Fast 15 Prozent mehr Straftaten: Verbrecher kommen aus der Corona-Pause

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Wenn alle zuhause bleiben, gibt es auch weniger Verbrechen. Da die Zahl der Straftaten im ersten Corona-Jahr auf einem Tiefstand war, war abzusehen, dass 2021 Ede Langfinger wieder aktiver werden würde. Dieser Anstieg des Verbrechens ist auch im Bünder Land für das vergangenen Jahr klar zu beobachten. Allerdings gibt es eine wirkliche Zunahme nur bei bestimmten Deliktfeldern. Fast 15 Prozent mehr Straftaten gab es 2021 in Bünde, heißt es in der neuesten Kriminalstatistik. In Rödinghausen liegt dieser Wert sogar bei über 20 Prozent. Kirchlengern wirkt da mit einem Anstieg um knapp 10 Prozent schon fast harmlos. Der Anstieg geht vor allem auf mehr Sachbeschädigungen und Rohheitsdelikte zurück. Der letztere Punkt beinhaltet alles von Raub, Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung. In Bünde ist der Wert wieder über 300 gestiegen, ein Anstieg um ein Fünftel. Über 200 Fälle davon sind Körperverletzung. In Kirchlengern steigen die Zahlen von rund 60 auf fast 90 Fälle.In Rödinghausen sind die Rohheitsdelikte um die Hälfte gestiegen. In tatsächlichen Fällen ist das jedoch nur ein Anstieg von 24 auf 51. Bei den Rohheitsdelikten liegt die Aufklärungsquote auch am höchsten – der Täter ist dem Opfer ja meistens eher bekannt, als bei einem Vandalismusfall tief in der Nacht.Nur in Kirchlengern blieben die Zahlen fast gleich In Rödinghausen haben genau diese Fälle von Sachbeschädigungen um über 70 Prozent zugenommen. Was in realen Fällen aber deutlich weniger dramatisch wirkt. Denn es handelt sich lediglich um einem Anstieg von 14 auf 24 Vandalismusfällen. In Bünde kommen dagegen über 100 zusätzliche Sachbeschädigungen hinzu, sodass es insgesamt über 300 Fälle von Vandalismus im vergangenen Jahr gab. Damit hat sich die Zahl um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Nur in Kirchlengern ist diese Deliktzahl fast gleich geblieben. In den vergangenen beiden Jahren gab es da knapp über 60 Fälle.Bei anderen Delikten sind die Zahlen dagegen deutlich rückläufiger. So gibt es in Bünde und Kirchlengern deutlich weniger Einbrüche. In Bünde geht die Zahl der Einbrüche um ein gutes Fünftel zurück. In Kirchlengern sogar um mehr als die Hälfte. Rödinghausen hatte in den vergangenen Jahren jeweils zwei beziehungsweise drei Einbrüche. An der Gesamtzahl der Straftaten gemessen, machen die Einbrüche nur einen kleinen Teil der Fälle im Kreis Herford und im Bünder Land aus. Dabei würden Bürger das häufig genau anders wahrnehmen, erklärt Uwe Maser, Sprecher der Polizei im Kreis Herford. &bdquo;Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Einbruchs zu werden, ist sehr gering“, sagt er. Die großen Säulen bei den Fallzahlen seien eher Diebstahl, Sachbeschädigung und Betrug. Die Zahl der Diebstähle blieb zwischen den zwei Coronajahren im Bünder Land kaum verändert. Am höchsten ist sie entsprechend der Einwohnerzahl natürlich in Bünde. Über 680 Fälle sind dort von der Polizei aufgenommen worden, fast genau so viele wie im Vorjahr. Bei rund einem Drittel davon handelt es sich um Ladendiebstähle. In Rödinghausen gibt es nach wie vor nur um die 40 Diebstähle. In Kirchlengern ist die Zahl sogar leicht rückläufig. Die Diebstahlsdelikte sanken dort von rund 190 auf rund 180. Seit Lügde gibt wird Missbrauch häufiger angezeigt Wenig auffällig sind die Fallzahlen bei Straftaten mit Drogen und bei sexuellen Übergriffen. Am höchsten ist die Zahl da noch in Bünde, wo es fast 70 Straftaten im Zusammenhang mit Drogen für das gesamte vergangene Jahr gab. Bei der Frage nach der Art der Drogen liegt kreisweit weiterhin Cannabis weit vorne.Bei den Sexualstraftaten liegt auch Bünde an erster Stelle, mit fast 60 Fällen. In Kirchlengern sind es etwas über 20, in Rödinghausen etwas über 10. Dass diese Fallzahl seit einigen Jahren ansteigt, liegt aber nicht unbedingt daran, dass es tatsächlich mehr Fälle gibt. &bdquo;Wir haben ein höheres Anzeigeverhalten seit Lügde“, sagt Polizeisprecher Maser. Der Missbrauchsskandal um einen Campingplatz hat dafür gesorgt, dass Menschen für das Thema Missbrauch mehr sensibilisiert werden und es so häufiger zu Anzeigen kommt. Denn gerade bei Sexualstraftaten wurde und wird immer noch von einem hohen Dunkelfeld ausgegangenen – von Fällen, wo es die Betroffenen nicht wagen, sich Hilfe zu holen.Ingesamt befinden sich Straftaten seit 2011 auf einem fortwährenden Abwärtstrend im Kreis Herford, der im ersten Pandemiejahr seinen Tiefpunkt erreicht hat. Der kreisweite Anstieg im vergangenen Jahr hat diesen Trend nun etwas umgekehrt. Allerdings liegt die Gesamtzahl der Straftaten immer noch unter dem Wert von 2018. Der Landesschnitt liegt bei 7.000 Taten pro 100.000 Bürger Die Aufklärungsquote ist im gleichen Zeitraum von 2011 etwas angestiegen und lag 2020 und 2021 auf einem Höchststand von rund 57 Prozent. Damit liegt der Kreis etwas über dem landesweiten Schnitt. Bürger im Bünder Land sind insgesamt wesentlich weniger gefährdet, Opfer eines Verbrechens zu werden als der Rest von NRW. Um da zu vergleichen, rechnet die Polizei hoch, wie viele von Verbrechen Betroffene es pro 100.000 Bürger im Jahr im Land gab. Der Landesschnitt liegt dabei fast bei 7.000. In Bünde traf es im vergangenen Jahr rund 4.500 Bürger pro 100.000 Einwohner. In Kirchlengern waren es sogar nur knapp 3.200, in Rödinghausen mit knapp 2.000 sogar noch weniger.

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