur vorbestellte Rezepte abgeholt werden, würden diese zur Eingangstür gebracht und den überwiegend älteren Patienten übergeben. Jedenfalls, sofern das Ausstellen eines Rezepts aktuell überhaupt möglich ist. Denn das klappt je nach Arztpraxis unterschiedlich gut. Wann der Aufzug wieder funktioniert, steht noch nicht fest. Einerseits sei es möglich, Privatrezepte auszustellen, die noch auf das bekannte Papierformular gedruckt würden, erklärt ein Mediziner. Die müssten die Patienten jedoch bezahlen und gegebenenfalls später mit ihrer Krankenkasse abrechnen. Ob das die &bdquo;Gesetzlichen“ aber so einfach und unbürokratisch mitmachen, sei fraglich. Außerdem könne auch nicht jeder Patient die für manches Medikament hohen Kosten einfach mal so vorstrecken. Problem ist aber grundsätzlich, dass in einigen Praxen mit den modernen telematikfähigen Kartenlesegeräten derzeit noch nicht einmal das Einlesen der Krankenkassenkarte funktioniert, weil die Verbindung zu den Servern der Kassen unterbrochen ist. &bdquo;Ein E-Rezept ist aktuell gar nicht möglich“, heißt es aus einer der Praxen. Schon öfter Probleme mit Telematik Um zu erfahren, dass die vom Gesundheitsminister angepriesene Telematik in der Medizin &bdquo;nicht so funktioniert, wie man sich das im Ministerium erhofft, brauchte es aber nicht erst dieses Gewitter“, sagt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Christian von Heyer, der mit seiner Frau die HNO-Praxis im Ärztehaus an der Bismarckstraße betreibt. In seiner Praxis könne man mit den Krankenkassenkarten nach wie vor arbeiten und auch Rezepte ausstellen, weil dort die alten Lesegeräte noch nicht entsorgt wurden. Sie funktionieren auch jetzt. Der promovierte Mediziner sagt, dass es seit Einführung der Telematik immer wieder mal zu Problemen mit der Verbindung gekommen sei. Manchmal auch nur bei der Online-Anbindung einzelner niedergelassener Kolleginnen und Kollegen. &bdquo;Das hat schon dazu geführt, dass wir unsere alten analogen Kartenlesegerät verliehen haben, damit in anderen Praxen der Betrieb weiterlaufen konnte“, so Christian von Heyer. Seine Frau Sabine betreut neben den Patienten in der Praxis auch Seniorenheime. &bdquo;Sie hat dann immer ein mobiles Kartenlesegerät dabei, das wir hier zur Not auch einsetzen könnten“, sagt der Facharzt. Grundsätzlich, so Christian von Heyer, stehe die Ärzteschaft dem Fortschritt in Sachen Kommunikation in der medizinischen Versorgung ja offen gegenüber, &bdquo;aber hier wird einfach etwas in den Markt gepresst, von dem weder Patienten noch Mediziner wissen, wie sicher und stabil es ist“. Das würde sich aktuell wieder zeigen. Übergangslösung über Mobilfunk Laut Telekom seien Blitz- und Wasserschäden schwierig einzugrenzen und zu finden. &bdquo;Oft gibt es mehrere Schäden in einem Kabel“, so ein Unternehmenssprecher gegenüber der NW. &bdquo;Ein voraussichtliches Störungsende kann ich aktuell nicht nennen“, sagt der Sprecher. Das hänge vom Umfang des Schadens ab. Alle betroffenen Kunden würden kontaktiert werden und sollen Übergangslösungen mit Mobilfunk erhalten. Die haben einige Praxen schon in Eigenregie geschaffen und die Festnetznummer zu einem Handy weitergeleitet. Das klappt nicht in allen Fällen und oft haben die Patienten seit Dienstag nur eine Mailbox in der Leitung.

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