Zuletzt öfter im Bünder Land im Einsatz: Was sind die Aufgaben von "Christoph 13"?

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Das Interesse unter den Menschen an Einsätzen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei ist bemerkenswert groß. Die Neugier treibt viele nicht selten zu Spekulationen, die sich in Beiträgen in den sozialen Medien wiederfinden. Tönen Martinshörner durch die Stadt, oder sorgt Blaulicht für Aufsehen, dauert es nicht lang, bis die ersten bei Facebook und Co. nach einem möglichen Grund fragen. Landet außerdem noch ein Rettungshubschrauber, schreiben Fantasiebegabte schnell von einer &bdquo;tödlichen Katastrophe“. Und fliegt der Rettungshubschrauber dann auch noch ohne Patienten wieder weg, hat es das Unfallopfer &bdquo;wohl nicht mehr geschafft“. Doch weit gefehlt. In den vergangenen Wochen war &bdquo;Christoph 13“, der am städtischen Klinikum &bdquo;Rosenhöhe“ in Bielefeld stationierte Rettungshubschrauber, einige Male im Kreis Herford – an einem Tag sogar gleich dreimal allein im Bünder Land. Schwer verletzt waren Unfallopfer am Autohof und später am Tag an der Auffahrt zur A30. Eingangs erwähnte Reaktionen von Schaulustigen und aufmerksamen Bürgern waren inklusive. In keinem der Fälle wurde eine verletzte Person mit dem orangefarbenen Helikopter in ein Krankenhaus befördert. &bdquo;Das ist auch gar nicht unsere Hauptaufgabe“, sagte der Polizeihauptkommissar am Autohof, der während des Rettungseinsatzes kleinere Wartungsarbeiten an dem &bdquo;EC 135“-Hubschrauber vornahm. &bdquo;EC“ steht für die Herstellerfirma Eurocopter, die mittlerweile in den Airbus-Konzern aufgegangen ist. Erste Aufgabe: Den Arzt zum Patienten bringen Was aber ist die Aufgabe eines Rettungshubschraubers, wenn nicht die Mitnahme schwer- und schwerstverletzter Personen? &bdquo;In erster Linie bringen wir den Notarzt zum Patienten“, erklärt Andreas Kümer, Sachgebietsleiter für den Zivilschutz bei der Fliegergruppe der Bundespolizei. So war es an besagtem Tag auch im Bünder Land. In allen Fällen brachte &bdquo;Christoph 13“ den Notarzt ins Bünder Land, um hier vor Ort Verletzte zu behandeln. Das lässt auf den ersten Blick den Schluss zu, die notärztliche Versorgung im Kreisgebiet könnte nicht sichergestellt sein. Doch das sei &bdquo;ganz sicher nicht so“, sagt Tim Christopher Lendzian, Chefarzt im Lukas-Krankenhaus und Leitender Notarzt im Kreis Herford. &bdquo;Insgesamt sind zeitgleich vier Notärzte im Kreisgebiet im Einsatz. Einer in Bünde, einer in Spenge und zwei in Herford“, so Lendzian. Es kann zwischendurch vorkommen, dass das &bdquo;bodengebundene“ Rettungsteam vorübergehend nicht oder nicht schnell genug verfügbar ist. Dann entscheidet die Leitstelle, den Rettungshubschrauber aus Bielefeld zu rufen, um eine Notfallmedizinerin oder einen Notfallmediziner auf dem schnellstmöglichen Weg zur Unfallstelle zu bringen. Somit ist &bdquo;Christoph 13“ quasi ständig auch in die Alarmierung im Kreis Herford eingebunden – und darüber hinaus. &bdquo;Manchmal braucht man ihn im Kreis Herford drei Wochen gar nicht und dann wieder zweimal an einem Tag“, so Tim-Christopher Lendzian. Hubschrauber decken Radius von 70 Kilometern ab &bdquo;Grundsätzlich