Junge Aufpasser in überfüllten Bünder Schulbussen

Bünde. Gedrängel, Schubsen, Beschädigungen und Auseinandersetzungen sind in Schulbussen an der Tagesordnung. Jüngere Schüler sind dabei oft Opfer der älteren Mitschüler. Um dem entgegenzuwirken und in Bussen für Ruhe zu sorgen, gibt es seit einigen Jahren das Projekt der &bdquo;Busbegleiter“. Für dieses Projekt des Vereins &bdquo;Up to you! Bus und Bahn machen Schule“ haben sich 19 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Jahrgänge der Erich-Kästner-Gesamtschule (EKG), der Realschule Bünde-Nord und des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums (FvSG) bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen. Sie wurden vom Verein und der Polizei ausgebildet und haben dafür unterschiedliche Motivationen. An zwei Tagen lernten die Freiwilligen, wie sie sich durchsetzten können um den Jüngeren zu helfen. Denn die seien oft die Leidtragenden in den Schulbussen. Aus eigenen Erfahrungen können die neuen Busbegleiter von diesen Problemen berichten. &bdquo;Es geht immer darum, wer als erstes kommt“, berichtet ein Schüler, um auf das Thema &bdquo;Gedrängel und Geschubse am Einstieg“ aufmerksam zu machen. Eine andere Schülerin berichtet, dass an den Bushaltestellen öfters geraucht werde. Sie sagt: &bdquo;Es ist unangenehm, wenn man selbst oder auch die jüngeren Schüler den Qualm der Zigaretten abbekommen.“ Doch nicht nur der Einstieg an den Haltestellen ist mit Problemen behaftet, sondern auch der Ausstieg. Den Kleinen werden falsche Haltestellen genannt So hat eine der Teilnehmerinnen in der Vergangenheit folgende Beobachtung gemacht: &bdquo;Ältere Schüler haben sich den Spaß gemacht und den kleinen Fünftklässlern falsche Haltestellen zum Aussteigen genannt, so dass diese einen weiteren Weg zu gehen hatten.“ Erfahrungen dieser Art haben sie dazu bewegt, bei den Busbegleitern mitzumachen. Ein anderer Schüler erklärt, dass sich viele der Kleineren sich erst gar nicht hinsetzten würden. &bdquo;Sie haben Angst, in den überfüllten Bussen nicht mehr rechtzeitig zu Tür zu kommen, um auszusteigen.“ &bdquo;In Rollenspielen wurde geschult wie man helfen kann, ohne sich selber in Gefahr zu bringen“, sagt Sandra Dick vom Verein &bdquo;Up to you!“ &bdquo;Auch wie die Schüler in den Situationen richtig kommunizieren haben wir geübt“. Kleinere kommen im Bus nicht rechtzeitig zur Tür Dass die Busse stark frequentiert sind, war den beteiligten Schulleitungen bewusst, nicht aber, dass sie dermaßen überfüllt sind, dass besonders die jüngeren Schülerinnen und Schüler an einer Haltestelle nicht rechtzeitig zu Tür kommen. Ob es aber Abhilfe gibt, indem mehr Busse eingesetzt werden, ist noch fraglich, denn das ist für die Busunternehmen auch ein Kostenfaktor – zumal viele Busse keine reinen Schulbusse sind, sondern im Rahmen des ÖPNV auch andere Fahrgäste befördern. Die Verantwortung der Busbegleiter ist nicht ohne und auch keine Sache von wenigen Minuten in einem Schulbus. Die Touren dauern vom Schulzentrum Nord bis in andere Stadtteile oder gar nach Kirchlengern und Rödinghausen gut und gern bis zu einer Stunde oder länger. &bdquo;Wichtig ist“, so Sandra Dick, &bdquo;dass sich die Schulbusbegleiter nicht selbst in Gefahr begeben.“ Sie sollen in Konfliktsituationen deeskalierend handeln und dabei sicher auftreten. Das bekräftigte auch Polizistin Andrea Kumpert. Sie ist Verkehrssicherheitsberaterin der Kreispolizeibehörde Herford und hat die Jugendlichen mit ausgebildet. Kumpert lobte die Schülerinnen und Schüler für ihr bedachtes Handeln und ihr soziales Engagement. Finanzen sind für eine Lösung zu knapp Letztlich lässt sich die Verantwortung für einen geordneten Schulweg aber nicht auf die jungen Busbegleiterinnen und -begleiter abwälzen. Da sind sich alle Beteiligten einig. Der Schulweg und der Busverkehr seien aber in Bezug auf die Aufsicht eine Grauzone. &bdquo;Sie unterliegen nicht mehr der jeweiligen Schule“, sagt Guido Broziewski Blomenkamp, Leiter der Realschule Bünde-Nord. Er bekomme regelmäßig Anrufe von Eltern, deren Kind Probleme im Bus hatte. Laut Broziewski Blomenkamp scheitere es dabei aber auch an den Finanzen. Dennoch will er sich für eine Lösung stark machen. Die neuen Busbegleiter haben jetzt ihre Zertifikate erhalten und einen Ausweis, den sie in den Bussen offen tragen sollen, damit sie besonders von den jüngeren Mitschülern als Ansprechpartner in Problemsituationen erkannt werden.

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