Nach vermutlicher Brandstiftung: So lief die Versteigerung des bekannten Bauernhauses in Bünde

Bünde. Erst fängt es schleppend an und dann geht es plötzlich ganz schnell. Gleich der erste Bieter legt das Mindestgebot auf den Tisch, knapp 164.000 Euro gilt es zu überbieten. Der Verkehrswert des Objektes liegt bei 431.053 Euro. Werden die anderen Bieter mitbieten? Kann der Eigentümer mit noch mehr Geld rechnen? Der Eigentümer ist in diesem Fall eine Erbengemeinschaft. Über 20 Personen streiten sich seit etwa vier Jahren darüber, was mit dem landwirtschaftlichen Anwesen in Ahle passieren soll. Zu einer friedlichen Einigung ist es nicht gekommen. Somit kommen das Bauernhaus aus den 40er Jahren, das 3,7 Hektar große Land das zum größten Teil als landwirtschaftliche Nutzflächen gekennzeichnet ist, und die knapp 50.000 Euro Grundschulden nun unter den Hammer. Das Geld, das am Ende dabei herumkommt, soll unter den Erben aufgeteilt werden. Wie, das ist nicht Bestandteil des heutigen Termins. Fünf Bieter geben ein Gebot ab Nicht alle Erben sind zu der Versteigerung in der Gaststätte Erdbrügger gekommen. Die, die aber da sind, warten gespannt, ob sich noch weitere Bieter aus der Menge erheben. "Trauen Sie sich ruhig", sagt die Rechtspflegerin vom Bünder Amtsgericht, die die Versteigerung leitet. Es finden sich etwa fünf Bieter, die nach und nach an den Tisch treten, ein Gebot abgeben und eine Sicherheit hinterlegen. Darunter auch ein junges Paar. Es bietet knapp 190.000 Euro und hinterlegt die Firma des Mannes als Sicherheit. Ob das Gebot reichen wird? Es sei zu beachten, dass die Grundschuld, die noch auf dem Objekt liegt, also etwa 50.000 Euro, oben auf den Betrag mit drauf kommen, erläutert die Rechtspflegerin. Auch die Leitungsrechte, die einst mit Westfalen Weser Netz abgeschlossen wurden, bleiben erhalten. Dafür sollte der neue Eigentümer noch einmal 400 Euro zahlen. Das und was aus dem Gutachten zu dem Objekt zu entnehmen sei, das öffentlich bekannt gemacht worden war, seien die Tatsachen. Mehr könne sie auch nicht sagen. "Das ist die Natur der Zwangsversteigerung. Man kauft die Katze im Sack." Erbengemeinschaft konnte sich nicht einigen Die vermutliche Brandstiftung an dem Haus, die die Polizei im vergangenen Jahr beschäftigt hat, wird während der gesamten Veranstaltung nicht erwähnt. Im Juli 2022 wollten Unbekannte die Garage des Hauses und die anliegende Scheune anzünden. Nur durch den Eigentümer, einen der Erben, konnte Schlimmeres verhindert werden, gab die Polizei bekannt. Er hätte beim Betreten der Garage das Benzin gerochen und anschließend die Polizei informiert. Zu einem Brand kam es aber nicht. Gefunden wurden die Schuldigen bis heute nicht. Auch zu dem Motiv der versuchten Brandstiftung konnte damals nur gemutmaßt werden. Fest steht, dass die etwa 20 Erben sich knapp vier Jahre lang in einem Streit wegen des Erbes befunden hatten. "Es gab immer zwei bis drei Leute, die sich quer gestellt hatten", sagt eine der Erbin auf Nachfrage. Sie ist froh, dass dieses Problem, das sie so lange nun belastet hatte, aus der Welt geschafft wird. Das Objekt wird für 330.000 verkauft Die Mindestgebotszeit ist erreicht. Jetzt darf kein neuer Bieter mehr dazu kommen. Fünf Interessenten sind noch im Spiel. Das Gebot liegt bei 200.000 Euro. "Wer bietet mehr?", fragt die Rechtspflegerin. Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Ein Mann aus Rödinghausen erhöht gleich um 10.000 Euro. Er erhält einen anerkennenden Pfiff aus dem Publikum. "Zum zweiten..." Das junge Pärchen ist raus. Weitere zwei Bieter sind noch im Rennen. In 5.000 Euro-Schritten geht es voran. Drei Hände schnellen abwechselnd nach oben. "330.000 Euro", sagt der Mann aus Rödinghausen. Zum Zweiten, zum Dritten - verkauft! Den Erben ist anzuerkennen, dass sie zufrieden sind. "Es hätte mehr sein können", sagen sie, aber es ist vorbei. Der neue Besitzer scheint ebenfalls glücklich, den Zuschlag erhalten zu haben. Er will dem Anwesen eine zweite Chance geben. Das Bauernhaus soll saniert und später vermietet werden. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen will er "beackern", sagt er.

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