Starkregen in Bünde: Karte zeigt, welche Gebiete besonders gefährdet sind

Bünde. Der Starkregen, der im Juni des vergangenen Jahres zahlreiche Keller und Tiefgaragen in Bünde geflutet hat, ist vielen Einwohnern noch gut in Erinnerung. Besonders im Bereich Hunnebrock waren viele Bürger betroffen. Der Schaden, den das Wasser verursacht hat, ging in die Millionenhöhe. Aber auch in Ennigloh gab es Einsätze der Feuerwehr, zudem stand der Bahnhofstunnel unter Wasser. Doch was würde passieren, wenn das ganze Stadtgebiet von einem extremen Starkregen getroffen wird? Das haben Experten jetzt simuliert. Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (Vermessungswesen) hat erstmals eine Karte für NRW veröffentlicht, in der alle Hausbesitzer die Starkregen-Risiken für ihr Eigentum erkennen können. Eine Simulation geht von einem Niederschlag von 90 Litern pro Quadratmetern aus. Eine Wassermenge, die in etwa auch im Juni auf Teile der Stadt heruntergekommen ist. &bdquo;Am 5. Juni kamen bei den starken Gewitterregenfällen 70 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter runter. Das war schon außergewöhnlich“, erklärte der Wetterexperte Friedrich Föst zuletzt gegenüber der NW. Die Berechnungen der Experten zeigen, dass bei einem großflächigen Starkregenereignis weit mehr Teile von Bünde als im Sommer 2021 vom Wasser überflutet werden würden. Weite Teile von Hunnebrock unter Wasser Laut der Simulation, die bereits seit Oktober des vergangenen Jahres für jeden Bürger kostenlos im Netz abrufbar ist, würden bei erneutem Starkregen wieder Teile von Hunnebrock durch das Wasser des Strangbachs überflutet werden. Wie in der Realität im Juni des vergangenen Jahres würde das Hochwasser besonders die Bewohner der Straße Am Strangbach, der Engerstraße und der Kurt-Schumacher-Straße treffen. Die Simulation geht von Wasserhöhen bis zu zwei Metern aus. Ebenfalls von Hochwasser geschädigt würden nach der Simulation Anwohner im Innenstadtbereich. So würde der Butterbach durch den Starkregen über die Ufer steigen und im Bereich des Südrings, der Wiesenstraße, der Winkelstraße, der Bachstraße und der Klinkstraße Wasserhöhen von bis zu einem Meter erreichen. Gleiches gilt für den Bereich rund um die Gerhard-Hauptmann-Straße sowie der Wasserbreite, wo die Else einen größeren Bereich überfluten würde. Auch der Bahnhofstunnel, wie im vergangenen Jahr geschehen, würde laut der Simulation erneut unter Wasser stehen. Schäden auch in Ennigloh Laut den Berechnungen könnte der Starkregen auch in Ennigloh Schäden anrichten. Für den Bereich Parkstraße, Bültstraße, Baßumer Straße und Uhlendiekstraße geht die Simulation an einigen wenigen Stellen sogar von Wasserhöhen im Bereich von zwei bis vier Metern aus. Möglicherweise könnten auch Teile der dort entlang führenden Bahnlinie beschädigt werden. Auch in Spradow wäre mit Schäden durch Starkregen zu rechnen. Durch Hochwasser im Ostbach und im Eselsbach könnten Häuser der Zitternstraße, der Straße Im Südbrock und an der Hans-Sachs-Straße geflutet werden. Hochwasser würde zudem auch kleine Teile von Bustedt, Werfen, Ahle und Randringhausen treffen. Was zu beachten ist: Bei der Starkregenkarte nehmen die Experten theoretische Katastrophenszenarien in den Blick. Die Kartenmacher haben sie entworfen, weil sie es am Computer überall gleichzeitig, heftig und ausdauernd regnen lassen können. Das Ergebnis ist eine Simulation, die die schlimmsten Auswirkungen wie einen Schnappschuss abbildet. Die Karte zeigt die Katastrophe quasi auf ihrem Scheitelpunkt und gibt damit den möglicherweise entscheidenden Hinweis zum Starkregen-Risiko mit maximalen Wassertiefen und höchsten Strömungsgeschwindigkeiten. Das Bundesamt liefert dafür zwei Szenarien: eins für den seltenen Starkregen und eins für extremen Starkregen, bei dem sogar deutlich mehr als 90 Liter Wasser in der Stunde auf einen Quadratmeter fallen. Bei der Ahrtal-Katastrophe sind stellenweise sogar 150 Liter Regen gemessen worden. Die Karte der Regenmacher vom Bundesamt zeigt aber nicht jedes Detail, auch wenn die Berechnungen bis auf einen Quadratmeter genau sind. Manche Durchlässe in den Bahndämmen sind womöglich größer – oder enger – als in der Computersimulation angenommen. Nicht berücksichtigt sind zudem Renaturierungsmaßnahmen, die in der Vergangenheit aufgrund von Erfahrungen durch Hochwasser im städtischen Bereich durchgeführt worden sind. Einige Bäche haben längst mehr Spielraum bekommen als in der Simulation angenommen. Wichtige Informationsquelle für die Einwohner Die Karte liefert insgesamt jedoch Hinweise auf Risikogebiete und kann besonders für Hausbesitzer eine wichtige Informationsquelle sein, um das Eigentum zu schützen. Eine Verpflichtung zu Schutzmaßnahmen ergibt sich aber nicht daraus. Allerdings tragen Eigentümer Verantwortung für ihre Grundstücke. Sie können anhand der Karte jetzt selbst im Internet prüfen, wie hoch ihr Starkregenrisiko ist und ob sie eine wasserdichte Kellertür einbauen, Sandsäcke für den Fall der Fälle vorbereiten oder eine Elementarversicherung abschließen. Versicherungsagenten werden wohl ebenso wie Hauseigentümer auf das öffentliche Kartenmaterial schauen, was womöglich dazu führt, dass einige Hauseigentümer oder solche, die es werden wollen, gar keine Versicherungspolicen für Starkregengefahrengebiete abschließen können. Hier geht es zur Starkregenkarte

Meistgelesen