haben Rettungshubschrauber einen Einsatzradius von 70 Kilometern“, sagt Andreas Kümer von der Bundespolizei. Es gibt innerhalb Deutschlands aber Überschneidungen in den Einsatzbereichen. So kam es auch schon vor, dass &bdquo;Christoph 4“ aus Hannover im Kreis Herford landete. Rettungshubschrauber hatten es im Zivilschutz zunächst nicht leicht. Vor etwas mehr als fünfzig Jahren ging &bdquo;Christoph 1“ in München an den Start. &bdquo;Seitdem wird der Arzt auf dem schnellsten Weg zum Patienten gebracht“, so Kümer weiter. Als Anfang der 1970er Jahre deutschlandweit noch rund 20.000 Unfalltote jährlich im Straßenverkehr gezählt wurden, waren die schnellen Helikopter auf den ersten Blick ein gutes Einsatzmittel. Doch unter den Rettungsorganisationen herrschte durchaus Konkurrenz. Das sei laut Kümer damals sogar soweit gegangen, dass die, die zuerst an der Unfallstelle waren, den Patienten schnell im eigenen Fahrzeug verstaut und versteckt hätten, um ihn ins nächstgelegene Krankenhaus zu transportieren, als sie den Rettungshubschrauber in der Luft hörten. &bdquo;Nur die, die den Verletzten im Krankenhaus abgeliefert haben, bekamen den Einsatz auch bezahlt“, erläutert der Sachgebietsleiter aus der Geschichte des Rettungsdienstes. Später wurden die Abrechnungsmodalitäten dann geändert. Dass mit den Jahren die Zahl der Unfalltoten zurückgegangen sei, hätte so manchen Entscheidungsträger laut Kümer dazu gebracht, die Notwendigkeit der Rettungshubschrauber in Frage zu stellen. Dass dieser Effekt aber vielleicht nicht nur mit dem Einführen des Sicherheitsgurts im Auto, sondern mit der nun schnellen Hilfe am Unfallort zusammenhängt, kam ihnen erst später in den Sinn. Wieso eigentlich "Christoph"? Dass mittlerweile immer weniger Patienten mit einem Rettungshubschrauber aus dem Kreis Herford heraus transportiert werden, hängt laut Intensivmediziner und Notarzt Tim-Christopher Lendzian damit zusammen, dass es nur noch wenige Gründe dafür gibt, da sogar neurologische Verletzungen am Gehirn zum Beispiel im Klinikum Herford versorgt werden könnten. &bdquo;Ausnahmen sind Patienten mit schweren Brandverletzungen, die zum Beispiel in eine Spezialklinik nach Hannover geflogen werden“, so Lendzian. Insgesamt gibt es bundesweit fast 80 &bdquo;Christophs“ im Einsatz. Zwölf davon gehören zum Bundesministerium des Innern – also der Bundespolizei. Weitere werden vom ADAC, der Deutschen Luftrettung (DRF – Deutsche Rettungsflugwacht) und weiteren zivilen Organisationen betrieben. Hinzu kommen noch die SAR-Hubschrauber der Bundeswehr. Dass die fliegenden Rettungsfahrzeuge &bdquo;Christoph“ genannt werden und vorwiegend nach Unfällen im Straßenverkehr zum Einsatzkommen, hängt damit zusammen, dass der heilige Christopherus der Schutzpatron der Reisenden ist. Und wenn in Bünde ein Rettungshubschrauber im Else-Stadion neben dem Steinmeisterpark landet, bedeutet das in aller Regel, dass dort ein Notarzt vom Bünder Rettungsdienst abgeholt wird. Denn das Else-Stadion dient hierzu als so genannter &bdquo;Rendezvouspunkt“. Es muss also nicht zwangsläufig jemand in Lebensgefahr schweben, wenn &bdquo;Christoph 13“ irgendwo im Bünder Land einschwebt.

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