Zehn Männer überfallen Arbeiter: Erinnerungen an Blut-Tat von Bünde kommen wieder

Bünde. Am frühen Dienstagabend versucht eine Gruppe von zehn dunkel gekleideten Männern, das Fenster eines Hauses an der Wichernstraße aufzubrechen. Der erste Versuch scheitert. An der Haustür sind die Männer erfolgreicher: Sie dringen in das Gebäude ein, schlagen einen Bewohner und verletzen ihn im Gesicht. Dem 46-Jährigen werden Ausweise und das Handy abgenommen. Anschließend flüchtet die Gruppe und ist seitdem spurlos verschwunden. Das Vorgehen weckt Erinnerungen an eine Blut-Tat in Bünde, bei der ein 49-Jähriger aus Moldawien im Mai 2021 nur 500 Meter Luftlinie entfernt brutal getötet worden ist. Sein Sohn (damals 20) wurde in der Nacht des 9. Mai des vergangenen Jahres schwer verletzt, unter anderem wurden ihm beide Arme gebrochen. Beide Männer stammten aus Moldawien, reisten aber illegal nach Deutschland ein. &bdquo;Sie hatten sich rumänische Pässe besorgt, um in Deutschland arbeiten zu können“, erklärte Staatsanwalt Christoph Mackel damals. Die gefälschten Pässe waren nach Ansicht der Ermittler das Motiv für das Tötungsdelikt. Denn bei dem mutmaßlichen Auftraggeber handelt es sich laut den Ermittlungen um einen sogenannten &bdquo;Arbeitsvermittler“, der moldawische Arbeitskräfte nach Deutschland beziehungsweise in die EU lotst. Wie Mackel berichtete, haben sich jedoch der Vater und sein Sohn selbst einen rumänischen Pass besorgt – ohne zutun des &bdquo;Arbeitsvermittlers“. Getötet wegen fehlender Provision Dadurch sei dem Mann aus Moldawien wohl die Provision durch die Lappen gegangen. Ein Zeuge wird später berichten, dass die nach Deutschland &bdquo;geschleppten“ Arbeiter eine Provision von 100 Euro monatlich überweisen müssen – für Moldauer Verhältnisse ist das ein Fünftel des durchschnittlichen Monatslohns. Als der &bdquo;Vermittler“ von der Reise der beiden Männer Wind bekam, habe er die Schläger zum Vater und zum Sohn geschickt. Ermittler sprechen später von einer Brutalität am Tatort, die selbst erfahrene Polizisten noch nicht gesehen hatten. Spielen bei der Tat am Dienstagabend auch osteuropäische Banden eine Rolle? Aus Reihen der Polizei ist zu hören, dass das Motiv für den Angriff in der Wichernstraße ebenfalls im Milieu osteuropäischer Banden liegen könnte. Die Umstände und das Umfeld des Opfers sollen darauf schließen lassen. Bei dem Opfer soll es sich um einen Arbeiter aus Serbien handeln, der aber offiziell in Bünde gemeldet ist. In dem Haus an der Wichernstraße habe er mit einem weiteren Arbeiter gewohnt. Dieser soll am Tatabend nicht zu Hause gewesen sein. Offiziell bestätigt die Polizei Herford, dass es sich beim Tatort um ein Haus handelt, &bdquo;in dem sich reisende Arbeiter aufhalten“, wie Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier erklärt. Bei den Tätern, die mit etwa zehn Personen am frühen Dienstagabend in das Haus eingedrungen sind, soll es sich um Osteuropäer im Alter von 17 bis 20 Jahre handeln. Das haben ersten Zeugenaussagen ergeben. Mehr ist zu den Männern derzeit nicht bekannt. Die Polizei ermittelt Inwieweit die Täter und das Opfer sich kannten, ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen. Diese gestalten sich für die Polizei bei Fällen wie diesen als schwierig. Wie aus Polizeikreisen zu hören ist, schweigen viele Opfer: aus Angst vor den Tätern oder weil sie selbst in kriminelle Machenschaften verwickelt sind. Oft werde selbst bei brutalen Taten mit schweren Verletzungen gar nicht erst die Polizei gerufen. Die Arbeiter sind oft sehr vorsichtig, wollen bei Behörden nicht auffallen. &bdquo;Ohne die Zeugin hätte den Vorfall wohl niemand der Polizei gemeldet“, heißt es aus Polizeikreisen. So war es auch beim Tötungsdelikt in der Pestalozzistraße. Im Vorfeld des tödlichen Angriffs vom Mai 2021 hatte eine Schlägertruppe, bewaffnet mit Eisenstangen, den Vater und seinen Sohn schon einmal in einer Unterkunft an der Holzhauser Straße aufgesucht. Beide Männer wurden dabei zum Teil schwer verletzt, informierten aber nicht die Polizei. Um sich vor dem Gangster aus ihrem Heimatland zu verstecken, wechselten sie ihre Unterkunft und zogen in die Pestalozzistraße um. Dort verriet sie ein Bekannter während eines Telefongesprächs. Ein Verrat, der tödlich endete. Die Polizei bittet weitere Zeugen, die Angaben zu den bisher unbekannten Tätern machen können, sich unter Tel. (0 52 21) 88 80 zu melden.

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