Seniorin aus Bünde schildert Schockanruf: "Habe jetzt Angst, wenn es an der Tür klingelt"

Bünde. In einer Wohnung in der Innenstadt klingelt das Telefon. Es schellt mehrmals, dann nimmt eine Bünderin den Hörer ab. Was sie in dem Moment nicht ahnt: Der Anruf wird das Leben der Seniorin in den kommenden Wochen auf den Kopf stellen. Ihren Namen möchte die 89-Jährige öffentlich nicht nennen. Zu viel Angst hat sie vor den Kriminellen, die sich per Telefon vor etwa zwei Wochen bei ihr gemeldet haben. An die Öffentlichkeit möchte die Seniorin mit ihrer Geschichte aber dennoch: &bdquo;Ich möchte die Leute warnen, daher melde ich mich bei Ihnen“, sagt die Rentnerin. Anruf mit zitternder Stimme Noch immer zittert die Stimme, wenn die Bünderin von dem Schockanruf erzählt. Eine Männerstimme meldet sich, als die 89-Jährige den Hörer abnimmt. &bdquo;Der Mann hat geweint und immer wieder gesagt, dass er eine Frau totgefahren hat“, sagt sie. Ein Satz brennt sich besonders in das Gedächtnis ein: &bdquo;Die Frau ist tot, die Frau ist tot.“ Das habe der Mann ihr immer wieder am Telefon gesagt. Dann wechselt der Gesprächspartner. Eine Frauenstimme sagt, dass sie Beamtin der Polizei in Bielefeld sei. Polizei und Bielefeld, die Schlagwörter sitzen bei der Seniorin, die unter Schock steht. &bdquo;In Bielefeld arbeitet mein Neffe“, sagt sie und bleibt am Telefon. &bdquo;Auch weil die Stimme angenehm klang und die Frau immer gesagt hat, dass ich ganz ruhig bleiben soll.“ "Man hat mich ausgefragt" Die 89-Jährige nennt den Namen ihres Neffen. Darauf haben die Betrüger gewartet. &bdquo;Sie haben mich dann ausgefragt und wollten viel von mir wissen: wo ich wohne und ob ich allein lebe.“ Die Bünderin antwortet und stellt Gegenfragen. &bdquo;Ich wollte wissen, ob die Frau meines Neffen benachrichtigt wurde und wie ich helfen kann“, schildert sie. Im weiteren Gespräch wird ihr gesagt, dass sich ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft bei ihr melden werde. Die Seniorin solle aber am Telefon bleiben und sich gesprächsbereit halten. &bdquo;Dann ging mir ein Licht auf“, schildert die 89-Jährige, die sich in dem Moment an die vielen Berichte über Telefonbetrug erinnert. Sie legt sofort auf und erkundigt sich bei der Polizei in Bielefeld. Eine &bdquo;echte“ Polizistin erzählt ihr, dass sie Opfer eines Schockanrufs geworden sei. Banden agieren aus dem Ausland Mit verschiedenen Telefonmaschen sollen Menschen, meist handelt es sich um Senioren, um ihr Geld gebracht werden. Die Anrufer agieren oft aus dem Ausland, zuletzt ist unter anderem in der Türkei eine Callcenter-Bande festgenommen worden. Ein aus Bremen stammender Bandenchef sitzt mittlerweile im Gefängnis. Verurteilungen nach Telefon-Betrug hat es auch schon am Landgericht Bielefeld gegeben. Zurück nach Bünde: Der Schock des Anrufs sitzt der Seniorin noch in den Gliedern. Sie verlässt ihre Wohnung und geht zu einer Nachbarin. &bdquo;Ich hatte in dem Moment richtige Herzklopfen“, erinnert sich die Rentnerin. Wenig später kommt die Polizei in die Wohnung nach Bünde. &bdquo;Die haben sich dann noch einmal alles von mir erzählen lassen“, sagt sie. Nun laufen die Ermittlungen. Bünderin will vor fieser Masche warnen Die Bünderin möchte ihre Mitmenschen vor der fiesen Masche der Betrüger warnen, auf die sie beinahe auch reingefallen wäre. &bdquo;Glücklicherweise kam es erst gar nicht dazu, dass sie mich nach Geld gefragt haben“, sagt sie. Was aber bleibt, ist die Angst vor den Kriminellen. &bdquo;Ich war ja so doof und habe ihnen viel von mir verraten“, sagt die 89-Jährige. Noch immer habe sie jetzt Angst, wenn es an der Haustür klingelt und ein Fremder vor der Tür stehe. So schnell kann sie den Anruf nicht vergessen. Auch, weil die Betrüger eine emotionale Sprache nutzen und mit den Gefühlen ihrer Opfer spielen, wie sie sagt. &bdquo;Ich hatte lange Herzklopfen. Als ich meinen Neffen später gesehen habe, war erst einmal alles in Ordnung. Aber wer ein schwaches Herz hat, der könnte bei so einem Anruf einen Herzschlag bekommen“, sagt sie.

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