Wetterballon von Bünder Gymnasium fliegt in die Stratosphäre

Bünde. Manche Schulprojekte gehen weit über die Befugnisse einer Schulleitung hinaus und bedürfen der Expertise von externen Spezialisten und der Sondergenehmigung von Behörden, mit denen eine Schule üblicherweise nicht viel zu tun hat. Am Gymnasium am Markt können Schüler und Lehrer davon spätestens seit Ende Oktober ein Lied singen. Dann sollte zum ersten Mal ein Wetterballon vom Schulgelände starten und – neben verschiedenen Messungen – die Landschaft aus einer Höhe von bis zu 40 Kilometern fotografieren. Das Vorhaben platzte Minuten vor dem geplanten Start. Doch das wurde kurz vor den Winterferien nachgeholt. &bdquo;Je höher man fliegt, desto kälter wird es.“ Eine Aussage, die nur bis zu einer Höhe zwischen 10.000 und 12.000 Metern Gültigkeit hat. Doch es macht einen Unterschied, ob man das im Unterricht lediglich gehört oder gelesen hat, oder ob man als Schüler selbst einmal Messinstrumente bis in diese Höhen und weiter darüber hinaus geschickt hat, um zu sehen, was sie anzeigen und was letztlich auch mit Flüssigkeiten in diesen Höhen passiert. Noch spektakulärer dürften allerdings die Foto- und Filmaufnahmen sein, die die Kameras liefern, die sich in einer Box unterm Heliumballon befinden. Ein Projekt mit dem Verein Experimint hat das zuletzt am Gymnasium am Markt (GaM) möglich gemacht. In vier Stunden auf über 30 Kilometer Etwa 150 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge sieben bis neun stehen Ende Oktober auf der Rasenfläche hinter der GaM-Sporthalle und warten gespannt auf den Start des Ballons, der mit gut 2.800 Litern Helium gefüllt ist. Geplant ist, dass der Ballon die kleinen Action-Kameras, die Messinstrumente und den GPS-Sender innerhalb von drei bis vier Stunde auf eine Höhe zwischen 30.000 und 40.000 bringt. Man sei dann zwar noch nicht im Weltall angekommen, erklärt Marvin Rissiek, Geschäftsführer der Firma Stratoflights, aber auf dem besten Weg dorthin. Stratoflights kooperiert mit dem Verein Experimint und führt unter anderem an beteiligten Schulen und auch bundesweit für Firmen Ballonstarts durch, die ihre Produkte vor der Kulisse des Übergangs von Erde und Weltall fotografieren lassen wollen. Am kältesten ist es mit 52 bis 60 Grad Celsius unter Null in der Zone, in der sich auch die Passagierflugzeuge bewegen: zwischen 10.000 und 12.000 Meter. Darüber wird es schon wieder wärmer – bis zum Gefrierpunkt. Für die Elektronik ist das eine enorme Belastung. Spannend wird aber noch einmal zum Abschluss eines solchen Projekts – nämlich dann, wenn der Ballon weit über der Marke von 30.000 Metern platzt und die Styroporbox inklusive Kameras, Messinstrumenten und GPS-Sendern an einem Fallschirm wieder zu Boden sinkt. Das kann laut Marvin Rissiek schon mal in einer Entfernung von 180 Kilometern sein. Nur zweimal von etwa 500 Starts haben sie die Box nicht mehr gefunden. Eigene Ergebnisse merkt man sich besser Während Ende Oktober alle Beteiligten schon ihre Smartphones gezückt hatten, um den Start zu filmen, telefonierte Rissiek angespannt mit einem Kollegen im Büro, der mitteilt, dass die zuständige Bezirksregierung Münster den Start untersagt hat. Grund dafür seien Abstimmungsprobleme. Doch schon zu dem Zeitpunkt steht fest, dass der Start nicht abgesagt, sondern nur verschoben ist. Wie kurzfristig ein Zeitfenster für den Start eines Wetterballons genehmigt wird, erfuhr das Gymnasium am Markt und die Projektgruppe der Siebt- bis Neuntklässler dann kurz vor den Winterferien. Am 13. Dezember holte das Stratoflights-Team das Vorhaben mit den Schülern nach. Die Schulleitung selbst erfuhr das erst an dem Morgen. Zwar war das Wetter nicht so schön wie noch an jenem ursprünglich geplanten Starttag Ende Oktober, doch die Ergebnisse überzeugten. Im Bild sind Reagenzgläser vor der gekrümmten Erdoberfläche zu sehen, die von den Schülern mit unterschiedlichen Flüssigkeiten gefüllt wurden. Laut den GPS-Daten erreichte der Ballon die Höhe von 32.645,80 Metern und wurde durch die Höhenwinde auf eine Geschwindigkeit von 97,4 km/h beschleunigt. Die kälteste Außentemperatur betrug minus 53,2 Grad Celsius und der Druck, bei dem der Ballon schließlich platzte, lag bei 1,5 Hektopascal (hPa). Zum Vergleich: Der Druck auf Meereshöhe liegt im Durchschnitt bei 1.013 hPa. Werte, die die Schüler, die am Projekt teilgenommen haben, wohl so schnell nicht vergessen werden – weil sie sie selbst gemessen haben.

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