Wegen Ukraine-Krieg: Grundschule schaltet Kinder-Nachrichten ab

Bünde. Politische Themen stehen auch in den heimischen Grundschulen auf dem Lehrplan. Um die komplizierten Inhalte kindgerecht aufzubereiten, nutzen einige Schulen auch die Kinder-Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. In der Grundschule Bustedt wird den Viertklässlern im Unterricht oder in der Frühstückspause zum Beispiel die ZDF-Sendung &bdquo;Logo“ gezeigt, die viele Jahre auch vom in Bünde geborenen Tim Niedernolte moderiert worden ist. Doch damit ist nun Schluss. Mit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat man die Präsentation der Kinder-Nachrichten in der Grundschule Bustedt eingestellt. Nach Informationen dieser Zeitung soll es zuvor Beschwerden von mindestens einem russischstämmigen Elternteil über den Inhalt der Kinder-Nachrichten gegeben haben. Die Eltern sollen die Ausrichtung der Sendung und die zu kritische Berichterstattung über den russischen Präsidenten Wladimir Putin bemängelt haben. Das hat die NW aus Lehrerkreisen erfahren. Sendung berichtet über politische Themen &bdquo;Logo“ berichtet seit Kriegsbeginn auf kindgerechte Weise von den Ereignissen im Kriegsgebiet. Themen der Sendung sind unter anderem &bdquo;Was mit den Spenden in der Ukraine passiert“, &bdquo;So könnt ihr Menschen in der Ukraine helfen“ oder &bdquo;Was ihr über den Krieg wissen solltet“. &bdquo;Logo“ berichtet aber auch über andere politische und gesellschaftliche Themen: zum Beispiel über die Saarland-Wahl, die Zeitumstellung oder Krankheiten und Allergien. Für ihr Programm zum Ukraine-Konflikt sind die Macher der Sendung zuletzt in den sozialen Medien angefeindet worden.Auf Facebook nimmt die &bdquo;Logo“-Redaktion Stellung: &bdquo;Es gibt kein Thema, das nicht auch Logo-Thema sein kann. Tabu sind lediglich Bilder, die Angst machen, zum Beispiel Naheinstellungen von Toten und Schwerverletzten.“ 33 Jahre Erfahrung würden zeigen, &bdquo;dass kindgerechte Informationen emotional sicherer machen. Ängstliches Verschweigen von Ereignissen spüren Kinder und reagieren mit Unsicherheit“, heißt es weiter. Zwei geflüchtete Kinder in der Schule Dass in der Grundschule Bustedt, in der derzeit auch zwei geflüchtete Kinder aus der Ukraine unterrichtet werden, aktuell auf die Ausstrahlung der Kinder-Nachrichten verzichtet wird, bestätigt Schulleiterin Bettina Wolff auf NW-Nachfrage. &bdquo;Seit Beginn der Krise machen wir das nicht mehr.“ Die Entscheidung begründet sie mit der &bdquo;Neutralität“, der man an der Grundschule verpflichtet sei. &bdquo;Uns ist klar, wenn wir das weitermachen, können wir nicht für die Neutralität der Berichterstattung sorgen“, sagt Wolff. Stattdessen wolle man Vielfalt und Heterogenität fördern. Von einer Beschwerde aus Elternkreisen wisse sie nichts. &bdquo;Das ist mir nicht bekannt“, sagt sie. Nicht alles, was an Lehrer der Schule herangetragen werde, würde am Ende auch die Schulleitung erreichen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) möchte zu der Entscheidung an der Grundschule Bustedt keine konkrete Stellungnahme abgeben. Auf NW-Anfrage heißt es, dass es eine Grundsatzentscheidung gebe, &bdquo;dass wir uns zu konkreten Fällen – unabhängig vom Kontext – nicht äußern“, teilt Pressesprecher Ulf Rödde mit. Hintergrund ist, dass man Einzelfälle aus der Distanz nicht seriös bewerten könne. Auf der Internetseite fordert die Gewerkschaft aber, dass man sich in den Schulen mit dem Ukraine-Krieg beschäftigen solle. &bdquo;Ich finde es unbedingt richtig, das zu thematisieren“, wird die GEW-Chefin Maike Finnern zitiert, die zuletzt an einer Schule im benachbarten Enger unterrichtet hat. Bezirksregierung empfiehlt ZDF-Sendung Laut GEW müssen Schulen an sich oder Lehrkräfte auch nicht unbedingt politisch neutral bleiben. &bdquo;Die kritische Auseinandersetzung mit tagespolitischen Themen – wie etwa dem Krieg in der Ukraine – sowie menschen- oder demokratiefeindlichen Ideologien gehören ebenso dazu wie die Thematisierung von Diskriminierungen innerhalb und außerhalb der Bildungseinrichtungen“, heißt es auf der Internetseite der Gewerkschaft. Unter der Rubrik &bdquo;Tipps für den Unterricht“ werden für Grundschulen übrigens auch ausdrücklich die Kinder-Nachrichten des ZDF empfohlen.Der Bezirksregierung Detmold ist die Entscheidung aus Bustedt nicht bekannt. &bdquo;Es sind auch keine derartigen Informationen an die Bezirksregierung herangetragen worden“, sagt Sprecher Peter Westphal. Die Behörde teilt aber mit, dass eine aktive und offene Befassung mit dem Ukraine-Krieg als aktueller Konflikt durch Lehrkräfte in pädagogisch-didaktischer Ausgestaltung im Schulunterricht erfolgen könne. &bdquo;Dabei können auch kindgerechte und altersgemäße Medien, wie beispielsweise redaktionell erstellte Kindernachrichten, eingesetzt werden. Eine Verpflichtung dazu besteht jedoch nicht“, erklärt Westphal.Geeignete Formate sind nach Einschätzung des psychologischen Fachdienstes für Schulen des Schulministeriums des Landes NRW die Kinder-Nachrichten &bdquo;Logo“ des ZDF.

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