Betrunkener würgt Arzt: Mehr Gewalt gegen Personal in Kliniken?

Bünde. Sie wollen verletzten Menschen helfen. Doch mittlerweile kommt es immer häufiger vor, dass Ärzte oder Pflegekräfte während ihrer Arbeit selbst zum Opfer werden. Eine aktuelle Studie unter 1.000 Klinikmitarbeitern hat ergeben, dass 81 Prozent der Befragten bereits Erfahrungen mit Gewalt in ihrer Einrichtung gemacht haben. Meist seien es Tritte, mit denen sie attackiert worden sind, berichten die Mitarbeiter. Häufig komme es aber auch zu Faustschlägen und Ohrfeigen. Ein Fall aus Bünde, bei dem ein Mediziner im Lukas-Krankenhaus von einem Patienten angegriffen worden ist, sorgt noch immer für Entsetzen – und hat nun ein Nachspiel. Mediziner ruft die Polizei Weil er stark alkoholisiert war, ist ein heute 37-Jähriger in das Lukas-Krankenhaus eingeliefert worden. Aufgrund seines gesundheitlichen Zustands konnte dem Mann dort aber nicht schnell genug geholfen werden. &bdquo;Aufgrund des hohen Alkoholwertes, der im Blut des 35-Jährigen festgestellt wurde, sollte er zwecks intensivmedizinischer Betreuung in eine Herforder Klinik verlegt werden“, teilte Polizeisprecherin Julia Dowe mit. Doch mit dieser Maßnahme war der Patient nicht einverstanden. &bdquo;Am Ende der Behandlung hat er den Arzt gewürgt“, sagt Thomas Bröderhausen, der Sprecher des Bünder Amtsgerichts. Der 63-jährige Mediziner und eine 53-jährige Krankenschwester riefen umgehend die Polizei. Die Beamten eilten nach der Alarmierung ins Lukas-Krankenhaus. Die Ankunft der Beamten brachte den Mann aber noch mehr in Rage. &bdquo;Die Polizisten wollten den Patienten sichern“, sagt Bröderhausen. Doch dagegen wehrte sich der 37-Jährige – zuerst mit Beleidigungen gegen die Ordnungshüter. Anschließend wurde er auch gegenüber den Polizisten handgreiflich. &bdquo;Sein Verhalten wurde zunehmend aggressiver und er begann, nach den Beamten zu schlagen, bespuckte sie und trat mehrfach in ihre Richtung“, erklärte Julia Dowe. Schock und Schmerzen nach AngriffDen Polizisten gelang es jedoch, den Mann im Behandlungszimmer zu überwältigen. Für den Transport in das Herforder Krankenhaus zur intensivmedizinischen Behandlung wurde er in Gewahrsam genommen und die Beamten begleiteten den Rettungswagen nach Herford. Wie der Mann sich im dortigen Krankenhaus verhalten hat und ob er auch dort auffällig gegenüber dem Klinikpersonal gewesen ist, ist nicht bekannt.Für den behandelnden Arzt im Lukas-Krankenhaus ist der Vorfall mit dem aggressiven Patienten noch einmal glimpflich ausgegangen, er soll keine langwierigen Schäden erlitten haben, heißt es vom Bünder Amtsgericht. &bdquo;Er hat aber Schmerzen gehabt“, sagt Thomas Bröderhausen. Dazu kommt natürlich der Schock über den plötzlichen Angriff des Patienten. Kein Sicherheitsdienst im Krankenhaus Einen Sicherheitsdienst, der in Fällen dieser Art eingreift, gibt es im Lukas-Krankenhaus in Bünde nicht. Glücklicherweise ist der Fall des aggressiven Patienten in Bünde ein Einzelfall. Im Klinikum Herford setzt man dagegen auf Security. &bdquo;Wir haben geschätzt jede Woche einen solchen Fall. Dazu kommen noch viele weitere, kleinere Fälle von Gewalt wie unsittliche Berührungen“, sagte Wilfried Schnieder, Leiter der Notaufnahme im Klinikum Herford, gegenüber der NW im Jahr 2019. Ein Jahr zuvor hatte dort ein Patient eine Pflegerin und eine Ärztin schwer verletzt. Der 37-Jährige, der sich im Bünder Krankenhaus aggressiv gegenüber Mitarbeitern und der Polizei verhalten hat, muss sich für sein Verhalten schon bald vor dem Bünder Amtsgericht verantworten. Nachdem eine Strafanzeige erstattet wurde, hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld die Ermittlungen übernommen. Diese hat den Mann wegen Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angeklagt. Die Verhandlung findet am 23. Mai um 12.15 Uhr statt.

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