Höchstes Wohngebäude in Bünde wird 50 Jahre alt

Bünde. Als die Bünder Ratsmitglieder Ende der 1960er Jahre über ein besonderes Bauvorhaben in Spradow abzustimmen hatten, waren sich Politiker und Bevölkerungen untereinander nicht grün. Ein Jahr zuvor wurden schon die kleineren Wohnblocks an der Bindingstraße gebaut. &bdquo;So ein großes Haus wollte man hier nicht. Das galt als asozial“, sagt Hausverwalter Peter Tüch. Die Fertigstellung und der Einzug der ersten Familien standen 1973 zunächst unter keinem guten Stern. So ein großes Haus. In dem eher flach bebauten Spradow galt das Haus mit 70 Wohneinheiten schon als Bausünde, da hatte dort noch nicht mal ein Bagger Erde ausgehoben. Mit den Jahren haben sich die Bünder mit dem &bdquo;Spradower Turm“ arrangiert. &bdquo;Mit asozial hatte das ja auch ganz und gar nichts zu tun“, sagt Peter Tüch im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Das hätten die Gegner damals nur behauptet, weil sie den Vergleich zu den anonymen Wohnblock-Ghettos in Berlin oder Köln zogen. In dem Block gab es aber nur Eigentumswohnungen. &bdquo;Doch kurz vor der Fertigstellung ging die Baufirma Langhorst in Konkurs“, erinnert sich Peter Tüch. Das Hochhaus war zu dem Zeitpunkt noch nicht endgültig fertiggestellt. Die ersten Bewohner zogen ein, da gab es im großen Treppenhaus noch keine Geländer. &bdquo;Aber diese Zeit schweißte die Bewohner zusammen“, sagt Tüch. Ein Zusammenhalt, der noch bis heute zu spüren sei. Nach Konkurs haben sich die Eigentümer selbst verwaltet &bdquo;Wir haben uns dann selbst verwaltet und in den ganzen fünfzig Jahren mussten wir über die zu zahlenden Nebenkosten nicht ein einziges Mal eine Mahnung an einen der Bewohner schreiben“, so Tüch. Das Hochhaus war damals ein absolutes Novum in Bünde und so manch ein Mitarbeiter in der Bauverwaltung musste sich mit den Bauvorschriften für Wohngebäude dieser Dimension erst einmal befassen. Sogar bei der Feuerwehr musste man Überlegungen anstellen, was im Falle eines Brandes zu tun ist. Eine Drehleiter kann maximal bis zu einer Höhe von 22 Metern ausgefahren werden. Für die oberen Stockwerke in dem Wohnblock reichte das nicht mehr. 22 Meter ist die Grenze, ab der bei Gebäuden andere Vorgaben gelten. Kein willkürlich gewähltes Maß also, sondern auf die Maximallänge einer Drehleiter bezogen. Sind die Gebäude höher, müssen sie über einen zweiten Rettungsweg, also ein Sicherheitstreppenhaus, verfügen. Bemerkenswert günstige Quadratmeterpreise Zu einer &bdquo;Begrüßungsparty auf höchster Ebene“ trafen sich schon Anfang Februar 1971 zahlreiche Vertreter der Stadt Bünde, der Kreissparkasse und der Stadtsparkasse im rund 190 Quadratmeter großen Penthouse oben auf dem Dach des damals neuen Hochhauses an der Bindingstraße. Mit der Feier, zu der Architekt Wilhelm Langhorst eingeladen hatte, wurde der erste Bauabschnitt der neuen Wohnsiedlung Bünde-Nord seiner Bestimmung übergeben. Aus heutiger Sicht waren die Preise ein Traum: Zwischen 750 und 850 DM pro Quadratmeter sollten die Eigentumswohnungen in dem höchsten Gebäude der Stadt damals kosten. Doch auch damals war der Preis schon bemerkenswert günstig, wie Bündes Bürgermeister Siegfried Moning fand, denn dieser Wert wurde in Ostwestfalen zu der Zeit nicht unterboten. Eine Besonderheit bei der Eröffnung war die Ausstellung des Holser Kunstmalers Wilhelm Kappelmann, dessen Bilder im Penthouse zu sehen waren. Etwas Farbe bekam auch die Fassade 2016. Seit dem ziert ein Graffiti in 3D-Optik ein Stück auf einer Seite des 14-stöckigen Gebäudes. Zu sehen sind ein roter und ein grüner Papagei. Ein Bielefelder Diplom-Designer benötigte mit einem Mitarbeiter rund 40 Stunden dafür. Am Samstag wollen die Eigentümer des Wohnhauses ab 15 Uhr den 50. Jahrestag der Fertigstellung feiern.

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