Diese Ausstellung will provozieren

Bünde. Michael Strauß zeigt auf einen Beutel, der auch in vielen Bünder Tiefkühltruhen liegt. Die Zutaten des Essens, das in der Pfanne erhitzt wird und in wenigen Minuten auf dem Tisch steht, kommen aus der ganzen Welt. &bdquo;Der Brokkoli stammt zum Beispiel aus Ecuador“, sagt der Museumsleiter und schüttelt mit Blick auf die langen Transportwege den Kopf. Der Beutel ist Teil einer Doppel-Ausstellung unter den Namen &bdquo;Unser Planet, unsere Regeln“ und &bdquo;Geliebt, gequält, gegessen“, die sich mit dem Raubbau des Menschen an der Natur beschäftigt. Doch was möchte Michael Strauß den Besuchern eigentlich präsentieren? Konkret hat der Museumsleiter 20 Regeln aufgestellt, nach denen der Mensch die Erde ausbeutet. Zuvor hat er sich lange wissenschaftlich mit den Themen Umwelt und Natur oder auch Ernährung und Energie beschäftigt. Eine der Regeln lautet: &bdquo;Der Mensch hat das Recht, die Natur in einzelnen Teilen oder ihrer Gesamtheit zu verändern oder zu zerstören, wenn diese nicht den Wünschen der Menschen entspricht.“ Der Mensch als Zerstörer. Das sitzt. Seine Regeln seien subjektiv zu verstehen, erklärt der Museumsleiter. &bdquo;Es gibt natürlich einen Standpunkt. Meiner ist es, für den Planeten einzustehen“, sagt Strauß. Seine Standpunkte verdeutlicht der Museumsleiter teilweise recht provokant. Auf seiner Recherche, bei der sich Strauß auch mit der Jagd von Wildtieren auseinandergesetzt hat, stößt er auf das Foto eines Jägers. Dieser posiert vor einem erschossenen Elefanten. &bdquo;Das ist Töten aus Lust. Elefanten werden nicht geschossen, weil man Hunger hat“, sagt Strauß. Als er tiefer in das Thema eintaucht, entdeckt er Tierkopf-Trophäen für das Kinderzimmer, die Lust auf die Wildtierjagd machen sollen. &bdquo;Das ist keine Erfindung von mir. Damit werden Kinder schon früh an die Wildtierjagd herangeführt“, kritisiert der Museumsleiter. Die Tierkopf-Trophäen sind neben den Jagdfotos im Museum ausgestellt. Radikale Argumente Auch der Zucht von Tieren und Nahrungsmittel nimmt sich der Museumsleiter an. Das sei an sich nichts Schlimmes, sagt Strauß. Ein Tiefpunkt sei aber erreicht, wenn Qualzucht betrieben wird – zum Beispiel bei Hunden. Darunter versteht man bestimmte Rassen, die ihr Leben lang unter zuchtbedingten Merkmalen leiden. Aufgrund ihrer Zucht müssen die Hunde oftmals Schmerzen und andere gesundheitliche Einschränkungen ertragen. &bdquo;Da kann einem schon schlecht werden“, sagt Strauß bewusst provokant. Die Ausstellung soll aber auch die Entwicklung der Dörfer und Städte darstellen: vom Mittelalter-Dorf hinter Mauern über die Industriestadt bis zur Mega-City mit Slums und Favelas. Dabei wird die Brücke zu neuen Ideen des menschlichen Zusammenlebens in sogenannten vertikalen Städten geschlagen. Vertikales Bauen geht hoch hinaus, um mehr Platz auf einer geringeren Fläche zu schaffen. Auch der Anbau von Lebensmitteln soll dabei möglich sein. Ein Modell, das im Museum zu sehen ist, verdeutlicht die Idee. Michael Strauß möchte mit den Fotos, Plakaten, Kunstwerken und Texten natürlich anecken, aber nicht mit dem Finger auf die Menschen zeigen. Es geht bei der Ausstellung nicht um das Thema Schuld. Viel lieber möchte er zu spontanen Diskussionen über die Zukunft der Menschheit und der Erde anregen. &bdquo;Dabei könnte man fragen, ob die Natur nicht auch Rechte hat“, sagt Strauß. Mehr als ein Jahr lang hat der Museumsleiter übrigens an der Ausstellung gearbeitet. Unterstützung bekam er dabei nicht nur vom Förderverein Museumsinsel, sondern auch von den heimischen Künstlern Daniel Meier und Laura Burchert aus Kirchlengern. Beide haben ihre Kontakte spielen lassen, um internationale Grafikdesigner für die Ausstellung zu gewinnen. Deren Plakate werden ebenfalls im Museum präsentiert. &bdquo;Die Künstler kommen aus den USA, Mexiko, Taiwan, Polen – eigentlich von allen Kontinenten der Erde“, sagt Meier. Etwa 15 Kunstwerke, die in den vergangenen Tagen an den Wänden des Museums angebracht worden sind, kommen zudem von bekannten Künstlern aus der Region. Und einige werden noch folgen. Nach der Eröffnung soll die Ausstellung weiter wachsen. Öffnungszeiten der Museen Die Doppel-Ausstellung ist vom 7. August 2022 bis zum 31. Januar 2023 im Bünder Museum zu sehen. Geöffnet ist das Museum immer dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Sollte es im Winter zu einer temporären Schließung des Museums aufgrund der Gas-Krise kommen, könnte die Ausstellungsdauer verlängert werden.

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