Senioren wieder im Visier von Betrügern

Bünde. Seit rund zwei Jahren bekommt Peter Comprix (72) immer wieder die gleichen Anrufe. Ein vermeintliches Amtsgericht Stuttgart ruft ihn wegen der Zahlung angeblicher Strafkosten an. Am Telefon wird er aufgefordert, entweder die Taste eins oder zwei zu drücken, um Informationen zu bekommen oder direkt zu zahlen. &bdquo;Das ist sehr nervig“, sagt der Rentner. &bdquo;Manchmal kommen die Anrufe dreimal die Woche.“ Es ist aber nicht die einzige Masche, mit der Betrüger versuchen an das Geld des Bünders zu kommen. Im vergangenen Herbst habe er plötzlich ein Schreiben eines angeblichen Inkasso-Unternehmens erhalten. In dem Schreiben, das der NW vorliegt, wird behauptet, es gebe eine ausstehende Zahlungsforderung gegen Comprix von der Firma &bdquo;Volksgewinn 49 – Spielgemeinschaft“. Comprix hätte Schulden von rund 620 Euro. Doch nun erhalte er das einmalige Angebot, als Teil einer außergerichtlichen Einigung, nur 20 Prozent dieser Schulden begleichen zu müssen. Wenn Comprix rund 175 Euro innerhalb von sieben Tagen überweisen würde, könnte so ein gerichtliches Mahnverfahren vermieden werden.Natürlich steckt nicht wirklich das Amtsgericht Stuttgart hinter den Anrufen und natürlich gibt es keine real ausstehenden Schulden. Das Amtsgericht Stuttgart weist mittlerweile auf seiner eigenen Webseite darauf hin, dass die Betrugsanrufe nicht vom Amtsgericht selbst stammen. Wer tatsächlich die Tasten eins oder zwei drücke, würde in eine kostenpflichtige Warteschleife weitergeleitet.Betrüger geben sich als Microsoft-Mitarbeiter aus Das angebliche Inkasso-Unternehmen von dem Peter Comprix einen Brief erhalten hat, – eine Firma namens Debt Collector Advisor – findet sich auf einer Warnliste des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU). Laut dem BDIU würden die Firmen auf der Liste &bdquo;betrügerische Inkassoschreiben“ verschicken.In der Mitte des vergangenen Jahres hat die Polizei im Kreis Herford einen Anstieg an Betrugsanrufen nach demselben Muster wie im Fall von Peter Comprix festgestellt, sagt Simone Lah-Schnier, Pressesprecherin der Polizei. Die zweite Betrugsmasche sei den Beamten dagegen noch nicht in einer auffälligen Häufigkeit gemeldet worden. Dafür aber andere Arten des Betrugs, wie Anrufe von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern, die vor allem ältere Bürger davon überzeugen wollen, neue Microsoft-Software herunterzuladen. In Wahrheit handelt es sich dabei aber um sogenannte Trojaner. Auch beliebt seien aktuell Anrufe, bei den sich die Betrüger als Polizisten ausgeben. "Alte Leute sind häufig gutgläubiger"Die Polizei-Pressesprecherin weiß auch, warum sich Betrugsanrufe so häufig wiederholen können wie bei Peter Comprix. &bdquo;Meistens haben diese Leute Telefonlisten, die sie nach Zufallsprinzip peu à peu immer wieder abtelefonieren“, sagt sie. In einem anderen Fall habe es so bei einem Bürger acht solcher Betrugsanrufe in zwei Monaten gegeben.Bei den Anrufen haben die Betrüger besonders eine Gruppe im Fokus: Senioren. &bdquo;Alte Leute sind häufig gutgläubiger und werden nicht sofort misstrauisch“, sagt Lah-Schnier. &bdquo;Sie glauben, dass ihnen die Leute tatsächlich helfen wollen.“ Während jüngere Menschen potenziellen Betrügern eher skeptisch begegnen. Auch die Unwissenheit älterer Menschen über neuere Technologien, würde sich von Betrügern zunutze gemacht, sagt die Pressesprecherin.Ihr Rat für die verschiedenen Betrugsmaschen: Auf E-Mails nichts reagieren und nichts herunterladen. Bei Anrufen direkt auflegen. &bdquo;Und die Polizei anrufen“, sagt Lah-Schnier. Die sei auf die Daten aus diesen Fällen angewiesen. &bdquo;So können wir vielleicht einen Namen oder eine Telefonnummer in einen Tatzusammenhang bringen.“ Wer sich darüber hinaus informieren will, findet unter www.polizei-beratung.de weitere Informationen zu aktuellen Betrugsmaschen. Peter Comprix befolgt die Ratschläge der Polizei schon. An die ständigen Anrufe vom falschen Amtsgericht habe er sich schon &bdquo;so dran gewöhnt. Das juckt mich gar nicht“, sagt der Rentner.

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