Trotz Kritik: Kein Radfahrstreifen auf der Brunnenallee

Bünde. Eine zweite Großbaustelle in Bünde jetzt Geschichte. Nach drei Jahren Bauarbeiten auf der Ernst-Reuter-Straße, wird nach mehr als zwei Jahren nun auch die Brunnenallee fertig. Etwas Farbe fehlt noch auf der Straßenoberfläche. Der ADFC und weitere Bürger, die regelmäßig das Fahrrad nutzen, stutzten schon im Frühjahr, als sie sahen, dass besonders im oberen Bereich der Brunnenallee kaum noch Platz für Radfahrschutzstreifen vorhanden ist. Die Pläne haben sich erst in den vergangenen Wochen geändert. Vor der Sanierung der Brunnenallee befanden sich an der Straße noch rot markierte Streifen, die den Bereich für Radfahrer markierten. Aus Sicht der Stadtverwaltung galten diese jedoch als unsicher. Karsten Unger nannte jetzt bei einem Ortstermin die Gründe: "Die Streifen waren unsicher, weil sie mit 1,50 Meter zu schmal waren und parkende Fahrzeuge nicht selten zu weit rechts standen. Außerdem entspricht das nicht mehr dem aktuellen Regelwerk, da diese Streifen eine Breite von 1,85 Meter haben müssen und an diesen Stellen ein generelles Halteverbot gelten muss." Ganz nebenbei sei das Parken 1,50 Meter vom Fahrbahnrand entfernt für viele Autofahrer irritierend gewesen. Außerdem, so Unger, hätten der gerade Spurverlauf und das freie Sichtfeld früher für höheres Tempo des Autoverkehrs gesorgt. Abstand beim Überholen wird ohne Markierung eher eingehalten Anfang des Jahres befürchteten bereits die ersten Bürger, dass die Radfahrschutzstreifen entfernt werden, da die "multifunktionalen Blumenbeete" am Fahrbahnrand direkt auf diese Streifen gebaut wurden. Damals hieß es noch, dass die noch vorhandene Markierung nichts mit der eigentlichen Planung zu tun hatte. Die Stadt erklärte noch im Januar auf NW-Nachfrage: "Der Radfahrschutzstreifen wird beidseitig in die jeweilige Fahrtrichtung über die gesamte Brunnenallee geführt. Der neue Fahrbahnrand, auf der Seite der Anpflanzungen, verläuft gerade in einem Abstand von 50 Zentimetern vor den neuen Baumscheiben und Stellplätzen. Die Radfahrer müssen beim Befahren in eine Richtung auch nicht die Straßenseite wechseln." Doch nun gibt es tatsächlich auch keine neuen Fahrbahnmarkierungen für Radfahrer. "Neue Markierungen hätten keinen Sinn gemacht", sagt Karsten Unger und zieht Vergleiche zur Elsestraße, wo die Streifen entfernt wurden - zum Schutz der Radfahrer. Unger: "Diese Radfahrstreifen suggerieren den Autofahrern, dass zu Radfahrern ein ausreichender Abstand besteht, so lange sich die Radler innerhalb dieser Markierung befinden. Die Erfahrung zeigt, dass Autofahrer zu Radfahrern dann beim Überholen weniger Abstand halten als die vorgeschriebenen 1,50 Meter. Ohne Radfahrschutzstreifen ist das anders." Dann, so Unger, werde der Abstand eher eingehalten. Künftig parken Autos in Buchten an der Brunnenallee. In einem Abstand von 75 Zentimetern zur Fahrbahnmitte werden durchgezogene Linien auf die Fahrbahnoberfläche angebracht, um Radfahrern einen Sicherheitsabstand anzuzeigen, damit sie nicht mit Fahrzeugtüren kollidieren, die geöffnet werden. Karsten Unger erklärt zudem, dass die wechselseitigen Parkbuchten und "multifunktionalen Blumenbeete" eine aufgelockerte Begrünung der Brunnenallee möglich mache und zudem die Geschwindigkeit des Verkehr gesenkt werde. Kritik kommt vom ADFC Schutzstreifen könnten laut Unger auf der Brunnenallee nur das absolute Mindestmaß von 1,25 Meter bekommen. Er zieht das Fazit: "Von einer Kombination von Schutzstreifen mit Mindestmaßen mit der Mindestfahrbahnbreite ist aus Gründen der subjektiven und objektiven Sicherheit von Radfahrern abzusehen." Der Verzicht auf die Markierung biete dem Radfahrer laut Stadtverwaltung sogar die Möglichkeit, "sich mit komfortablem Abstand zu parkenden Fahrzeugen auf der Straße fortzubewegen. Der Pkw-Fahrer hingegen werde die nach der Straßenverkehrsordnung geltenden Überholabstände von mindestens 1,50 Meter "instinktiv eher einhalten". Karsten Unger: "Um dem Radverkehr die Fahrspuren von Hindernissen freizuhalten, werden wir gegenüber der Parkbuchten ein generelles Halteverbot anordnen." Einzige Ausnahme bildet der Bereich am Lukas-Krankenhaus: "Hier ist die Brunnenallee wesentlich breiter, so dass wir dort auch Radfahrstreifen anbringen werden", so Karsten Unger. Der ADFC und Radfahrer generell kritisieren das Vorgehen, die Brunnenallee ohne Radfahrschutzstreifen anzulegen. Der ADFC forderte bereits im März 2019, bei der Sanierung der Brunnenallee auch die Radfahrstreifen neu anzulegen.

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